Kryson 05 - Das Buch der Macht
war, »achtet auf die Schleier!«
Der Zuchtmeister trug einen Schlüssel an einer Kette um den Hals. Sapius sah, wie er diesen hervorholte und einem in der Nähe stehenden Wächter zuwarf.
»Schade um den Wandler! Lasst die Dreloks frei!«, befahl der Zuchtmeister, während der Schlüssel durch die Kaverne flog und er auf die unterste Ebene sprang.
Sapius reagierte und verwandelte einen seiner Schleier in einen schwarzen Dolch. Bevor der Wächter den Schlüssel auffangen konnte, bohrte sich ihm schon der Dolch zwischen die Augen. Der Rachure war auf der Stelle tot. Sein Körper durchbrach ein Geländer und krachte vom Gerüst auf den Boden der Kaverne.
»Verdammt«, fluchte der Zuchtmeister an die übrigen Wächter gewandt, »greift euch den Schlüssel!«
Die Aufseher gehorchten, aber das war leichter befohlen als ausgeführt.
Renlasol bewegte sich schnell, griff sich einen der Wächter mit beiden Händen, drehte ihn in einer Bewegung um die eigene Achse und bohrte ihm anschließend die Zähne in den Hals. Der Rachure schrie und schlug um sich, konnte den Bluttrinker jedoch nicht abschütteln, der inzwischen von hinten auf dem Rücken seines Opfers aufgesessen war und sich festgeklammert hatte.
Durch den Geruch des Blutes geriet der Krolak in Rage und warf sich knurrend auf den zweiten Wächter, der sich geradenach dem Schlüssel des Zuchtmeisters streckte. Der Gestaltwandler riss seinem Gegner die Kehle mit einem Biss heraus und labte sich an dessen Fleisch.
Die Peitsche des Zuchtmeisters traf den Krolak auf dem Rücken und hinterließ eine tiefe, klaffende Wunde. Der Krolak ließ brüllend von seiner Beute ab, wirbelte herum und warf den Kopf vor Schmerz in den Nacken.
»Komm und stell dich mir«, reizte der Zuchtmeister den Krolak, »glaubst du, ich würde nicht mit dir fertig? Ich habe schon ganz andere Kreaturen besiegt. Du bist die harmloseste davon.«
Wieder knallte die Peitsche und traf den Krolak quer über die Brust. Er versuchte die Peitsche mit den Pranken zu fassen, war jedoch zu langsam. Mit einer Reihe schnell aufeinanderfolgender Hiebe hielt der Zuchtmeister den Krolak auf Distanz und zwang ihn in die Knie. Keuchend stand der Gestaltwandler auf allen vieren und versuchte sich vor der Peitsche zu schützen, die ihm Fell und Fleisch von den Knochen schälte.
»Halt still, Wandler«, sagte der Zuchtmeister, »dann werde ich dir keine Schmerzen mehr zufügen.«
Er löste eine Kette und ein mit nach innen gerichteten Stacheln versehenes Halsband von seinem Gürtel und warf es dem Krolak zu.
»Leg das für mich an und wirf mir das Ende der Kette zu«, befahl der Rachure, während er die Peitsche bedrohlich schwang.
Der Krolak war geschlagen und ließ den Kopf hängen. Während er sich nach dem Halsband bückte, um es aufzuheben, verwandelte er sich zurück. Mit zitternden Händen legte Baijosto das Halsband an und warf dem Zuchtmeister die Kette zu, der sie geschickt auffing und sofort anzog. Baijosto heulte auf, als sich ihm die Stacheln in den Hals bohrten.
»So ist es brav«, lächelte der Zuchtmeister triumphierend, »hab keine Angst und widersetze dich nicht, dann werde ich dir keine Schmerzen mehr zufügen. Im Gegenteil, ich belohne dich und werde dich für die Chimärenzucht zähmen. Du wirst der Vater vieler wunderbarer Chimären sein. Vertrau mir, das wird dir Freude bereiten und wir werden uns bald prächtig verstehen.«
Mit diesem Ausgang des Kampfes hatte der Magier nicht gerechnet. Sapius konnte nicht mit ansehen, wie der Zuchtmeister seinen Gefährten unterwarf. Von Renlasol konnten sie keine Unterstützung erwarten. Das Saugen und Schmatzen war überdeutlich zu hören. Der Bluttrinker würde nicht eher damit aufhören, bis er den letzten Tropfen aus seinem Opfer gesaugt hatte. Sapius musste selbst handeln. Aber seine übrigen Schleier waren noch zu weit entfernt, um den Zuchtmeister anzugreifen.
»Lasst ihn frei!«, rief Sapius.
Seine Stimme klang, als käme sie gleichzeitig aus mehreren Kehlen. Sie schien weit entfernt und hohl zu sein. Der Magier brachte vier Schleier dazu, sich dem Zuchtmeister allmählich zu nähern.
»Ich warne dich, wer immer oder wie mächtig du auch sein magst«, sagte der Zuchtmeister, »greifst du mich an, werde ich so fest an der Kette ziehen, bis sich die Stacheln vollends in seinen Hals bohren. Das wird er nicht überleben.«
»Stacka!«, rief Sapius durch die Kaverne.
Der Zuchtmeister erstarrte und konnte weder Arme noch Beine
Weitere Kostenlose Bücher