Kryson 05 - Das Buch der Macht
Zuchtmeistern auf Ablehnung. Sie meinten, ihm fehlten die Härte und das Geschick eines wahren Zuchtmeisters und er habe nicht die lange entbehrungsreiche Ausbildung für einen solch herausgehobenen Posten durchlaufen. Kämpferische Übungen bildeten neben vielen anderen Inhalten den Kern dieser Ausbildung. Ein Zuchtmeister musste jederzeit inder Lage sein, die gefährlichsten Hybriden und Chimären zu besiegen und die Rachuren vor einem Übergriff der eigenen missratenen Schöpfungen zu beschützen. Ob sie Zanmour jemals als ihresgleichen anerkennen und in ihren erlauchten Kreis aufnehmen würden, war fraglich. Er würde sie von seinen Fähigkeiten überzeugen müssen.
Die Wärter hingegen mieden Zanmour nach seinem Aufstieg zunächst, weil er nun im Rang über ihnen stand und über sie gebieten konnte. Allerdings erkannten sie schnell, dass Zanmour anders als die übrigen Zuchtmeister war und sich seine Einstellung auch durch seine Beförderung nicht verändert hatte. Er sah nicht auf sie herab, sondern zeigte sich nach wie vor freundlich und hilfsbereit.
Zanmour hörte den Drachen schon von Weitem brüllen. Dumpfe Schläge gegen die Felswände seiner eigens für ihn angelegten Kaverne hallten wie das Donnern eines Gewitters durch die inneren Brutkammern, in denen Haffak Gas Vadar seit vielen Sonnenwenden gefangen war.
»Bringt den Drachen endlich zur Vernunft. Das Gebrüll ist nicht auszuhalten«, rief ihm Holaar, ein erfahrener Zuchtmeister, verärgert nach, »sonst tun wir das. Es könnte durchaus sein, dass er unsere Erziehung nicht überlebt.«
»Ich bin schon unterwegs«, rief Zanmour, »kein Grund zur Aufregung. Ich werde ihn wieder beruhigen.«
»Hoffentlich«, antwortete der ältere Zuchtmeister, »und denkt endlich daran: Der Drache braucht weder Streicheleinheiten noch die aufmunternden Worte eines Weichlings, sondern die Peitsche. Schält ihm damit die Schuppen vom Leib und zieht ihm die Haut ab, das wird er verstehen.«
Zanmour antwortete nicht auf diese Ratschläge. Unbeirrt ging er seines Weges weiter zur Kaverne des Drachen und ließ den Zuchtmeister einfach stehen. Das würde ihm Vorwürfe der anderen Zuchtmeister einbringen. Aber er hatte wederZeit noch Lust, sich mit dem Rachuren zu streiten, während Haffak Gas Vadar – wie schon so oft – seine Höhle demolierte und den Wärtern das Leben schwer machte.
Behutsam schloss Zanmour das Tor zur Kaverne des Drachen auf und steckte den Kopf durch den Eingang. Er hatte schon befürchtet, dass sich Haffak Gas Vadar in seiner Wut und Einsamkeit über das Tor hergemacht und wie zuletzt Felsen aus der Wand gebrochen hätte. Aber dieses Mal war es noch schlimmer. Decke, Wände und Boden der Kaverne waren mit einer dicken Rußschicht überzogen. Es war heiß in der riesigen Kammer. Die Hitze schlug Zanmour ins Gesicht und er fürchtete, Verbrennungen davonzutragen.
An mehreren Stellen rings um den Drachen brannten Feuer. Einige Steine waren zu einer glühenden flüssigen Masse geschmolzen, die sich im Zentrum der Kaverne sammelte.
Seine jüngste Brut an Drachenchimären hatte der Drache zum Entsetzen Zanmours getötet. Das konnte noch nicht allzu lange her sein. Wahrscheinlich hatten die Wärter und die übrigen Zuchtmeister das Unglück noch nicht entdeckt. Aber diese Tat des Drachen würde Folgen haben. Rajuru würde außer sich sein. Zanmour überlegte fieberhaft, wie er dem Drachen helfen und eine Bestrafung verhindern konnte. Womöglich gaben sie Zanmour noch die Schuld an dieser Misere. Das wäre sein Ende und die übrigen Zuchtmeister würden bei einer Bestrafung freudig applaudieren.
»Ich muss mir etwas einfallen lassen und Zeit gewinnen, sonst bin ich erledigt«, dachte Zanmour.
Haffak Gas Vadar hatte die Eier offenbar in blinder Wut zerschlagen und die bereits geschlüpften Rachurendrachen zertrampelt. Die größeren seiner Kinder hatte er mit Zähnen und Klauen zerrissen und aufgefressen. Das hatte er noch nie zuvor getan. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht.
Sein Zorn über die Gefangenschaft hatte die Gewalt einesVulkanausbruchs. Zanmour würde Mühe haben, den Flugdrachen zu beruhigen. Befand sich Haffak Gas Vadar in diesem Zustand, konnte es gut sein, dass er ihn nicht als Freund erkannte und ihn für einen der Wärter hielt, die er so gerne fraß. Zanmour musste sich vorsehen, wollte er nicht im Drachenfeuer verglühen.
»Bei den Kojos, was hast du getan?«, sagte Zanmour.
Der Zuchtmeister nahm nicht an, der Drache würde ihm
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