Kryson 06 - Tag und Nacht
Haffak Gas Vadar.
»Bedauerlicherweise stimmt das«
, antwortete Vargnar,
»aber sollte es uns gelingen, den Stein zu beruhigen, würde am Ende wenigstens die Hoffnung bleiben, dass sich Kryson eines Tages wieder erholt.«
»Was ist dafür notwendig?«
, wollte der Drache wissen.
»Können wir Euch helfen?«
»Die Felsgeborenen werden in den Stein gehen und sich mit ihm verbinden. Wir werden mit dem Stein reden und ihn beschwichtigen. Unser Bewusstsein wird das Denken und Handeln der Felsen bestimmen. Dafür werden wir jeden Geist unserer Felsgeborenen brauchen. Die Golems und Eisprinzessinnen bewachen uns und werden darauf achten, dass wir dabei nicht gestört werden. Der Stein wird nicht einfach zu besänftigen sein. Wir müssen bis tief in seinen Kern vorstoßen und ihm dort den zerstörerischen Gedanken entreißen, den ihm der Lesvaraq und das Buch eingegeben haben. Viele von uns werden bei dem Versuch sterben und einfach im Stein verglühen. Diejenigen, die es bis zum Kern schaffen, werden sich anschließend im Stein verlieren und ein fester Teil von ihm werden. Das ist das Schicksal unseres Volkes, Drache. Das Ende der Felsgeborenen. Wir wissen, was uns erwartet, und sind bereit dazu. Wir gehen zurück in den Stein. Wir kehren nach langer Zeit heim. Ihr und Sapius würdet uns einen großen Gefallen tun, wenn Ihr das Leben unserer Felsenfreunde rettet. Nehmt sie mit, wohin immer Ihr auch gehen werdet. Sie tragen unser Wissen und die Erinnerung an unser Volk mit sich.«
Der Drache war gerührt. Vargnar blickte ihn eindringlich an und wusste, der Drache konnte seine Bitte nicht ablehnen. Die Felsenfreunde protestierten jedoch lautstark.
»Ihr braucht uns«, »Wir bleiben bei Euch bis zum Ende«, »Wer wird Euch zur Vernunft rufen?«
, riefen die vielen Stimmen. Aber sie hatten keine Wahl. Vargnar ließ sich nicht mehr umstimmen. Bei diesem Vorhaben brauchten die Burnter keine Vernunft und niemanden, der sie vor Gefahren warnte. Ihre Aufgabe war eindeutig und schwierig. Sie würden dabei alle sterben und konnten nur hoffen, dass es wenigstens einigen von ihnen gelänge, bis in den Kern des Steins vorzudringen, um den Stein umzustimmen und zum Guten zu beeinflussen. Nur die Stärksten und Erfahrensten unter den Felsgeborenen würden überhaupt so weit kommen. Die Übrigen mussten den Weg frei machen und den Zorn des Steins so lange wie möglich auf sich lenken. Aber Vargnar war sich sicher, sie würden es schaffen.
»Ich nehme die Felsenfreunde gerne mit«
, antwortete der Drache,
»auf meinem Rücken ist Platz genug. Sie müssen sich nur an meinen Schuppen festhalten.«
Vargnar nickte zufrieden. Die Felsenfreunde in Sicherheit zu wissen, würde ihm sein Vorhaben erleichtern und er würde mit Freuden in den Stein gehen.
»Es wird Zeit. Wir müssen Abschied voneinander nehmen«
, sagte Vargnar zu seinem Felsenfreund.
»Ich werde Euch vermissen, mein Prinz«
, schniefte Rodso traurig.
»Sei nicht traurig, Rodso. Du warst mir stets ein großartiger Ratgeber und Freund. Einen Besseren hätte ich mir nicht wünschen können.«
»Wirklich? Ihr ehrt und rührt mich. Was ist mit Goncha? Vermisst Ihr ihn denn nicht mehr?«
»Nein«
, antwortete Vargnar,
»er war mein bester Freund, aber ich hatte doch dich. Ihr beide wart für mich unersetzlich. Freunde und engste Vertraute, die ich niemals vergessen werde. Leb wohl, Rodso. Sapius und der Drache werden sich um dich und die anderen kümmern. Hilf ihnen mit deinem Rat und deinem Wissen. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.«
Die Felsgeborenen verabschiedeten sich von ihren Freunden. Rodso kletterte als einer der ersten Felsenfreunde auf eine Schuppe des Drachen. Die anderen folgten seinem Beispiel, kletterten an Haffak Gas Vadar hoch und suchten sich einen halbwegs sicheren Platz.
Vargnar gab das Zeichen zum Abmarsch. Die Zeit war knapp und sie mussten sich beeilen.
»Sagt Sapius von mir, dass er ein wahrer Freund für mich war. Es war mir eine Ehre, für eine Weile an seiner Seite über Ell zu ziehen. Ich werde ihn vermissen. Ohne Sapius wäre das Leben viel langweiliger gewesen«
, rief Vargnar dem Drachen noch zu, während dieser bereits die Schwingen ausgebreitet hatte und einige Fuß über dem Boden schwebte.
»Passt gut auf unsere Felsenfreunde auf. Sie sind unser Bewusstsein. Sollten wir eines Tages doch aus dem Stein zurückkehren, werden wir sie brauchen.«
»Macht Euch keine Sorgen«
, antwortete der Drache,
»ich werde sie wie die Eier unserer
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