Kryson 06 - Tag und Nacht
jedes andere Feuer«, dröhnte Sapius, »Ihr könnt nicht entkommen.«
Sapius spuckte dunkles Feuer, das der Kammer einen großen Teil der Luft entzog und alles in Brand steckte, was nur brennbar war. Der Leichnam der Frau auf dem Tisch und Polls toter Körper entflammten lichterloh. Die Essenzen und Salben der Praister entzündeten sich. Gläser platzen und Phiolen explodierten mit einem lauten Knall. Thezaels Robe fing Feuer. Der Praister schrie, als die Flammen an ihm hochzüngelten und seine Haare verschmorten. Er krabbelte unter dem Tisch hervor, riss sich die brennende Robe vom Leib und schlug wild auf die Flammen ein. Thezael hatte schwere Verbrennungen an den Armen und im Gesicht. Seine Haut warf hässliche Blasen. Der Praister zitterte. Tränen liefen über seine Wangen, während er schrie und schluchzte.
»Gnade!«, schrie Thezael. »Ich flehe Euch an, verbrennt mich nicht! Es ist genug. Ich gebe Euch alles, was Ihr wollt. Der Flammentod ist ein zu schreckliches Ende. Erschlagt mich, erdolcht mich. Aber verbrennt mich nicht bei lebendigem Leib!«
Thezael sabberte, flehte und bettelte um einen schnellen Tod.
»Ihr wollt Gnade«, grollte Sapius, »und nicht in meinem Drachenfeuer sterben? Nun gut, ich bin nicht wie Ihr. Ich bereite Euch ein schnelles Ende.«
Sapius blickte sich in der Kammer um. Trotz des Feuers und des geöffneten Portals waren die Schatten nicht geflüchtet. Im Gegenteil, der Magier hatte den Eindruck, dass sich noch mehr Schatten versammelt hatten, seit Thezael das Portal geöffnet hatte.
»Schatten, kommt zu mir und hört mich an«, begann Sapius.
»Was habt Ihr vor?«, jammerte Thezael mit vor Furcht bebender Stimme.
»Morta Thezael!«, schrie Sapius. »Morta Thezael! Der Drachendämon befiehlt es Euch. Morta Thezael! Bringt den Praister in die Flammen der Pein. Dort soll er auf ewig schmoren. Thezael muss für jedes seiner grausam gefolterten Opfer tausendfach bezahlen. Morta Thezael!«
»Nein, nicht!« Thezael hob abwehrend die schwer verbrannten Arme über den Kopf.
Aber die Schatten gehorchten dem Praister nicht mehr. Als hätten sie nur auf diese Gelegenheit gewartet, stürzten sie sich nun kreischend auf den Meister der Schatten, saugten ihm das Leben aus seinem Körper und verschleppten seinen Geist in die Flammen der Pein, wie Sapius es ihnen befohlen hatte.
Thezael war tot und die Schreckensherrschaft der Praister beendet. Jafdabh würde endlich nach Tut-El-Baya zurückkehren können und sich nicht mehr vor dem Zorn des Praisters und den Schatten verstecken müssen.
Sapius verwandelte sich zurück, zog die Robe aus und warf sie angewidert ins Feuer.
»Praister«, er spuckte den Namen verächtlich aus, »wer auch immer sich diese Brut des Bösen ausgedacht hat, soll auf ewig verflucht sein. Ich habe genug davon.«
Bevor er die Kammer verließ, beschwor der Magier erneut die Beeinflussung und schickte den Spruch wie ein Echo durch die Korridore des Tempels. Der erste Praister, der ihm über den Weg lief, würde ihm zu Diensten sein.
»In secra fadar kali te dore bachara!«
Der Magier machte sich auf den Weg und schnappte sich einen Praister, der das Feuer in Thezaels Kammer entdeckt hatte und einen Eimer Wasser trug, während er lauthals »Feuer, Feuer!« rief.
»Ihr werdet mich auf dem schnellsten und geheimsten Weg aus dem Tempel und dem Kristallpalast führen«, befahl Sapius dem Praister, »ich will kein Aufsehen erregen. Danach werdet Ihr das Ende Thezaels, des obersten Praisters und seiner Schreckensherrschaft verkünden. Zunächst in Tut-El-Baya und danach auf ganz Ell. Erzählt den Nno-bei-Klan und allen, die es wissen wollen, er wurde von einem Drachen getötet und brennt nun für seine Taten in den Flammen der Pein. Für immer und ewig. Sein Ende soll all jenen, die ihm nacheifern wollen, ein abschreckendes Beispiel sein. Die Praister werden sich ändern müssen, wenn es ihnen nicht wie Thezael ergehen soll. Findet Verbündete für die gute Sache. Jagt die Bösen fort und verbannt sie für immer.«
»Sehr wohl, Herr«, verbeugte sich der Praister und stellte den Wassereimer neben sich ab, »ich werde mein Bestes geben und alles so machen, wie Ihr es wollt.«
»Ich weiß«, antwortete Sapius. »Lasst uns gehen.«
Sapius atmete erleichtert auf, als er wieder die frische Luft in den Palastgärten des Kristallpalastes atmen konnte. Der Tempel der Praister war eine Stätte des Todes und des Bösen. Er konnte nur hoffen, dass der von ihm beeinflusste
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