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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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der Schiffe, die auf mehreren Ruderbänken in drei Ebenen übereinander angeordnet waren. Er nahm an, dass jeweils drei Ruderer an einem schweren Ruder sitzen mussten. Auf jeder Ebene befanden sich auf einer Seite vierzig Ruder. Das ergab nach seiner Schätzung siebenhundertzwanzig Ruderer für jede Galeasse. Dazu kamen noch die Segelbesatzung für die drei mächtigen Segelmasten. Und Krieger in ähnlich hoher Anzahl. Vorne am Bug ragten über und unter Wasser beeindruckende Rammsporne hervor. Die Galeassen mussten ohne Sporn mindestens zweihundert Fuß lang, sechzig Fuß breit und ohne die Masten dreißig Fuß hoch sein.
    Das sechste Schiff war mit Abstand das beeindruckendste. Das musste die königliche Galeasse sein, mit der Saykara nach Fee aufbrechen wollte. Es war gut ein Drittel länger als die anderen Galeassen und noch breiter. Außerdem war es aus einem dunkleren, edel wirkenden Holz gefertigt, reichlich mit Schnitzereien, Gold und Kristallen verziert und wies noch mehr Ruderbänke auf.
    »Das sind die Sturmschiffe der Nno-bei-Maya«, sagte Saykara voller Stolz, »sie überstehen jeden Sturm, halten stärkstem Seegang und den höchsten Wellen stand.«
    »Faszinierend«, musste Tomal zugeben, »ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    »Die Maya waren einst sehr mächtig, Tomal«, meinte Saykara, »bis wir von den Nno-bei-Klan unserer Macht beraubt und vertrieben wurden. Aber mit meinen Schiffen, dem ersten Krieger und deiner Hilfe werden wir schon bald unsere alte Stärke wiedererlangen. Du wirst schon morgen an Bord eines der Sturmschiffe gehen und nach Tut-El-Baya aufbrechen. Ruderer, Besatzung und Krieger stehen bereit. Die Laderäume sind voll beladen mit Vorräten für drei Monde. Die Klan werden sich wundern.«
    »Das glaube ich auch«, meinte Tomal bewundernd, »jedes Schiff ist wie eine Festung. Ich kenne kein Schiff, das dagegen ankäme.«
    »Komm! Ich zeige dir das königliche Sturmschiff und meine Kajüte«, lächelte Saykara, »ich verspüre plötzlich so ein Verlangen …«
    »Wunderbar«, lächelte Tomal in seiner Vorfreude, »ich kann es kaum erwarten.«
    »… die Planken meines Schiffes unter den Füßen zu spüren.«
    Sofort verschwand das Lächeln wieder aus Tomals Gesicht. Saykara lachte nur, nahm Tomal an die Hand und führte ihn über den Steg zu ihrem Schiff.
    »Der Name ist
Kichona y dacha«
, erklärte die Königin, »das bedeutet Sturmliebe, stürmische Liebe oder Liebe im Sturm. Du kannst dir das Passende aussuchen. Ist das nicht schön?«
    »Wunderschön«, knurrte der Lesvaraq und verdrehte angewidert die Augen.
    Saykaras Dienerinnen warteten bereits an Bord, um die Königin und Tomal zu empfangen. Sie geleiteten die beiden über einen schmalen Laufsteg mitten durch die Ruderbänke in das Innere des Schiffs zur Kajüte der Königin. Tomal kam sich beinahe wie in Saykaras Palast vor. Die Kajüte war groß und durch Schleier und Vorhänge in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Es gab nichts, worauf die Königin während der Reise verzichten musste. Ein großes Bett, Tische, Sessel, Wandschränke vollgestopft mit prunkvollen Gewändern und Kleidern. Schmuck- und Schminkkästen. Parfüms, Obst und Gemüse in Hülle und Fülle. Zahlreiche Gemälde und Mosaiken zierten die Wände. Alle zeigten Saykara in verschiedenen Posen. Sogar ein in den Boden eingelassenes, mit beheizbaren Steinen und Kristallen ausgelegtes Bad hatten die Maya in Saykaras Kajüte eingebaut.
    »Es ist alles vorbereitet«, sagte Lyara, »wir könnten schon heute auslaufen.«
    »Morgen!«, antwortete Saykara. »Die Flotte der Königin wird Kartak morgen verlassen.«
    »Wie viele Maya wirst du nach Fee mitnehmen?«, wollte Tomal wissen.
    »Wir haben neunhundert Ruderer an Bord und eintausend Krieger, Schwert- und Speerkämpfer sowie Bogenschützen. Mit der Besatzung und meiner Dienerschaft werden wir zweitausenddreihundert Nno-bei-Maya sein. Mit mir Zweitausenddreihundertundeine.«
    Tomal hatte Zweifel, ob das Sturmschiff der Königin überhaupt genügend Vorräte für eine Überfahrt nach Fee laden konnte. Noch nie hatte ein Schiff die lange Reise geschafft. Nur wenige wussten, dass es den magischen Kontinent überhaupt gab und wo er lag. Mit so vielen hungrigen Mäulern, war dies ein echtes Wagnis. Wahrscheinlich sogar eine Fahrt ohne Wiederkehr. Aber der Lesvaraq behielt seine Bedenken für sich. Die Königin hätte ihn nur ausgelacht. Was kümmerte ihn das Schicksal der Nno-bei-Maya? Er hatte ganz andere Pläne. Das

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