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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Ende. Der klägliche Rest eines verlorenen Volkes. Zanmour forderte den einzigen Wächter auf, ihm die Schlüssel für die Kammern auszuhändigen.
    »Wie viele sind noch übrig?«, wollte der Zuchtmeister wissen.
    »Ich zähle die Gefangenen nicht täglich«, antwortete der Aufseher, »einmal die Woche reicht. Vergangene Woche waren es noch dreiundfünfzig. Wahrscheinlich werden es diese Woche weniger sein, wenn sie keine Brut geworfen haben, was bei ihnen selten vorkommt. Aber das ist nicht wichtig. Wenn Ihr mich fragt, sind sie zu nichts außer als Futter für die Chimären zu gebrauchen. Sie leben nur noch, weil Nalkaar und Rajuru glauben, der Drache bräuchte sie oder wenigstens das Gefühl ihrer Nähe. Mit diesen Überlebenden zwingen sie den Drachen, sich um die Chimären zu kümmern. Nur deshalb halte ich sie am Leben. Ich muss das Pack jeden zweiten Tag füttern und einmal innerhalb eines Mondes ihre Kammern säubern. Zum Glück sind sie genügsam, brauchen nicht viel und machen nur wenig Dreck. Was wollt Ihr mit ihnen, Zuchtmeister?«
    »Ich soll sie zum Drachen bringen«, antwortete Zanmour. »Wollt Ihr mir dabei behilflich sein?«
    »Wirklich?«, lächelte der Wächter geschmeichelt. »Das wäre eine große Ehre für mich. Außerdem … was soll ich vor den Kammern warten, wenn sie leer sind?«
    »So ist es. Schließt die Kammern für mich auf. Wir wollen keine Zeit verlieren.«
    »Sehr wohl«, nickte der Wächter und machte sich sogleich daran, die Kammern zu öffnen.
    Das sich Zanmour offenbarende Jammerbild war schrecklicher, als er erwartet hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Tartyk dem Drachen zur Flucht verhelfen konnten. Wenn sie es denn überhaupt noch bis zu den inneren Brutkammern schafften. Die meisten waren stark geschwächt und begegneten ihm mit leeren Blicken. Zanmour hatte Zweifel daran, ob sie ihn verstehen und ihm folgen würden. Sie hatten mit ihrem Leben abgeschlossen, nur die Anwesenheit des Drachen hielt ihre Körper am Leben, nahm Zanmour an. Soweit er wusste, waren die meisten Tartyk während ihrer Gefangenschaft nicht gealtert.
    »Habt Ihr etwas zu essen und Wasser für die Tartyk?«, fragte Zanmour den Wächter. »Ich fürchte, sie werden den Weg nicht überstehen, wenn wir sie nicht vorher stärken.«
    »Sicher. Ich habe Brote, Wasser und Wurzeln. Vielleicht habe ich noch einen Rest von den leckeren Maden und Käfern, vor denen es hier nur so wimmelt. Aber die Tartyk mögen sie nicht. Womöglich könnt Ihr sie davon überzeugen, was gut für sie ist.«
    »Wir bleiben bei Wasser und Brot«, schlug Zanmour vor.
    »Wie Ihr wollt, Zuchtmeister«, nickte der Aufseher.
    Zanmour half bei der Verköstigung der Tartyk mit. Die Drachenreiter gebärdeten sich wie wilde Tiere vor dem Verhungern, als er die Brote unter ihnen verteilte. Aber der Zuchtmeister zwang sich, sie zu verstehen. Sie waren schlecht versorgt worden. Haffak würde warten müssen. Ohne die zusätzliche Mahlzeit wären sie ihm auf dem kurzen Weg vor Schwäche zusammengebrochen.

Die Trutzburg zu Fallwas
    T sairu bestimmte das Licht des Tages, als die Trutzburg zu Fallwas in Sicht kam. Nalkaar hatte die Rachuren zur Eile angetrieben. Er hatte ihre Pläne geändert. Statt nach ihrem Sieg über Otevour zunächst über Habladaz, Barduar oder Polakav herzufallen und ein Fürstentum nach dem anderen zu unterjochen, hatte er sich dazu entschieden, die Gunst der Hora zu nutzen und mit einem überraschenden Zug direkt in das Herz der Klanlande vorzustoßen. Würde den Rachuren die Eroberung der Trutzburg zu Fallwas ohne größere Verluste gelingen, würden sie dadurch das Fürstentum Fallwas kontrollieren. Dann würde die Versorgung Tut-El-Bayas zusammenbrechen. Vom Nachschub abgeschnitten müsste die Hauptstadt fallen. Diesen Schritt hatte ihnen gewiss niemand zugetraut.
    So waren die Rachuren ohne Rast zwei Tage und Nächte entlang des Waldes Faraghad marschiert. Die wenigen Dörfer entlang ihres Marsches hatten sie im Sturm genommen und dem Erdboden gleichgemacht. Niemand war entkommen.
    Obwohl sie schnell und ohne Verluste vorankamen, war Nalkaar unzufrieden. Ungeduldig wanderte er neben den Kriegern auf und ab und sah schlecht gelaunt zu, wie sie ihre Lager aufschlugen. Noch weit genug von den der Burg vorgelagerten Verteidigungsstellungen entfernt hatte Nalkaar befohlen, eine letzte Rast einzulegen. Er wollte, dass sich die Krieger vor dem Angriff von dem Gewaltmarsch erholten. Außerdem wartete er auf das

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