Kryson 05 - Das Buch der Macht
Suche nach dem Buch der Macht trieb ihn fort.Der Gedanke an seine Abreise stimmte ihn betrübt. Aber er würde zurückkommen, sobald das Buch gefunden war. Bis dahin hatten die Tartyk bestimmt ihre neue Heimat gefunden und mithilfe der Felsgeborenen die Stadt erbaut, in der sie in Zukunft leben wollten.
Sapius stand auf, krabbelte aus der Höhle, gähnte, streckte sich und zog sich an. Die Nacht und der Schlaf hatten ihm gutgetan. Die Sonnen von Kryson waren erst vor wenigen Sardas aufgegangen und erhoben sich knapp über die Gipfel des Südgebirges. Es war kalt in den Bergen. Der Magier konnte den Hauch seines Atems sehen. Zitternd nahm er seinen Kapuzenmantel vom Eingang der Höhle, legte ihn sich um die Schultern und zog ihn vorne zu. Danach kroch er in die Höhle zurück und strich Demira sanft durch die Haare und über die Stirn. Das Licht der Sonnen kitzelte sie in der Nase. Sie musste niesen. Verschlafen öffnete sie die Augen, rieb sie sich mit den Handrücken klar und lächelte den Magier verträumt an.
»Ein schöner Morgen, mein Liebster«, sagte sie, »ich habe von uns geträumt. Wir schwammen nackt in einem See in den Bergen. Wir liebten uns. Das Wasser war wunderbar klar und warm. Dann nahmst du mich auf dem Rücken des Drachen mit und zeigtest mir Ell. Es war wunderschön.«
»Das ist gut«, sagte Sapius, »du bist glücklich. Ich habe selten gute Träume und beneide dich darum.«
»Vielleicht ändert sich das eines Tages«, versuchte sie Sapius zu trösten.
»Die Hoffnung stirbt zuletzt«, brummte Sapius, verzog sein Gesicht zu einem schiefen Lächeln und fuhr in ernstem Tonfall fort. »Ich muss bald zu den Streitern aufbrechen. Der Abschied fällt mir nicht leicht, aber bevor ich zurückkehren und als Yasek mit dir und den Tartyk leben kann, habe ich noch einiges zu erledigen. Die Streiter werden nicht allzu lange auf mich warten und ich muss den Lesvaraq Tomal suchen.«
»Ich vertraue dir«, meinte Demira, »du bist mein Gemahl und der Yasek der Drachenreiter. Du wirst das Richtige tun.«
»Wer weiß schon, was richtig oder falsch ist?«, zweifelte Sapius ihre Worte an. »Aber ich habe mich für dich und die Drachenreiter entschieden. Nun gibt es keinen Zweifel und kein Zurück mehr. Der Weg liegt klarer vor mir als jemals zuvor. Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe.«
Sapius und Demira verließen die Höhle und gesellten sich zu den übrigen Tartyk, die langsam ebenfalls aus ihren Höhlen und Nischen kamen, um sich für den Abmarsch in ihre Heimat zu sammeln. Haffak Gas Vadar hatte in der Nacht die Dracheneier warm gehalten.
»Ich hoffe, du hast gut geschlafen«, begrüßte der Drache den Magier.
»Bestens«, antwortete der Magier, »so gut wie noch nie.«
»Das war nicht zu überhören«, lästerte der Drache. »Es war mir schon immer ein Rätsel, warum die Tartyk so laut sein müssen, wenn sie sich lieben. Es hat sich angehört, als würdet ihr euch gegenseitig umbringen. Die Liebe muss wohl sehr schmerzhaft für euch sein.«
»Sicher. Das ist sie wohl zuweilen«, brummte Sapius, der nicht mit Haffak Gas Vadar weiter darüber reden wollte. »Wie geht es den Drachenkindern?«
»Ich hielt sie mit meinem Feuer warm«, meinte der Drache, »sie sind sehr lebhaft und klopfen bereits von innen an ihre Schalen. Ein weiterer Tag noch und sie werden schlüpfen.«
»Leider kann ich nicht dabei sein, um zu erleben, wie sie aus ihren Schalen kriechen.«
»Du könntest schon, wenn du wolltest«, sagte Haffak.
»Nein. Die Streiter werden nicht so lange auf mich warten. Sie würden ohne mich aufbrechen.«
»Was kein Schaden wäre«, antwortete Haffak Gas Vadar, »du kennst meine Gedanken zur Suche nach dem Buch unddu hast die Drachenmutter gehört. Deine erste Sorge muss das Wohlergehen der Tartyk und der Drachen sein.«
»Das ist sie auch«, erwiderte Sapius, »aber es ist nicht so einfach, wie du annimmst.«
»Doch, das ist es«, widersprach der Drache.
»Für dich vielleicht. Für mich jedoch nicht.«
»Genau darin liegt das Problem«, sagte Haffak, »zwei Herzen schlagen in deiner Brust. Du machst dir dein Leben selbst schwer und lebst im Geiste noch in deiner alten Welt, während du mit deinem Körper schon in deinem neuen Leben angekommen bist.«
»Ich werde zu Ende bringen, was ich angefangen habe«, meinte Sapius.
»Ich verstehe«, antwortete Haffak Gas Vadar, »aber lass dir nicht zu lange Zeit, mit deinem bisherigen Leben abzuschließen und neu anzufangen. Wir brauchen dich,
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