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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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unangenehmer Geruch stieg zu ihm herauf.
    »Was ist das da vorne unter uns?«
, fragte er den Drachen.
    »Klan, nehme ich an«
, antwortete der Drache,
»eine sehr große Menge. Ihre Zahl würde ich auf eintausend oder mehr schätzen.«
    »Sie laufen geradewegs auf ein Dorf zu. Aber sie bewegen sich sehr eigenartig. Irgendwie steif und ungelenk«
, sagte Sapius, der unweit der Menge einige Dächer entdeckt hatte.
»Riechst du das auch? Nach was stinkt es denn hier?«
    »Es stinkt nach Tod und Verwesung«
, stellte der Drache fest,
»wo du es sagst … sie bewegen sich tatsächlich merkwürdig. Wankend und schlurfend, als hätten sie zu viel Bräu getrunken oder wären verletzt. Vielleicht ist es eine Gruppe Verwundeter oder Kranker, die in dem Dorf nach Hilfe suchen. Soll ich weiter runter gehen und eine Runde über ihre Köpfe fliegen, damit wir sie besser sehen können?«
    »Ja, aber gib acht, dass wir nicht zu dicht über sie hinwegfliegen und in die Reichweite ihrer Waffen kommen. Wir wissen nicht, was sie im Schilde führen und ob oder wie sie bewaffnet sind.«
    Haffak sank auf eine Höhe von dreißig Fuß über dem Boden und flog dicht über die Menge der Klan hinweg. Der Geruch wurde intensiver. Plötzlich entdeckte Sapius an der Spitze der Menge zwei Gestalten, die ihm bekannt vorkamen, und erschrak bis ins Mark. Sie hatten den Drachen entdeckt und deuteten mit den Fingern auf Haffak und Sapius. Manche duckten sich oder warfen sich ungeschickt auf den Boden. Ein Paar gelbe und ein weiteres Paar rotglühende Augen fixierten den Drachen und seinen Reiter. Warnrufe hallten durch den lichten Wald.
    »Bei den Kojos«
, sagte der Magier entsetzt,
»das sind die Leibwächter der magischen Brüder. Haisan und Hofna. Sie führen die Menge an. Hast du die Gesichter gesehen? Das waren keine Lebenden, Haffak. Sie führen eine Armee von Toten über Ell. Lebende Tote.«
    »Das erklärt den Gestank«
, fauchte der Drache,
»Schattenbeschwörung, Totenerweckung. Oh, wie ich diese dunkle Magie hasse! Es wird wirklich Zeit, dass wir Ell verlassen. Dieser Kontinent verfällt in Dunkelheit und Verderbnis. Todsänger, untote Wiedergänger, Schatten. Das ist nicht mehr die Welt der Drachen.«
    »Wir müssen etwas unternehmen«
, befand Sapius,
»ich glaube zu wissen, wer sie sind.«
    »Du warst einst ein Saijkalsan … also sprich!«
, verlangte der Drache.
    »Die Saijkalrae haben die Gescheiterten entfesselt.«
    »Das musst du mir näher erklären.«
    »Die Gescheiterten sind ehemalige Saijkalsan, die zur Strafe für das Scheitern eines Auftrags oder für ihren Tod während der Inquisition ihr Dasein in der Finsternis der heiligen Hallen verbringen mussten und dort langsam verrotteten. Sie sind eine starke Waffe im Kampf um das Buch der Macht. Saijrae und Saijkal müssen die Körper der Toten mittels eines Rituals mit dem Geist der Gescheiterten beseelt und sie dadurch entfesselt haben. Sie besitzen noch immer ihre magischen Fähigkeiten, aber nur für eine begrenzte Zeit, bis sie verwesen und schließlich mit dem verfallenden Fleisch auch ihr Geist vergeht und im Nichts verschwindet. Die Beseelung der Toten ist ein böser Fluch. Sie tragen ihn wie eine Seuche über das Land und jeden, den sie verletzen, infizieren sie mit der Seuche. Die infizierten Toten werden sich erheben und zu blutgierigen Wiedergängern werden. Es ist die Verderbnis, die wir unter uns sehen.«
    »Ich verbrenne sie«,
schwor der Drache,
»meinem Drachenfeuer werden sie nicht widerstehen.«
    »Es sind zu viele«
, warnte Sapius den Drachen,
»außerdem werden sie von Haisan und Hofna geschützt oder sie schützen sich mit ihrer Magie selbst. Das Feuer wird sie nicht erreichen. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen und die Bewohner des Dorfes warnen.«
    »Was hast du vor?«
, wollte der Drache wissen.
    »Ohne die Saijkalrae können wir nichts gegen die Entfesselten ausrichten«
, antwortete Sapius,
»ich werde meinen Zugang nutzen und mich den magischen Brüdern stellen. Das ist schon lange fällig. Ich habe es immer wieder aufgeschoben, weil ich annahm, ich wäre noch nicht bereit. Ich muss sie dazu bringen, die Entfesselten zurückzurufen und den Fluch aufzuheben.«
    »Das ist Wahnsinn«
, meinte der Drache,
»du kannst dich ihnen nicht alleine stellen. Du wirst nicht mehr aus den heiligen Hallen zurückkehren. Sie töten dich und am Ende entfesseln sie dich, wie diese Gescheiterten dort unten.«
    »Das könnte geschehen, ja«
, gab Sapius

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