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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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zu,
»aber ich bin ihnen vielleicht gewachsen und muss es versuchen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie die Seuche über Ell bringen und das Buch der Macht in die Hände bekommen. Zuerst warnen wir das Dorf. Danach fliegst du an einen sicheren Ort. Ich öffne den Zugang zu den Saijkalrae und statte ihnen einen Besuch in den heiligen Hallen ab. Wir werden sehen, was geschieht. Kehre ich nicht zurück, wirst du unser Volk in Sicherheit bringen, wie wir es besprochen haben.«
    »Wie der Yasek befiehlt«
, stimmte der Drache zu.
    Der Drache drehte ab und flog in Richtung des Dorfes. Viel Zeit blieb ihnen nicht, die Einwohner zu warnen. Die Entfesselten waren höchstens noch eine Horas von den äußersten Gebäuden des Dorfes entfernt.
    *
    Grenwin drehte sich in seinem Kokon, breitete seine Tentakeln aus und zog sich aus dem Kokon in sein Netz. Geschickt hangelte er sich durch die vielen miteinander verknüpften, klebrigen Fäden zu einer verborgenen Stelle in seinem Netz. In einer Nische unter der Höhlendecke, unerreichbar für Eindringlinge, hingen unzählige verpuppte Raupen in ihren Kokons: Grenwins Brut, die er gemeinsam mit der Spinne Peeva züchtete und die zugleich seine Dienerschaft und Nahrung war.
    Die Puppen waren nicht annähernd so groß und fett wie Grenwin. Sie waren allenfalls so groß wie der Handteller eines erwachsenen Nno-bei-Klan. Sie stammten zwar allesamt von Grenwin und Peeva ab, waren aber doch nicht wie der vierte Wächter. Vorsichtig betastete er die Puppen mit seinen Händen und knurrte zufrieden. Einige waren reif zum Schlüpfen.
    Grenwin trennte vier Puppen ab und nahm sie mit in seinen eigenen Kokon. Über eine der Puppen machte er sich sofort her, öffnete den Kokon, stülpte sein Raupenmaul über die Öffnung und saugte den Inhalt schmatzend aus. Den übrigen drei Puppen half er beim Schlüpfen, indem er in einem gleichmäßigen Rhythmus mit den Tentakeln an die Hülle klopfte und ein melodisches Lied dazu summte. Er konnte durch die Hülle sehen, wie sich die Puppen im Kokon bewegten, und grunzte freudig.
    Grenwin begann die Hüllen aufzuwickeln und fraß sie Stück für Stück auf, bis nur noch die nackte und frisch geschlüpfte Puppe vor ihm lag, die nun ein fertiges und verwandeltes Wesen war, das nur noch seine Flügel entfalten und trocknen lassen musste. Während sich die frisch Geschlüpften neugierig umsahen und ihre Körper putzten, redete Grenwin auf sie ein und erteilte ihnen Befehle. Sie sahen aus wie dicht behaarte Spinnen mit zahlreichen Augen, acht Beinen und Flügeln, die denen einer Fledermaus oder eines Drachen ähnelten.
    »Fliegt zu Tarratar und den übrigen Wächtern«, sagte Grenwin, »sagt ihnen, dass die Streiter auf dem Weg sind und bald in Kartak eintreffen werden. Die Wächter sollen sich für die Prüfungen bereithalten, sonst werde ich die Streiter alleine in Empfang nehmen und mich von ihrem Fleisch nähren. Das wird ein Festmahl für mich und meine Kinder werden. Tarratar weiß, wie hungrig sie sind. Richtet ihnen aber auch aus, dass die Gescheiterten entfesselt wurden. Jemand von den Wächtern sollte sich darum kümmern. Sie können viel Unheil anrichten.«
    Die Boten klopften jeweils viermal mit den Vorderbeinen an die Wand des Kokons. Das war das Zeichen, dass sie Grenwin verstanden hatten. Ihre Flügel waren getrocknet und sie zogen sofort los, den Wächtern des Buches Grenwins Botschaft zu überbringen.
    Grenwin knurrte, als die Boten davongeflogen waren, und rollte sich wieder in seinem Kokon zusammen, um die Streiter weiter zu beobachten.
    *
    Tarratar hatte sich nach Eisbergen begeben. Sosehr er die Fürstin Alvara und die gemeinsamen Unterredungen mit ihr auch schätzte – sie war in seinen Augen einfach klug, schön und liebreizend –, reiste er nicht gerne in den Eispalast. Ihm war es dort zu kalt und er fror trotz vieler wärmender Felle erbärmlich. Außerdem hasste er Fisch, der in Eisbergen leider nur zu oft unter den gereichten Speisen zu finden war. Zum Glück gelang es der Fürstin immer wieder, ihn von der Kälte, dem Fisch und eisigen Gedanken abzulenken. Tarratar genoss die Gastfreundschaft der Fürstin und hatte viele Privilegien im Eispalast. Alvara mochte den kleinen Narren und sie war stets freundlich zu ihm. Es war ein offenes Geheimnis, dass sie seit dem Tod ihres Gatten und dem Ende der Trauerzeit das Lager mit ihm teilte, wenn er zu Besuch war. Alvara wusste genau, was Tarratar gefiel. Sie hatte den Narren auch dieses Mal

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