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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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rannten, so schnell sie nur konnten, aber die Wächter schnitten ihnen den Weg ab. Kampflos würden sie nicht durchkommen. Rodso hingegen huschte unbemerkt durch die Kaverne und versteckte sich in einer Nische. In wenigen Augenblicken waren die Gefährten umzingelt.

    Eine Peitsche legte sich um den Hals des Naiki-Jägers. Der Rachure zog und riss den Waldläufer mit einem Ruck von den Beinen. Baijosto fiel auf den Rücken. Der Schmerz überwältigte ihn. Er rang nach Atem. Baijosto spürte, dass er den Krolak nicht mehr zurückhalten konnte, und ließ die Bestie frei. Die Wandlung begann sofort. Unzählige Male hatte sie derNaiki inzwischen durchgemacht. Nach wenigen Sardas war sie vollzogen. Seine Pranken zerfetzten das Ende der Peitsche, die noch immer um seinen Hals gewickelt war.
    Sich zu seiner vollen Größe aufrichtend drohte der Krolak den Wächtern mit grausigem Gebrüll. Aber weder Zähnefletschen noch das Grollen aus seiner Kehle beeindruckten die Rachuren. Sie wichen keinen Schritt vor ihm zurück. Offensichtlich waren sie Schlimmeres gewohnt.

    »Bei den Kojos und dem Leben unserer Gebieterin, lasst den Wandler nicht entkommen!«, hörte Sapius den Zuchtmeister brüllen. »Das ist ein Prachtexemplar. Fangt ihn, aber verletzt ihn nicht. Ich brauche ihn lebend. Wehe dem, der ihm auch nur ein Haar krümmt!«

    Renlasol starrte den Krolak ungläubig an. Mit eigenen Augen hatte der Fürst noch keine Gestaltwandlung gesehen. Er war fasziniert und gleichermaßen abgestoßen von der Erscheinung des überaus großen und mächtigen Baumwolfs.
    »Glück gehabt, Baijosto«, flüsterte Renlasol nicht ohne Neid zu sich selbst, »du bist fein raus. Mich hingegen werden sie in Stücke reißen. Würde mir doch nur etwas Vernünftiges einfallen, mich gegen die Rachuren zu wehren. Aber mein Kopf ist leer. Ich bin so hungrig, so furchtbar hungrig. Nach Blut.«
    »Was ist mit dir?«, fragte Sapius, der den Fürsten aus dem Augenwinkel beobachtet hatte.
    »Nichts … Besonderes«, antwortete Renlasol leise, »ich fühle mich … gut!«

    Das war gelogen. Sapius bemerkte die blutunterlaufenen Augen des Fürsten. Diese Veränderung hatte der Magier schon seit der Zusammenkunft befürchtet. Aus Renlasols leicht geöffnetem Mund blitzten die Fangzähne eines Raubtiers auf.Hatte ihn die Verwandlung des Krolak angesteckt oder war es der drohende Angriff der Rachuren? Jedenfalls hatte der Fluch des Bluttrinkers Renlasol eingeholt.
    Sapius konnte nicht einschätzen, ob Renlasol als Bluttrinker zu einem erbitterten Gegner und einer Gefahr für das Leben der Gefährten würde oder ob der Fluch ihre Rettung sein könnte. Der Magier würde während eines Kampfes nicht auf Renlasol achten können. Er musste seine volle Aufmerksamkeit den Rachuren widmen.
    Der Stab des Farghlafat vibrierte in Sapius’ Händen und fühlte sich plötzlich sehr heiß an. Sapius packte das Holz fester als zuvor. Der Stab sog einen Teil des in der Kaverne vorhandenen Lichts in sich auf und hüllte Sapius in einen undurchdringlichen Mantel aus Finsternis, der ihn vor den Augen von Freunden und Feinden verbarg. Der Mantel – und mit ihm Sapius – löste sich in dunkle Schleier auf.
    Schwebend bewegten sich die Schleier durch die Kaverne und verteilten sich im ganzen Raum. Der Magier konnte durch jeden der Schleier sehen, als hätte jeder von ihnen Augen. Es kam ihm vor, als hätte er sich in eigenständige Wesen aufgeteilt, die jedoch seinem Bewusstsein folgten und von ihm gesteuert wurden.
    Ein Peitschenhieb zerriss knallend einen der Schleier, der sich einem Wächter näherte.
    Sapius fühlte keinen Schmerz, als sich der Schleier durch den Hieb teilte. Er gewann lediglich ein neues Wesen hinzu, das sich in der Verärgerung über den Angriff umso schneller auf den Gegner stürzte, um dessen Hals legte, sich zu einem Band verfestigte und schließlich wie eine Schlinge enger und enger zusammenzog. Der Wächter konnte nicht schreien. Er würgte und röchelte und fiel schließlich zuckend und zappelnd auf den Boden, als ihm der Schleier die Luft zum Atmen abschnürte. Sein aussichtsloser Kampf gegen die Magieder Dunkelheit war nach wenigen, quälenden Augenblicken vorüber. Die Augen des Erwürgten waren weit aufgerissen und hervorgequollen. Die Zunge hing schlaff aus dem Mund des Leichnams. Der Schleier löste sich vom Hals seines Opfers und verschwand im Nichts.
    »Magie!«, ertönte der warnende Ruf des Zuchtmeisters, der inzwischen weiter herabgeklettert

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