Kryson 06 - Tag und Nacht
leichte Beute sah. Gleichgültig welche Gestalt er auch annehmen würde, ihm war bewusst, dass er gegen dieses Monster kämpfen musste. Aber in Gestalt der Panzerechse würde er die Schlange besiegen können, dachte Sapius.
Durch ein Geräusch aus dem Dschungel unterhalb des Kraterrands aufgeschreckt, kroch Sapius auf allen vieren zurück und spähte über den Rand. Die Blätter einiger Bäume und Büsche bewegten sich. Etwas oder jemand kam durch den Dschungel zum Kratersee. Zweige teilten sich und plötzlich traten zwei bekannte Gestalten aus dem Dschungel. Sapius atmete erleichtert durch, als er die beiden Männer erkannte. Es waren der Naiki-Jäger Baijosto und der Maiko-Naiki Belrod.
»Hey, ho!«, rief er den beiden zu, die überrascht zu ihm hochblickten. »Schön, Euch beide auf Kartak zu sehen.«
»Sapius!«, lachte Baijosto. »Ich hätte mir denken können, dass Ihr einer der Ersten seid, den wir an diesem Ort treffen würden. Der Weg durch den Dschungel war nicht leicht. Kein Vergleich zu unserem Wald. Es ging meist steil bergan und wir mussten aufpassen, nicht in irgendwelche Netze zu laufen. Hier gibt es unglaublich viele fette Spinnen und allerlei anderes giftiges Getier.«
»Das ist Kartak«, antwortete Sapius, »kommt zu mir herauf. Ich glaube, dass ich den Eingang in das Innere des Vulkans gefunden habe.«
Belrod und Baijosto kletterten zu Sapius auf den Kraterrand und umarmten den Magier zur Begrüßung freundschaftlich.
»Was haltet Ihr von alledem?«, fragte Baijosto den Magier.
»Was meint Ihr? Unsere erneute Zusammenkunft und die weitere Suche nach dem Buch? Die Täuschung der Wächter und insbesondere Tarratars? Die Prüfung in der Grube, die wir allesamt nicht bestanden haben?«
»Genau das meine ich.«
»Ehrlich gesagt war ich überrascht und verärgert. Ich fühlte mich von Tarratar verraten und verspürte nur wenig Lust, mich noch einmal auf die Suche zu begeben. Nicht dass ich Eure Gesellschaft nicht schätzen würde. Aber im ersten Augenblick, als ich davon erfuhr, war es einfach zu viel für mich.«
»Uns ging es ähnlich«, antwortete Baijosto, »nicht wahr, Belrod?«
»Ähnlich, ja«, meinte Belrod.
»Wir wollten unsere Siedlung und ich mein Rudel eigentlich nicht mehr verlassen«, erzählte Baijosto, »aber das Buch der Macht ist einfach zu wichtig. Es wäre ein Fehler, dem Ruf nicht zu folgen.«
»Das sehe ich genauso«, meinte Sapius, »dennoch zweifle ich inzwischen daran, ob es wirklich richtig ist, was wir tun. Tarratar sagt zwar, das Buch entscheide, wann der Zeitpunkt gekommen sei, den Besitzer zu wechseln. Die Wächter hätten keinen Einfluss darauf und müssten es herausgeben. Aber ich weiß nicht, ob ich seinen Worten noch vertrauen kann. Wie habt Ihr an diesen Ort gefunden?«
»Das war nicht schwierig«, meinte Baijosto, »Tomal hatte doch von seinen Erlebnissen auf Kartak erzählt. Wir wussten, dass wir zum Kratersee steigen mussten.«
»Ah … richtig. Tomal … ich hatte den Lesvaraq und seinen Besuch bei den Nno-bei-Maya ganz vergessen«, meinte Sapius, »na ja, vielleicht auch verdrängt.«
»Glaubt Ihr, Tomal wird uns Schwierigkeiten bereiten?«, wollte Baijosto wissen.
»Sobald wir das Buch gefunden haben, ja. Da bin ich mir sicher«, antwortete Sapius. »Lasst uns aufbrechen.«
Baijosto und Belrod stiegen mit Sapius zum Kratersee und betrachteten – wie zuvor Sapius – das klare Wasser des Sees und den Lichtschimmer auf seinem Grund.
»Dort unten lauert eine Schlange«, meinte Baijosto plötzlich, »eine ziemlich große Schlange, wenn Ihr mich fragt.«
»Ich habe sie auch schon bemerkt und mich gefragt, wie wir an ihr vorbeikommen«, antwortete Sapius.
»Schlange, groß?«, fragte Belrod.
»Ja, Belrod«, nickte der Naiki-Jäger, »riesig groß. Ich werde den Eindruck ohnehin nicht los, dass einige der Tiere auf Kartak größer und gefährlicher sind als auf Ell.«
»Nicht gefährlich … nur groß«, lachte Belrod, »Belrod Schlange kämpft und kaputt macht. Weg frei.«
Sapius und der Naiki-Jäger sahen den Riesen mit großen Augen an. Der Maiko-Naiki zögerte nicht, sondern stürzte sich kopfüber in die Fluten.
»Belrod, nein!«, rief Baijosto.
Es war zu spät. Belrod hörte nicht auf seinen Bruder und tauchte mit ausladenden Schwimmbewegungen in die Tiefe.
»Wir müssen ihm helfen!«, rief Baijosto aufgeregt.
»Worauf wartet Ihr dann noch?«, sagte Sapius. »Hinterher.«
Sapius hatte kaum ausgespochen, schon war Baijosto im Wasser
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