Kryson 06 - Tag und Nacht
mehr gibt und wir sterben müssen, dann sollen die Golems unsere Gräber bewachen.«
Saragar stand auf, ging einige Schritte auf Vargnar zu und nahm seinen Sohn fest in die Arme. Schließlich schob er ihn wieder von sich und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
»Zufrieden?«, fragte Saragar und wartete die Antwort gar nicht erst ab, bevor er fortfuhr: »Gut! Und nun geh und lerne mit Rodso, wie ich es euch aufgetragen habe. Wir sehen uns bei dem Fest, und wehe Euch beiden, ich muss feststellen, dass Vargnar einen Namen unserer Gäste nicht kennt.«
Vargnar und Rodso verließen die Halle des Königs und bereiteten sich – wie ihnen befohlen worden war – auf das Fest der Felsgeborenen vor. Im Grunde seines Herzens freute sich Vargnar auf das Fest und war gespannt darauf, ob er tatsächlich seine zukünftige Gemahlin und Königin kennenlernen würde. Wenn nicht blieben ihm immer noch die wunderschönen, verführerischen und gefährlichen Eisprinzessinnen, die für jedes andere Wesen außer den Felsgeborenen tödlich waren. Sie waren für den Felsenprinzen eine Versuchung, wie es sein Vater gesagt hatte. Vor Saragar hätte Vargnar das allerdings niemals zugegeben.
*
Der Flug nach Kartak war weit. Sapius saß nachdenklich auf dem Rücken des Drachen und ließ sich lange schweigend über Ells Landschaften tragen. Der Magier bekam nur wenig von dem Flug mit, obwohl sie nicht sehr hoch flogen und die Sicht gut war. Haffak Gas Vadar zeigte Verständnis und ließ Sapius in Ruhe.
Ein gutes Stück der Strecke legten sie über den Wäldern des Faraghad zurück. Als die Sonnen Krysons untergingen, die Abenddämmerung hereinbrach und der silberne Mond aufging, brach Sapius endlich das Schweigen und sprach den Drachen an.
»Ich habe etwas Schreckliches getan.«
»Nach dem, was ich gesehen habe, muss es wirklich schlimm gewesen sein«
, meinte der Drache,
»willst du darüber reden?«
»Ich denke schon, sonst zerfrisst es meine Seele.«
»Ich höre dir zu, Sapius.«
»Es ist nicht der Fluch der Stille, der mich bedrückt«
, begann Sapius mit seiner Beichte,
»ich habe das Schicksal der Ordenshäuser besiegelt. Ich verlangte von Elischa die Artefakte, die den Orden ihre Macht verliehen. Natürlich konnte ich sie nicht davon überzeugen, sie mir freiwillig zu überlassen. Aber sie hat mich verstanden und mir den Weg zum Herz des Kriegers und zu seinem Gehirn gezeigt. Weißt du, was sie von mir verlangt hat?«
»Ich habe keine Ahnung«
, meinte der Drache,
»aber du wirst es mir sicher gleich sagen.«
»Sie wollte, dass ich sie töte.«
»Was du natürlich abgelehnt hast.«
»Sicher … ich weigerte mich, war empört und entsetzt.«
»Und was geschah dann?«
»Ich … ich … konnte Ihr den Wunsch nicht abschlagen und habe sie … erschlagen! Verstehst du, ich habe Elischa getötet. Haffak, bei den Kojos, hilf mir. Ich bin am Verzweifeln. Ich habe die Frau getötet, die ich liebe. Ich weiß nicht mehr weiter. Das alles fühlt sich so furchtbar falsch an. Ich bin drauf und dran, mich von deinem Rücken in die Tiefe zu stürzen, damit das alles endlich ein Ende hat.«
»Wie konntest du das nur tun? Wie soll ich dir dabei helfen? Welcher Dämon steckte in deinem Kopf, als du Elischa erschlugst?«
, grollte der Drache.
»Vielleicht wäre es sogar besser, wenn ich dich selbst von meinem Rücken werfe. Ich habe dich gewarnt. Wieder und wieder. Bist du vom Bösen beseelt?«
»Nein, Haffak«
, verteidigte sich Sapius, »
Elischa wollte, dass ich sie töte. Sie konnte das Ende der Orden nicht ertragen und nicht dabei zusehen, wie ihre Schwestern von den Bewahrern abgeschlachtet werden. Auch Tarratar sagte mir, dass ich sie wohl töten muss, um an die Artefakte zu kommen.«
»Du machst es dir zu leicht, Yasek«
, zürnte der Drache,
»Elischa hatte die Wahl, der Ermordung ihrer Schwestern zuzusehen und danach getötet oder gleich von dir umgebracht zu werden. Was hättest du an ihrer Stelle gewählt? Hättest du Ihr die Wahl zwischen einem Leben in ihrem Orden unter ihren Schwestern und dem Tod gelassen, sie hätte das Leben im Orden gewählt. Das war keine Wahl, Sapius. Das war eine sehr böse und folgenreiche Tat. Und verteidige dich nicht mit den Worten des Narren vor einem Drachen! Du weißt, was ich von Tarratar halte. Du bist besessen von ihm und diesem verdammten Buch. Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst deinen eigenen Weg gehen und dich für die Drachen entscheiden. Du bist der Yasek.«
»Aber Haffak
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