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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Tarratar darf es wieder richten. Ich hoffe nur, dass es noch nicht zu spät ist. Ich habe Sapius gewarnt. Wo bleibt er nur? Habe ich etwas falsch gemacht oder vergessen?«
    »Herr, ich glaube …«, setzte Kaschta an.
    Keine Zeit, keine Zeit«, unterbrach Tarratar den Schüler jäh, »kommt schon! Hier noch und da noch. So muss es doch gehen.«
    Das Schreibwerkzeug des Wächters flitzte über die Seiten des Buches.
    »Herr?« Kaschta wurde lauter.
    »Was ist denn, verdammt? Siehst du nicht, dass ich arbeiten und deine Fehler ausbessern muss? Stör mich nicht, sonst verschreibe ich mich noch. Das könnte schreckliche Folgen haben. Verflixt, wo bleibt der Magier denn nur?«, schimpfte Tarratar.
    Die Umrisse von Kaschta und dem Wächter wurden deutlicher.
    »Tarratar, ich kann Sapius sehen. Er ist hier!«, rief Kaschta freudig aus.
    »Was?« Tarratar klang überrascht.
    »Es ist gelungen. Sapius ist zurück«, erklärte Kaschta, »aber ich kann ihn noch nicht sehr deutlich sehen.«
    »Gut, gut … das ist gut!«, antwortete Tarratar, ohne vom Buch aufzublicken oder seine Arbeit zu unterbrechen. »Sieh ihn dir an. Wie sieht er aus? Beschreibe mir seinen Zustand. Ich bin noch nicht fertig.«
    »Was meint Ihr?«, fragte Kaschta. »Er sieht wie Sapius aus.«
    »Natürlich sieht er wie Sapius aus«, murrte Tarratar, »das wollte ich nicht wissen. Sieht er alt oder jung aus?«
    »Er sieht … oh, das ist ein Wunder, deutlich jünger aus, als ich ihn kenne«, meinte Kaschta.
    »Sehr gut«, antwortete Tarratar, »gleich haben wir es geschafft. Nur noch einen Satz, dann haben wir das Schlimmste überstanden.«
    Der erste Wächter richtete sich auf und sprang vom Stuhl. Er drehte sich um und blickte sich in der Hütte um. Sapius hatte kein Wort gesagt. Er starrte ungläubig auf Kaschta und Tarratar, kaum in der Lage zu verstehen, was sich ereignet hatte.
    »Hoi, hoi, hoi. Sapius, willkommen zurück. Ich musste mein ganzes Geschick in das Schreiben legen, nur weil Euer Schüler eine etwas zu romantisch veranlagte Ader in seinem Herzen hat. Ihr solltet ihn seine Anwandlungen und Abhandlungen über die Liebe künftig besser nicht mehr in das Buch der Macht schreiben lassen. Gebt ihm Griffel und Papier zum Üben, dann kann er Geschichten über die Liebe und Euch schreiben, so viel er möchte. Ich verspreche, sie auch zu lesen, so Ihr sie denn für gut befinden solltet. Ob sie wahr oder frei erfunden sind, braucht Ihr mir nicht zu sagen. Hauptsache, sie zaubern ein Lächeln auf meine Lippen und entschädigen mich für diese Arbeit.«
    Sapius wollte etwas erwidern. Aber er kam nicht mehr dazu. Der Magier war aufgewacht.

    Hatte er dieses Leben wirklich gelebt? Sapius hatte von Elischas Schicksal gehört und auch davon, dass sie nun dem Ordenshaus der Orna vorstand. All das wäre ihr erspart geblieben, wenn sie sich für ihn entschieden und ein Leben an seiner Seite bei den Drachenreitern geführt hätte.
    » Narr«, schimpfte sich Sapius selbst, » unterliegst der Illusion eines Traums von der Liebe. Nicht eine Anunze hätte sie für dich gegeben. Sie mochte dich nicht einmal leiden.«
    Während er den übrigen Streitern in sicherem Abstand folgte, hatte er sich die Frage über sein anderes Leben immerwieder gestellt und sich dann doch eingeredet, es sei nur ein Traum gewesen. Trotzdem reizte ihn die Vorstellung, die Möglichkeit, die Vergangenheit zu verändern und ein anderer zu sein.
    In welchen Teil der Geschichte Krysons würde er eingreifen? Wäre er auch bereit die Folgen zu tragen, wenn sie für ihn und andere unabsehbar waren? Selbst die kleinste Anpassung konnte gefährlich sein. Sie mochte noch so durchdacht und bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sein, niemand konnte voraussehen, wie sie sich in der Zukunft auswirken würde. Das Buch der Macht bot unbegrenzte Gelegenheiten. Sie zu nutzen wäre jedoch unverantwortlich. Immerhin änderte sich dadurch nicht nur das eigene, sondern auch das Leben vieler.
    »Warum suchen wir das Buch der Macht überhaupt?«, fragte sich Sapius in Gedanken. »Der Besitz ist nicht erstrebenswert. Könnte ich der Versuchung widerstehen? Werden die anderen Streiter es umschreiben wollen? Ich kann ihnen das Buch nicht überlassen. Ich kann ihnen nicht trauen. Keinem von ihnen.«
    Ihm wurde plötzlich schmerzlich bewusst, dass er alleine war und ihm womöglich ein aussichtsloser Kampf um den Besitz des Buches bevorstand.
    Die Suche entwickelte sich von Anfang an anders, als er sich das vorgestellt

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