Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
waren an den Säumen mit goldenen Fäden durchwirkt. Sie kannten Thezael gewiss gut und wussten, wo er sich aufhielt. Der Mann mit der sonoren Stimme war groß und gerade gewachsen. Er hatte einen auffällig breiten Brustkorb, Schultern und Arme, die einem Schmied in nichts nachstanden. Der andere Praister war deutlich kleiner und kugelrund. Er hatte einen kahl geschorenen Kopf, während der größere Praister dunkles, an den Schläfen grau meliertes Haar aufwies.
    Der Magier verlor keine Zeit und fixierte die beiden Praister mit den Augen. Er musste schielen, um jeden genau im Blick zu halten und das magische Auge der Beeinflussung einzusetzen.
    »Das sieht bestimmt albern aus, aber es lässt sich nicht ändern«
, dachte Sapius,
»ich muss sie beide gleichzeitig überzeugen, sonst könnte einer der beiden die Beeinflussung des anderen wieder aufheben.«
    »Ihr werdet mich zu Thezael führen«, befahl Sapius mit fester Stimme, die sich jedoch wie zwei übereinanderliegende Stimmen anhörte. Die vollkommene Beherrschung der Stimmbänder war dafür erforderlich.
    »Ja, das werde ich, mein Herr«, antwortete der kleinere Praister und nickte dabei eifrig.
    »Mit Freuden, mein Herr«, stimmte der groß gewachsene Praister zu und zwinkerte Sapius wohlwollend zu.
    »Es wird einen Kampf geben. Die Schatten werden Thezael unterstützen. Ich verlange von Euch, dass Ihr mir in einem Kampf gegen Thezael und die Schatten beisteht«, fuhr Sapius fort.
    »Die Schatten lassen sich nur mit der Macht des Tages bekämpfen; Herr. Licht wird sie vertreiben. Ich verfüge nicht über diese Kunst. Aber natürlich werde ich Euch gegen Thezael zur Seite stehen«, sagte der kleinere Praister.
    »Es ist ein Kampf Tag gegen Nacht, Herr. Die Schatten entscheiden selbst, wem sie gehorchen. Ich spüre, dass Ihr ein Schattenbeschwörer seid. Aber beherrscht Ihr auch das Licht? Wenn nicht, werdet Ihr Euch um die Gunst der Schatten bemühen müssen. Gewinnt Ihr, werden sie sich Thezael widersetzen. Ich helfe Euch gegen Thezael, aber gegen die Schatten kann ich nichts ausrichten«, führte auch der zweite Praister aus.
    »Ich danke Euch«, lächelte Sapius zufrieden. Die Beeinflussung wirkte. »Sollten wir siegen, wird einer von Euch beiden die Praister künftig anführen.«
    Kaum hatte Sapius das letzte Wort ausgesprochen, zückte der kleine Praister einen Dolch und stach ihn mit Wucht mitten durch die Lunge ins Herz des anderen Praisters. In den Augen des größeren Praisters standen Überraschung und Schmerz. Der Sterbende röchelte qualvoll. Die Hände umklammerten den Griff des Dolchs, den der kleine Praister sofort losgelassen hatte, nachdem er zugestochen hatte. Blut quoll aus dem Mund des großen und breiten Mannes. Er sah Sapius vorwurfsvoll an, als ob dieser ihn erdolcht hätte, bis das Leben schließlich aus seinen Augen schwand. Der Getötete fiel auf die Knie und kippte vornüber. Der Magier war entsetzt über diese Tat. Er hatte keine Gelegenheit einzugreifen und den feigen Mord zu verhindern.
    »Weshalb … verdammt … weshalb habt Ihr das getan?«, empörte sich Sapius. »Er war Euer Gefährte, Euer Bruder«
    »Er war ein Kontrahent«, antwortete der Praister, »und ein Verräter, der seinem Herrn nicht treu sein kann. Heute verrät er Thezael und nur wenig später Euch, weil ihm nicht gefällt, was Ihr tut. Nur einer von uns beiden wird die Praister nach Thezaels Fall anführen. Das habt Ihr doch selbst gesagt. Und dieser eine werde ich sein.«
    »Das werden wir noch sehen. Er hätte mich nicht verraten. Das weiß ich. Ihr habt ihn aus Machtgier kaltblütig ermordet. Wir hätten ihn im Kampf gegen Thezael gut brauchen können«, schimpfte Sapius.
    »Unsinn«, meinte der Praister, »Ihr habt doch mich. Das sollte genügen. Dieser verräterische Nichtsnutz wäre keine Hilfe gewesen. Ich kannte ihn. Sobald sich ihm die ersten Schatten genähert hätten, wäre er Hals über Kopf geflohen.«
    »Eure Tat überzeugt mich nicht gerade von Euren Qualitäten als Anführer der Praister. Das war eiskalt und berechnend«, regte sich Sapius auf. »Ich sollte Euch auf der Stelle töten, wie Ihr es mit Eurem Bruder getan habt. Das wäre nur gerecht. Aber ich brauche Euch noch gegen Thezael und das Versprechen, das Ihr mir gabt.«
    »Beruhigt Euch. Ich versichere Euch, dass die Praister stets von Männern angeführt wurden, die meine Einstellung und Eigenschaften aufwiesen. Ihr könnt Euch also auf mich verlassen«, antwortete der Praister, »ich bin

Weitere Kostenlose Bücher