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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Drachenmutter hüten. Ich bewundere Euren Mut und Eure selbstlose Tat, Vargnar. Ihr seid die wahren Helden Krysons. Sapius und ich werden Euer Andenken bewahren. Das verspreche ich Euch.«
    Vargnar sah dem Drachen und seinen Felsenfreunden so lange nach, bis diese hinter dichten Rauchschwaden in eine ungewisse Zukunft verschwanden. Niemand konnte vorhersagen, ob der Drache und Sapius der Katastrophe entkommen würden. Aber die Hoffnung wollte Vargnar nicht aufgeben.
    Die Felsgeborenen marschierten weiter. Bald würden sie ihr Ziel erreicht haben und am Fuße der neuen Vulkane ihren letzten Kampf beginnen.
    *
    »Es ist alles verloren«, flüsterte Sapius atemlos, »grauenhaft. Nichts wird übrig bleiben von dem, was wir kannten und liebten. Das Eis im Norden schmilzt. Das ewige Eis ist dahin. Eisbergen verloren. Das Wasser wird steigen und große Teile des Kontinents überfluten. Die Berge werden verglühen, die Wälder verbrennen … an Faraghad wird nichts mehr erinnern, außer einem Haufen Asche. Der Rayhin wird austrocknen, die Grenzlande werden vergehen. Kryson gerät aus seiner Bahn. Zurück bleiben wird nur ein schwarzer, verbrannter Fleck. Der Baum des Lebens verliert seine Wurzeln.«
    Sapius blickte vom Buch auf, klappte es zu und hielt es dem Narren in einer eindeutigen Geste hin. Tarratar lehnte ab und trat einen Schritt zurück. »
Er wird das Buch nicht mehr zurücknehmen«
, dachte Sapius sofort.
    »Das Buch gehört jetzt Euch«, sagte der Narr, »ich darf es nicht mehr annehmen. Behaltet es und verwahrt es gut.«
    »Ich will es nicht«, antwortete Sapius mit fester Stimme.
    »Das Buch hat sich für Euch entschieden. Schon im Netz des vierten Wächters hätte es Euch gehören sollen. Ihr müsst es nehmen«, klärte ihn der Narr auf.
    »Was soll ich damit anfangen?«, entgegnete Sapius. »Es lässt sich ohnehin nichts mehr ändern.«
    »Das stimmt«, seufzte Tarratar, »aber Kryson wird trotz der Katastrophe weiterleben. Verbrannt, tote Erde. Irgendwie wird es überleben und damit wird auch das Buch fortgeschrieben werden.«
    »Lieber werfe ich dieses verdammte Buch gleich hier in das Feuer des Vulkans«, meinte Sapius wütend.
    »Das dürft Ihr nicht«, sagte Tarratar entsetzt, »Ihr würdet alles nur noch schlimmer machen. Das Buch der Macht ist unzerstörbar. Jeder Versuch löst eine weitere Katastrophe aus, bis am Ende ganz Kryson in Trümmern liegt.«
    »Schlimmer als das Ende, das wir gerade erleben, kann es nicht werden«, erwiderte Sapius.
    »Doch …«, sagte Tarratar mit einem Blick, der weit in die Vergangenheit gerichtet schien, »glaubt einem Narren, der in seinem langen Leben schon vieles gesehen und erlebt hat. Kryson sah nicht immer so aus, wie es heute aussieht und schon bald nicht mehr aussehen wird. Denkt Ihr wirklich, dass es schon immer zwei Sonnen auf Kryson gab? Ich weiß, dass Ihr das annehmt, weil Ihr nichts anderes kennt und Euch deshalb nicht vorstellen könnt, wie es anders war. Aber die Welt, in der wir leben, erfährt einen steten Wandel. Wir müssen nur in der Lage sein, in längeren Zeitabschnitten zu denken. Milliarden und Millionen von Sonnenwenden. Stellt Euch die Ewigkeit vor, Sapius. Sie kennt kein Ende.«
    »Das ist wahr. Die Zeit schreitet unaufhaltsam voran. Aber wir leben im Hier und Jetzt.«
    »Seid Ihr Euch dessen so sicher? Nach allem, was Ihr erfahren durftet und über das Gleichgewicht wisst?«, fragte der Narr.
    Sapius winkte bloß ab. Er hatte kein Interesse an weiteren Rätseln.
    »Was ist mit Tomal?«, wollte Sapius wissen. »Was machen wir mit ihm?
    Der Lesvaraq stand noch immer am Rand des Kraters, so wie ihn Tarratar aufgerichtet hatte. Tomal starrte sinnentleert auf die feuerspuckenden Vulkane.
    »Nichts«, antwortete Tarratar, »wir lassen ihn hier, damit er sich das Ende aus nächster Nähe ansehen kann. Immerhin ist dies sein Werk.«
    »Oder Eures?«, merkte Sapius verbittert an.
    »O nein, Sapius«, entgegnete Tarratar ernst, »ich habe wirklich versucht, dieses Unglück zu verhindern. Es lief gut bis zu jenem Tag, an dem Tomal seinem leiblichen Vater begegnete und ihn tötete. Seither verfiel er dem Wahnsinn und glaubte, er müsse die Welt und alles Leben darin vernichten, um sie anschließend in seinem Sinne neu zu erschaffen.«
    »Seht ihn Euch an«, meinte Sapius, »er ist nicht mehr bei klarem Verstand. Eine leere, kraftlose Hülle seiner selbst. Er besitzt keine Macht mehr. Wir sollten ihn von seinem Leid erlösen.«
    »Bitte … ich lasse

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