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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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lange standgehalten, ohne ihren Herren zu verraten. Unglaublich.«
    »Ihr habt sie getötet«, sagte Sapius, der sich die Hand vor Mund und Nase hielt.
    »Natürlich«, gestand Thezael, »sie musste geopfert werden, damit sie die Schatten auf Jafdabhs Spur führt. Mit ihrer Hilfe, ob sie nun will oder nicht, werde ich ihn endlich zu fassen bekommen. Darauf habe ich lange gewartet. Es wäre besser für sie gewesen, sie hätte geredet. Das hätte ihr Sterben verkürzt. Aber tot ist sie nützlicher, denn nun muss sie mir gehorchen. Auf diesem Tisch wird Jafdabh bald vor mir liegen und um Gnade winseln. Oh, was freue ich mich auf diesen Augenblick. Mein Messer wird durch seinen Körper gleiten und ihn langsam in Stücke schneiden. Er wird bis zum Schluss leben und den Schmerz fühlen, wenn ich ihm das Herz herausschneide. Wie ich höre, wollt Ihr ihm Gesellschaft leisten. Ich habe noch Zeit, bis ihn die Schatten zu mir bringen. Es wäre also möglich, Euch dazwischenzuschieben. Aber auch Ihr müsst Euch gedulden, bis ich mit dieser Frau fertig bin.«
    »Ihr seid krank, Thezael«, sagte Sapius mit belegter Stimme.
    »Nein, nicht dass ich wüsste«, erwiderte der oberste Praister. »Ich fühle mich wohl und bin kerngesund. Mir mangelt es an nichts. Aber sagt, sind wir uns schon einmal begegnet? Ich kann mich nicht an Euer Gesicht erinnern.«
    »Wir sind uns bis heute nie persönlich begegnet. Ich hätte Euch gewiss schon früher getötet, wenn ich gewusst hätte, was für einen boshaften und grausamen Geist Ihr besitzt«, antwortete Sapius.
    »Ich weiß nicht, ob Ihr überhaupt dazu in der Lage seid«, meinte Thezael. »Was macht Euch so sicher, dass Euch das gelungen wäre?«
    »Ich bin Sapius, ein freier Magier und Yasek der Drachenreiter.«
    »Den Namen habe ich schon einmal gehört, wenn auch in anderem Zusammenhang. Ihr dient der Dunkelheit, wenn ich mich nicht täusche, und seid der Handlanger eines Lesvaraq. Tomal ist Euer Herr und Meister. Ist es nicht so?«
    »Ich bin frei und diene niemandem außer dem Gleichgewicht.«
    »Oh, dann habe ich mich getäuscht oder meine Informationen sind nicht mehr auf dem neuesten Stand. Ihr könnt mit den Schatten umgehen, nehme ich an?«
    »Wer sagt das?«
    »Ihr könnt mich nicht täuschen«, meinte Thezael, »ich sehe und fühle, wer ein Schattenbeschwörer und Totenerwecker ist und wer diese Fähigkeit nur vortäuscht. Ihr besitzt diese Fähigkeit, auch wenn Ihr sie noch nicht häufig verwendet habt. Das macht Euch übrigens interessant und begehrenswert für die Schatten. Sie sind neugierig auf alles, was neu ist.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte Sapius.
    »Natürlich nicht«, lächelte Thezael kalt. »Ich widmete den Schatten mein Leben. Ich weiß alles über sie und beherrsche sie wie kein anderer. Aber in letzter Zeit verhalten sie sich rebellisch. Was ist nun? Wollt Ihr Euch freiwillig auf meinen Tisch legen und wir bringen es ohne einen Kampf zu Ende? Oder muss ich Euch zwingen?«
    »Legt Euch selbst auf Euren Tisch und sterbt, Thezael«, brummte Sapius, »ich habe keine Lust mehr, mich weiter mit einem Verrückten zu unterhalten.«
    Sapius sah sich in der Kammer um. Thezael hatte nicht gelogen. Die Schatten waren ganz in der Nähe und lauerten an den Wänden und der Decke.
    »Morta Thezael«, flüsterte der Magier.
    Die Schatten gerieten in Bewegung, zischten und fauchten bedrohlich. Es hatte den Anschein, als wollten sie sich sofort auf Thezael stürzen.
    »Halt«, rief Thezael und hielt die Hand mit dem Messer nach oben, »bleibt wo Ihr seid! Ihr werdet mich nicht angreifen, sonst verdamme ich Euch ins Nichts oder für alle Ewigkeit in die Flammen der Pein.«
    Die Schatten beruhigten sich augenblicklich wieder und verhielten sich ruhig, während Thezael weitersprach.
    »Das war gar nicht schlecht«, lachte Thezael. »Ein uralter und mächtiger Befehl an die Schatten, das Opfer zu töten und mit sich in das Reich der Schatten zu nehmen. Mein Respekt, Ihr beherrscht die alte Sprache. Das hätte ich nicht gedacht. Aber damit beleidigt Ihr mich auch. Habt Ihr wirklich gedacht, Ihr könntet den Meister der Schattenbeschwörer mit einem so einfachen Trick besiegen? Ihr wollt mich mit meinen eigenen Waffen schlagen? Ein Duell der Schattenbeschwörer? Das ist dumm, sehr dumm. Ich bin nicht irgendein Gegner, Sapius. Ich bin Thezael, der oberste Praister. Wie könnt Ihr mich nur unterschätzen? Egal. Nun weiß ich wenigstens, wer Tadder und die anderen Praister getötet hat.

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