Kryson 05 - Das Buch der Macht
mir verlangen!«
»Ihr seid der vernünftigste unter den Streitern und Ihrwisst mit der Magie und der Macht umzugehen. Ihr kennt das Gleichgewicht. Ich traue Euch wie keinem anderen zu, dass Ihr diese Last tragen könnt«, sagte Tarratar.
»Aber Ihr habt mir das Buch nicht überlassen, als Ihr Gelegenheit dazu hattet«, wunderte sich Sapius, »ich will es nicht haben.«
»Ich wollte es Euch geben, aber Ihr habt in Eurem Starrsinn nicht auf meinen Rat gehört. Leider hören die wenigsten auf mich«, grummelte Tarratar missmutig, »deshalb habt Ihr die Prüfung nicht bestanden. Das Buch der Macht hat Euch nur zögernd abgelehnt. Solltet Ihr es jedoch im Nachhinein erobern, wird es sich Eurer Stärke nicht mehr widersetzen.«
»Ich bedauere, aber ich kann Euren Vorschlag nicht annehmen«, war Sapius’ Antwort.
»Ich bitte Euch, Sapius«, flehte Tarratar, »was könnt Ihr schon verlieren? Etwas Zeit? Ich schenke sie Euch mithilfe des Buches wieder, wenn es Euch darum geht. Ihr gewinnt und könnt die Tartyk in Sicherheit bringen, solltet Ihr das Buch bekommen. Das ist es doch, was Ihr wollt. Das Buch der Macht in fremden und unerfahrenen Händen zu wissen, birgt die Gefahr, schon im nächsten Augenblick alles zu verlieren, was Euch lieb und teuer ist. Wollt Ihr Euch und den Drachenreitern das antun und ihr Leben gefährden, wo Ihr dieses doch erst unter großen Gefahren gerettet habt? Wie lange hofft Ihr schon auf eine bessere Zukunft für die Drachenreiter? Soll Eure einzige Hoffnung von jetzt auf nachher sterben, nur weil Ihr Eure Aufgabe nicht sehen und Renlasol das Buch lassen wollt? Ich verspreche Euch, es soll Euer Schaden nicht sein, wenn Ihr für die Sicherheit des Buches sorgt. Nehmt es an Euch und versteckt es, bis ich zu Euch komme und mein Versprechen einlöse.«
Sapius ärgerte sich über sich selbst. Der Narr brachte den Magier in seiner für unumstößlich gehaltenen Entscheidung doch tatsächlich ins Wanken. Was blieb ihm anderes übrig, alsRenlasol nachzueilen und ihm das Buch wieder abzunehmen, wollte er den Fortbestand seines Volkes und der Drachen nicht in Gefahr bringen? Wenn er Glück hatte, erwischte er den Fürsten noch innerhalb der Mauern der Ordenshäuser oder außerhalb des Hauses des hohen Vaters. Weit konnte der Fürst selbst mit der Hilfe Yilassas noch nicht gekommen sein.
Sapius verabschiedete sich hastig von Tarratar und eilte den Streitern durch die Gänge des Verlieses hinterher, so schnell er mit seinem steifen Bein nur konnte. Hätte er allerdings Tarratars listiges Lächeln gesehen und bei einem Blick zurück bemerkt, wie sich der Narr in freudiger Erwartung die Hände rieb, hätte Sapius es sich vielleicht noch einmal anders überlegt. Aber dafür blieb ihm keine Zeit. Er wollte Renlasol einholen. Die Verfolgung hatte begonnen.
Auf seinem Weg aus dem Verlies überholte er Malidor, Belrod und Baijosto, die ihm entgeistert nachblickten, als er ohne ein Wort an ihnen vorbeirannte.
»Was ist los, Sapius?«, rief ihm Malidor lachend nach. »Seid Ihr im Verlies einem bösen Geist begegnet, der Euch nun an Eure schwarze Magierseele will?«
Sapius ignorierte die Bemerkung seines ehemaligen Schülers und hastete weiter bis zum Ausgang. Außer Atem erreichte er den Vorhof des Ordenshauses. Der Magier vermutete, dass Renlasol geradewegs zu Yilassa marschiert war, um den hohen Vater davon zu überzeugen, mit ihm zu kommen. Vor dem Hauptgebäude des Ordens traf er auf Vargnar.
»Habt Ihr Renlasol gesehen?«, rief Sapius dem Felsenprinzen zu.
»Nein«, antwortete Vargnar, »aber keine Sorge, er wird mir nicht entwischen. Sobald der Fürst die Ordenshäuser verlassen will, hefte ich mich an seine Fersen und werde ihn wie sein eigener Schatten verfolgen. Wollt Ihr Euch der Jagd auf den Bluttrinker nun etwa doch anschließen?«
Der Magier konnte dem Felsgeborenen nicht die Wahrheit sagen, weshalb er Renlasol so kurz nach ihrem Auseinandergehen suchte. Immerhin hatte Vargnar ein eigenes Interesse am Buch der Macht.
»Ähm … nein, die Jagd liegt mir nicht«, antwortete Sapius verlegen, »ich suche den Fürsten nur, um ihm etwas Persönliches mit auf den Weg zu geben, und ich hatte gehofft, ihn noch im Haus des hohen Vaters anzutreffen.«
»Er hat das Ordenshaus noch nicht verlassen. Ihr könntet also Glück haben«, antwortete Vargnar, anscheinend ohne Verdacht zu schöpfen.
Im Haus des hohen Vaters ließ sich der Magier von einem eifrigen Sonnenreiter den Weg zu Yilassas Kammer
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