Kryson 05 - Das Buch der Macht
bewegen.
»Versucht es, wenn Ihr könnt. Aber Ihr verliert ein höchst seltenes Wesen für Eure Zucht«, konterte Sapius, »das wäre doch zu schade.«
»Ha! Du willst mir also einen Handel vorschlagen?«, fragte der Zuchtmeister, seinen Gegner mit den Augen suchend.
»Nein. Ich verhandle nicht mit einem Sklavenschinder«, antwortete Sapius.
»Zuchtmeister, wenn ich bitten darf«, korrigierte ihn der Rachure, der es in seiner Regungslosigkeit mit der Angst zu tun bekam.
»Das macht keinen Unterschied«, erwiderte Sapius, »lasst ihn gehen und ich verschone Euer Leben.«
»Du willst nicht begreifen, nicht wahr? Der Wandler gehört mir! Du hast in den Brutstätten nichts verloren.«
»Euch bleibt wenig Zeit, Euch an Eurem Sklaven zu erfreuen. Macht Euch bereit für die Schatten«, drohte Sapius.
Der Magier hob den Zauber auf und nahm allmählich wieder Gestalt an. Die Schleier lösten sich auf. Zornig, mit erhobenem Stab blickte er den Zuchtmeister an. Er war nur wenige Fuß von dem Rachuren entfernt. Hinter seinem Rücken sammelten sich weitere Aufseher, die sich aber nicht näher an den Magier heranwagten.
»Du willst also mit mir spielen«, reizte der Zuchtmeister Sapius, »nimm dich in Acht. Ich finde und löse deinen Zauber!«
»Ich spiele niemals«, erwiderte Sapius und murmelte dem Stab für den Zuchtmeister unverständliche Worte zu: »Arrakar … nas va malafar …!«
Rasend schnell stiegen dunkle Wolken aus dem Stab des Farghlafat auf und verteilten sich in der Kaverne über den Köpfen der Rachuren. Grelle blaue Blitze fuhren auf den Zuchtmeister und die Aufseher herab, die ihre Leiber zusammenzucken und die Haare zu Berge stehen ließen. Zitternd und ohne Kontrolle über Gliedmaßen und Muskulatur ließ der Zuchtmeister die Kette klirrend zu Boden fallen.
»Bringt euch in Sicherheit«, warnte Sapius Baijosto und Renlasol, » arrakar … nas va malafar!«
Baijosto raffte die Kette an sich und schleppte sich so schnell er konnte unter den Wolken weg. Er hatte keinen Moment zufrüh reagiert. Auch Renlasol hatte den Ruf des Magiers in seinem Blutdurst gehört und eilte mit seinem Opfer im Schlepptau in eine in der Nähe gelegene Nische.
Aus den Wolken regnete flüssiges Feuer auf die Rachuren herab und verschonte keinen von ihnen. Brennend warfen sie sich auf den Boden, um das Feuer zu löschen. Ihre Schmerzensschreie waren fürchterlich. Aber der Feuerregen hörte nicht auf. Sapius sah mit zusammengekniffenen Augen gelassen zu, wie sich die Rachuren in Todesqualen vor ihm wanden.
»Arrakar … nas va malafar!«
Die Augen des Magiers leuchteten in dunklem Glanz. Er nahm den Schlüssel des Zuchtmeisters an sich.
*
»Hörst du das?«, fragte Raymour den Felsgeborenen.
»Was?«
»Die Schreie!«, antwortete der Rachure, »die Todesschreie Sterbender. Wenn ich mich nicht täusche, sind sie nicht weit von uns entfernt.«
»Ja, jetzt höre ich sie auch«, räumte Vargnar ein, »schrecklich. Lass uns nachsehen, was geschehen ist. Vielleicht sind unsere Gefährten in Gefahr. Belrod? Bist du dabei?«, fragte Vargnar.
»Belrod eilt schon«, nickte der Maiko-Naiki und rannte los.
Was sie allerdings zu sehen bekamen, als sie die Brutkammern der Dreloks betraten, verschlug ihnen die Sprache. Ein wutentbrannter Magier der Dunkelheit schwang seinen Stab und füllte die Kammer mit todbringenden Wolken. In der Kammer stank es nach verbranntem Fleisch und Haaren. Einige Aufseher und der Zuchtmeister waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Von den schwarz verkohlten und verkrümmten Kadavern stiegen Rauchwolken auf.
»Raus aus der Kammer!«, ertönte Sapius’ vom Rauch heisere Stimme plötzlich. »Ich räuchere die gesamte Brut aus.«
Vargnar beobachtete den Magier, wie dieser den Stab des Farghlafat wilder und wilder durch die Luft schwang. Weitere Wolken stiegen empor, verteilten sich dicht über jede Ebene der Brutkammer und näherten sich wie eine dunkle Wand den einzelnen Waben. Die Wolken schlüpften durch Ritze, Löcher und Klappen und füllten die Waben mit Dunkelheit.
»Arrakar … nas va malafar!«
Feuer breitete sich in den Waben aus, gefolgt von tosendem Kreischen aus Tausenden Kehlen, das von den Wänden der Brutkammern widerhallte. Die Gefährten hielten sich die Ohren zu.
»Wir müssen hier raus«, rief Raymour, »sofort! Das Feuer breitet sich aus. Die Waben werden explodieren. Die Feuersbrunst überleben wir nicht.«
Die Stimme des Rachuren war durch das ohrenbetäubende Kreischen
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