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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Todsänger und an der Suche nach Gahaad. Kryson und das Gleichgewicht konnten keinen weiteren Schlächter gebrauchen. Aber es war eine gute Idee, den Schatten in diesem Glauben zu lassen. Vielleicht würde er sich noch als hilfreich erweisen und Gahaad tatsächlich aufspüren. Die Frage war nur, wie Murhab den Schatten wieder loswerden würde. Er hatte ihm nichts versprochen, denn er wusste, wie gefährlich es sein konnte, ein Versprechen gegenüber einem Schatten nicht einzuhalten.
    Murhab wartete und während er wartete, verlor er jegliches Gefühl für die Zeit. Irgendwann – es mochte eine Ewigkeit sein oder auch nur eine sehr kurze Weile – kam der Schatten zurück und hatte jemanden mitgebracht.
    »Ich habe mein Wort gehalten«, sagte Kelamon, »darf ich vorstellen, Gahaad, der erste Krieger der Nno-bei-Maya.«
    »Endlich«, sagte Murhab. »Ich bin Murhab und werde Euch aus dem Reich der Schatten zu Eurem Volk führen.«
    Gahaad sah den Todsänger verständnislos an.
    »Ich kann nicht zurück«, sagte Gahaad, »mein Körper ist nicht bereit dazu.«
    »Ich weiß, ich weiß«, meinte Murhab, »ich bleibe so lange bei Euch, bis die Zeit für Eure Rückkehr gekommen ist.«
    »Wie Ihr wollt«, meinte Gahaad, »aber wir werden uns verstecken müssen.«
    Der Geist des Kriegers drehte sich um und deutete auf den Nebel des Vergessens, der plötzlich in Bewegung zu geraten schien und langsam auf sie zukroch.
    »Wir müssen uns beeilen, bevor er uns erreicht hat«, sagte Gahaad.
    »Ich verstehe«, antwortete Murhab, »Ihr kennt Euch hier besser aus als ich. Ich folge Euch, wohin Ihr auch immer geht.«
    »Dann los«, sagte der Krieger, »mir nach.«
    »Ich komme mit euch«, rief Kelamon.
    Gahaad legte einen strammen Schritt vor, lief Hügel hinauf und wieder hinunter, bis sie zu einer sehr schmalen Schlucht kamen, in die er ohne zu zögern hinabstieg.
    »Dort unten gibt es eine Höhle«, zischte der erste Krieger leise, »der Nebel ist noch nie bis dorthin vorgedrungen. Wir verstecken uns in der Höhle und warten. Ich bin schon sehr lange hier gefangen. Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn Ihr mir etwas über Euer Leben und über meine Königin erzählen könntet. Aber erst in der Höhle.«
    Murhab, Gahaad und Kelamon stiegen gemeinsam zur Höhle hinab und versteckten sich. Der Nebel des Vergessens hatte ihre Spur bald verloren.

Schattenbeschwörer
    G erade noch zur rechten Zeit war Sapius durch den Nebeneingang geschlüpft, zu dem ihn der Weg durch die Palastgärten geführt hatte. Der Palast kam dem Magier zwar bekannt vor, aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wohin er seine Schritte lenken musste, wollte er in die unteren Bereiche, in das Heiligtum und den Tempel vordringen. Dort befanden sich die Kammern der Praister, was er sich bei seinem letzten Besuch im Palast gemerkt hatte. Bedauerlicherweise war sein Aufenthalt im Kristallpalast schon lange her und viel zu kurz gewesen, um den Palast und die verschlungenen Wege ausgiebig zu erkunden. Das Beste wäre, wenn es ihm gelänge, einen Diener oder sogar einen Praister davon zu überzeugen, ihn dorthin zu führen.
    Jafdabh hatte die Kammern der Praister als
Folterkammern
bezeichnet. Tatsächlich handelte es sich um spärlich ausgestattete Kammern, in denen die Toten von den Praistern auf ihren Gang zu den Schatten vorbereitet wurden. Aber Jafdabh kannte die Praister besser als Sapius. Der Todeshändler lag daher sicher richtig, wenn er damit andeuten wollte, dass sich die Praister nicht nur auf die Vorbereitung der Toten, sondern insbesondere auch auf ihre ganz eigene Weise auf die Folter verstanden, die letztlich auch nichts anderes als eine Vorbereitung für das Reich der Schatten war. Nur eben eine schreckliche, schmerzhafte letzte Stufe vor dem Tod.
    Der Magier wusste, mit freundlichen Worten würde er im Kristallpalast nicht weit kommen. Nicht solange Thezael das Sagen hatte. Sapius war sich darüber im Klaren, dass er Magie einsetzen, den Willen der Bediensteten und Getreuen brechen und deren Gedanken manipulieren musste. Erst dann wären sie bereit, ihn zu seinem Ziel zu führen. Sapius hatte diese Kunst zwar studiert und zuweilen auch geübt, sie aber noch nicht oft in einer kritischen Situation wie dieser angewendet.
    Die Erkenntnis, dass ihm die Schatten gehorchten, war für Sapius noch neu und sie fühlte sich fremd an. Er zweifelte daran, ob es richtig war, sich der Unterstützung der Schatten zu bedienen. Die Toten zu rufen – wenn

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