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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Jetzt werdet Ihr sterben, Zanmour.«
    Der Zuchtmeister nahm seine Peitsche vom Gürtel und rollte sie aus. Zanmour tat es ihm gleich. Er hatte die Peitsche lange nicht mehr benutzt, aber ihm war bewusst, dass er an Holaar nicht kampflos vorbeikommen würde.
    »Geht zum Drachen«, flüsterte er Sapius zu, »der Eingang ist gleich dort drüben hinter der Biegung auf der rechten Seite. Ich kümmere mich um meinen Bruder.«
    »Seid Ihr sicher?«, fragte Sapius.
    Der Magier erhielt keine Antwort, stattdessen zerriss der Knall der beiden Peitschen gleichzeitig die Luft. Sapius rannte los.
    »Bleibt stehen!«, hörte er Holaar hinter sich rufen.
    Sapius dachte nicht daran. Er rannte weiter, so schnell ihn seine Beine trugen. Zanmour hingegen nutzte die Ablenkung zu seinen Gunsten. Das Ende seiner Peitsche wickelte sich umden Hals des Gegners. Der Zuchtmeister zog mit aller Kraft und riss Holaar von den Beinen. Der Rachure kippte nach vorne, konnte sich nicht mehr rechtzeitig abfangen und fiel auf sein Gesicht. Sapius fasste sich instinktiv an die eigene Nase, als er das Krachen des Nasenbeins hören konnte, das bei dem Aufprall brach. Zanmour zog ein Messer mit einer langen gezackten Klinge und stürzte sich auf seinen Gegner. Im Zurückblicken beobachtete der Magier, wie der Zuchtmeister auf dem Rücken des feindlichen Rachuren hockte, ausholte und seine Klinge immer wieder in Hals und Rücken versenkte.
    Sapius hetzte durch den Eingang und blieb abrupt stehen, sobald er hindurch war und Haffak Gas Vadar erblickte. Das ganze Elend offenbarte sich ihm in nur einem einzigen Blick. Hass, blinde Zerstörungswut und Verzweiflung schlugen ihm entgegen. Der Flugdrache hatte seine Pracht verloren. Er sah furchtbar aus und die Augen blickten keineswegs freundlich. Im Gegenteil, der Drache zischte und funkelte den Magier böse an.
    »Ich bin es, Sapius«, begrüßte der Magier den Drachen, »ich bin gekommen, dich zu befreien.«
    »Ich wusste, du würdest eines Tages kommen«, antwortete Haffak Gas Vadar finster, »aber du hast dir Zeit gelassen. Zu viel Zeit. Ich hoffte, du würdest das Schicksal deines Volkes und der Flugdrachen eher erfassen, mich suchen und finden. Aber ich habe mich in dir getäuscht. Du bist dem Lesvaraq treu geblieben und hast dein Volk und mich den Rachuren überlassen.«
    »Das … Ich wusste das nicht!«, empörte sich Sapius, dem zum Weinen zumute war.
    »Rede dich nicht heraus«, zischte Haffak Gas Vadar, »du hast gespürt, dass etwas nicht stimmt und ich nach dir rief.«
    »Aber jetzt bin ich doch hier!«, versuchte sich Sapius zu verteidigen. »Komm mit mir und alles wird gut!«
    »Nichts wird gut, Sapius«, donnerte der Drache, »ich sehe die Dunkelheit in deinen Augen. Der Krieg ist in vollem Gange und er wird zerstörerischer sein denn je. Du kommst zu spät.«
    »Nein!«, erwiderte Sapius. »Noch ist nicht alles verloren. Die Tartyk. Wir haben die Überlebenden befreit. Du musst mit mir kommen, Haffak. Wir werden unserem Volk gemeinsam eine Zukunft geben.«
    »Ha«, höhnte der Drache, »mach dich nicht lächerlich! Träume, die niemals in Erfüllung gehen. Du bist ein Verräter an deinem eigenen Blut! Wo warst du, als der Todsänger uns angegriffen hat? Wo warst du, als er mich und die letzten Überlebenden unseres Volkes in die Brutstätten schleppte? Wo warst du? Sag es mir! Wo warst du, als wir die Brut der Verdammnis ausbrüteten, die heute Ell mit Schrecken überzieht?«
    »So darfst du nicht von mir denken«, wehrte sich Sapius. »Ich bin dem Gleichgewicht verpflichtet. Das weißt du. Meine erste Aufgabe ist es, den Lesvaraq zu unterweisen und zu schützen.«
    »Was weißt du schon über das Gleichgewicht?«, höhnte der Drache. »Du kamst nicht einmal über die erste Stufe der Erkenntnis hinweg. Oder weißt du etwa, dass Gut und Böse eine Einheit bilden? Am besten wäre es, du tust nichts. Rein gar nichts, dann kannst du auch keinen Schaden anrichten. Den Lesvaraq schützen – dass ich nicht vor Lachen ersticke, grenzt an ein Wunder. Warum, Sapius? Verrate mir den Grund für deine Treue gegenüber dem Lesvaraq. Hast du dir Gedanken gemacht, wer er ist und ob seine Existenz überhaupt gut für das Gleichgewicht ist oder dem Ausgleich der Kräfte nicht vielmehr schadet? Was ist das Gleichgewicht? Was bedeutet Kryson? Sapius, du bist wie ein Blinder, der im Nebel stochert und darauf hofft, endlich ein Stückchen Weisheit zu treffen, das ihm die Augen öffnet, damit er wieder sehen kann.

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