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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Wennich mit dir kommen soll, wirst du mich besiegen müssen. Mein seelenloses Wesen ist frei und wild und bösartig, so wie alle Drachen des Ursprungs sind. So wie auch du es sein solltest.«
    »Wie du willst«, antwortete Sapius, der langsam ungeduldig wurde und den die Ausführungen über den Sinn des Gleichgewichts langweilten, »dann kämpfen wir. Gewinne ich, werden wir uns meine Seele teilen.«
    »So soll es sein«, antwortete der Drache.
    Zanmour betrat die Höhle des Drachen. Er war von Kopf bis Fuß mit Blut besudelt. In seiner Hand hielt er das bluttriefende Messer, mit dem er zuvor den Zuchtmeister Holaar getötet hatte. Zanmour hatte einen Teil des Streitgesprächs mit angehört.
    »Sieh ihn dir an, Sapius«, forderte der Drache den Magier heraus, »er sollte dein Feind sein. Ein Rachure, ein Zuchtmeister … und ein Mann mit einem herzensguten Wesen. Aber er tötet seinen eigenen Bruder, damit du ungehindert zu mir kommen kannst. Erzähle mir vom Gleichgewicht, Sapius. Wenn du es verstanden hast.«
    »Ach Unsinn, Haffak«, regte sich Sapius auf, »sei still und warte, was geschieht.«
    Sapius richtete den Stab des Farghlafat auf den Drachen und rief in der Sprache der Altvorderen:
    »Wakra na sil iskra davil.«
    Haffak Gas Vadar riss überrascht die Augen und das Maul auf. Sapius wusste genau, was er zu tun hatte. Der Drache war zu langsam, den Angriff des Magiers mit Drachenfeuer abzuwehren. Binnen Sardas war er von einem Eisblock umgeben und vollständig eingefroren.
    »Was habt Ihr getan?«, fragte Zanmour. »Ihr habt den Drachen getötet.«
    »Nein«, grummelte Sapius, »ich habe ihn nur ruhiggestellt. Der Drache ist das Feuer. Magisches Feuer. Was könnte es alsoBesseres dagegen geben als Eis? Magisches Eis. Er wird wieder aufwachen, sobald ich mich mit ihm verbunden habe. Ihr könnt mir aber einen Gefallen tun und mir dabei helfen, eine seiner Pranken unter der Eisschicht freizulegen, damit ich ihn berühren kann.«
    Bald hatten sie eine Drachenpranke unter dem Eisblock ausgegraben. Sapius zögerte nicht und legte seine Hand auf die Pranke des Drachen. Er spürte die Hitze, die unter der Haut des Drachen brodelte. Sapius wusste, das Eis würde Haffak Gas Vadar nicht lange gefangen halten, aber es musste genügen, bis sich Seele und Geist mit dem Drachen verbunden hatten.
    »Das war kein gerechter Kampf. Du hast mich reingelegt«, hörte Sapius den Drachen in seinen Gedanken sprechen.
    »Ich habe meine Lektionen gelernt«, lächelte Sapius, »du bist nicht der Einzige, der das Gleichgewicht versteht und weiß, wie es zu beherrschen ist. Ich kenne dich und deine Schwächen, Haffak Gas Vadar. Wehre dich nicht gegen das Unvermeidliche.«
    »Du bist der Yasek!«, beugte sich der Drache dem Willen des Magiers.
    Sapius schloss die Augen und fühlte, wie sich das Wesen des Drachen veränderte. Der Magier glaubte, in der Hitze des Drachen verbrennen zu müssen, und schrie. Aber er ließ die Pranke des Drachen nicht los. Langsam kam er ihm näher. Er hörte den Herzschlag pochen. Spürte das heiße Blut durch die Adern schießen und drang bis in den Geist des Drachen vor. Dort fand er die Ursache für die Boshaftigkeit und fegte sie mit einem einzigen Gedanken des Glücks hinweg. Sapius ließ dem Drachen Zeit, sich selbst zu finden, bot ihm freimütig seine eigene Seele als Opfer dar. Der Drache griff danach wie nach einem rettenden Baumstamm in einem reißenden Fluss. Die Verbindung war ein schmerzhaftes Erlebnis, das dem Magierden Verstand zu rauben drohte. Aber er wusste, dass er nicht nachlassen durfte, und hielt durch, bis sie schließlich eins wurden.
    »Ich bin der Yasek«, antwortete Sapius und stand am ganzen Leib zitternd auf.
    Zanmour hatte von der Verbindung zwar nicht viel gesehen, aber die Veränderung in Haffak Gas Vadar und Sapius war ihm nicht entgangen. Der Zuchtmeister hatte plötzlich das Gefühl, Zeuge eines sehr großen Ereignisses gewesen zu sein. Es war gewiss bedeutsamer als nur die einfache Berührung einer Hand mit der Pranke eines Drachen.
    Das Eis schmolz dahin. Der Drache schüttelte sich und warf die restlichen Eisbrocken ab. Gemeinsam eilten sie aus der Höhle, um den übrigen Gefährten im Kampf gegen die Zuchtmeister beizustehen. Sie kamen am Leichnam des vor der Höhle getöteten Zuchtmeisters vorbei, dessen wüst zugerichteter Zustand Sapius ein nachdenkliches Stirnrunzeln und einen erstaunten Seitenblick auf Zanmour abverlangte.
    »Es scheint so, als lägen in jedem Wesen

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