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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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dabei an Höhe.
    »Ach, Sapius«
, meinte der Drache grinsend,
»fluchen war noch nie deine Stärke. Kannst du dich denn schon wieder bewegen?«
    Sapius prüfte seine Finger, jeden einzelnen, bewegte Hände und Füße. Er drehte den Kopf von links nach rechts, atmete einige Male tief durch, hustete und setzte sich schließlich auf Haffaks Rücken auf, um seine Reiterhaltung einzunehmen.
    »Es geht«
, sagte Sapius wieder ruhiger,
»das Gift scheint nicht mehr zu wirken. Was geschieht da unten am Vulkankrater?«
    »Halte dich gut fest!«
, meinte der Drache.
»Wir sehen nach.«
    Haffak flog einen halben Bogen um den Krater und musste dabei einigen hochgeschleuderten Gesteinsbrocken und Lava in riskanten Flugmanövern ausweichen.
    »Sieht so aus, als würde ein alter Bekannter für den Lesvaraq singen«
, meinte Haffak Gas Vadar.
    Der Drache hasste und fürchtete die Todsänger mehr als alles andere, was ihm deutlich anzuhören war.
    »Nalkaar?«
, erschrak Sapius.
»Dann haben ihn die Bewahrer also nicht erschlagen und er ist wieder einmal entkommen.«
    »Der Todsänger, ja. Tarratar ist bei ihnen.«
    »Das dürfen wir nicht zulassen«
, rief Sapius,
»er wird ihre Seelen fressen. Wir müssen landen und ihnen helfen.«
    »Tarratar besitzt eine Seele?«
, wunderte sich der Drache.
»Das wusste ich gar nicht. Es ist gefährlich, auf dem Vulkan zu landen. Willst du etwa wieder deinen Fluch loswerden? Was kümmern dich Tomal und Tarratar noch? Fee wartet auf uns. Lass uns endlich dorthin gehen.«
    »Sie haben das Buch der Macht. Ich muss es wieder in die Hände bekommen.«
    »Sapius!«
, kreischte der Drache empört.
    Sapius kannte die ablehnende Einstellung des Drachen zum Buch der Macht sehr gut.
    »Was denn? Das ist im Augenblick meine und damit auch deine wichtigste Aufgabe.«
    Sapius blickte nach vorne. In der Ferne entdeckte er durch die Rauchschwaden die Berge des Riesengebirges. Aber er erkannte noch etwas anderes.
    »Siehst du, was ich sehe?«
, fragte Sapius den Drachen.
    »Nein«
, erwiderte der Drache,
»siehst du was ich sehe, ist ein Ratespiel, das ich nicht mag.«
    »Na schön«
, meinte Sapius,
»gerade vor uns. In einiger Entfernung bewegt sich etwas Großes. Was ist das? Ein grauer Riesenwurm? Ein Kojos?«
    Haffak sah genauer hin und folgte dabei Sapius’ Zeichen.
    »Nein«
, sagte der Drache schließlich, »
das ist kein einzelnes Wesen. Das sind sehr viele Wesen. Ich kann sie voneinander unterscheiden. Ein großes, steinernes Heer. Golems und Felsgeborene.«
    »Haffak! Das bedeutet … Vargnar kommt! Er will den Lesvaraq aufhalten«
, jubelte Sapius zunächst und wurde gleich darauf sehr traurig,
»aber er kommt zu spät. Viel zu spät.«
    »Das ist leider wahr«
, sagte der Drache,
»ich nehme an, er gab sein Bestes, aber es war unmöglich für ihn, in der kurzen Zeit am richtigen Ort zu sein.«
    »Sie sind alle verloren. Was ist mit Jafdabh geschehen?«
, wollte Sapius wissen.
»Konntest du wenigstens ihn retten?«
    »Ich wollte Jafdabh holen und hatte bereits ein Schiff auf hoher See ausgemacht, auf das ich ihn bringen wollte«
, erzählte der Drache,
»aber er lehnte ab. Jafdabh hatte mit seinem Leben abgeschlossen und starb in seinem Haus, als sich der Vulkan erhob.«
    »Du hättest ihn retten können!«
    »Gegen seinen Willen? Nein, Sapius. Seine Zeit war gekommen. Ich respektierte seinen Wunsch. Sieh dich doch nur um! Ich hätte ihn nicht retten können, vielleicht wäre sein Tod ein paar Horas hinausgezögert worden, aber das Ende wäre für ihn so oder so gekommen. Ich habe auch sonst niemanden aus der Stadt retten können. Es war zu spät. Also kehrte ich um und rettete lieber dich vor deinem Sturz in die kochende Lava. Du hast eine Zukunft. Sie hatten keine mehr.«
    »Wir müssen Vargnar warnen«
, verlangte Sapius plötzlich,
»ich ertrage es nicht, wenn wir ihn auch noch verlieren. Er ist mein Freund.«
    »Wovor willst du den Felsgeborenen warnen?«
, zweifelte Haffak an Sapius’ Wunsch.
»Er hat Augen und Ohren. Er weiß besser als wir, was mit den Steinen geschieht.«
    Sapius rutschte unruhig hin und her. Auf dem Rücken seines Drachen musste er tatenlos zusehen, wie die Welt im Feuersturm unterging. Er konnte nichts machen und offenbar niemanden retten.
    Der Drache wich brennenden Gesteinsbrocken immer wieder geschickt aus. Aber die Eruptionen wurden heftiger und das ein oder andere Mal entkamen sie einem Zusammenstoß nur knapp. Sie näherten sich Tarratar, Nalkaar und Tomal. Der

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