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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Ordenshäuser besiegelst«
, stellte der Drache nüchtern fest.
»Die Artefakte sind heilig und geben den Orden erst die Stärke, die sie über Tausende von Sonnenwenden so mächtig und einzigartig gemacht hat.«
    »Ich weiß«
, seufzte Sapius,
»aber Tarratar sagt, ich muss sie herausverlangen und den Nno-bei-Maya zurückgeben, wenn ich das restliche Buch der Macht finden will.«
    »Und immer wieder Tarratar …«
, seufzte diesesmal der Drache,
»… also steig auf meinen Rücken. Wir fliegen.«
    Auf dem Rücken des Drachen würde die Reise zu den Ordenshäusern nicht lange dauern. Höchstens einen oder zwei Tage, bis sie die uneinnehmbaren, für die Ewigkeit gebauten Festungsmauern der Ordenshäuser sehen würden. Sapius freute sich auf ein Wiedersehen mit Elischa, wenn ihn auch der Anlass seines Besuches betrübte und viele schwere Fragen aufwarf.

Das Schicksal der Orden
    E lischa eilte über den Flur. Ihre Augen waren gerötet. Ihr Haar aufgelöst. Über ihre Wangen liefen Tränen. Sie war außer Atem und konnte nicht klar denken. Die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Ordensschwester hatte sie völlig unerwartet getroffen.
    »Ayale«
, dachte Elischa von Trauer überwältigt,
»wie kannst du mir das antun? Warum jetzt? Du bist meine Schwester, meine engste Vertraute, meine beste und einzige Freundin. Ich brauche dich. Der Orden braucht dich. Du darfst nicht zu den Schatten gehen. Das darf doch nicht wahr sein. Meine Ordensschwestern spielen mir bestimmt nur einen bösen Streich.«
    Ayale hatte einen vollkommen gesunden und wachen Eindruck auf sie gemacht, als sie zuletzt – erst vor wenigen Horas – mit ihr zusammen gewesen war. Natürlich war Ayale alt. Sehr alt sogar. Ayale hatte ihre natürliche Lebensspanne längst überschritten und dabei gewiss mit ihren magischen Fähigkeiten und Kenntnissen der Heilkunde nachgeholfen, ihr Leben zu verlängern. Womöglich hatte Ayale dabei Grenzen überschritten, von denen Elischa lieber nicht wissen wollte.
    Aber vielleicht hätten sie auch jederzeit mit Ayales Tod rechnen müssen und nun waren die Schatten einfach überraschend eingetreten und hatten die Ordensschwester geholt. Seltsam, Elischa hatte keine Schatten im Ordenshaus gespürt.
    Die alte Ordensschwester hatte sich ihren Frieden redlich verdient. Elischa musste das akzeptieren und dennoch wollte sie den Verlust der Freundin nicht wahrhaben. Es war kein passender Zeitpunkt, zu den Schatten zu gehen.
    Elischa stürmte in Ayales Kammer. Was sie dort sah, veranlasste sie, noch auf der Türschwelle abrupt stehen zu bleiben. Entsetzt nahm sie die Hand vor den Mund und unterdrückte einen Schrei. Sie taumelte gegen den Türrahmen und suchte Halt. Die anwesenden Ordensschwestern tuschelten.
    Ayale lag auf dem Rücken auf ihrem Lager. Die toten, weit aufgerissenen Augen waren aus den Höhlen gequollen und starrten zur Decke. Ihre Arme waren schräg nach oben abgewinkelt, die Hände in einer Verkrampfung erstarrt, als wollte sie etwas oder jemanden im Todeskampf von sich fernhalten. Die Lippen waren blau angelaufen und der Mund geöffnet. Die Zunge hing heraus. Elischa nahm all ihren Mut zusammen, atmete tief durch und betrat die Kammer der alten Ordensschwester. Sie näherte sich Ayale und beugte sich über den Leichnam, um ihn besser untersuchen zu können. Rasch wurde sie fündig.
    »Habt Ihr die Male am Hals der Toten gesehen?«, fragte Elischa die beiden Ordensschwestern.
    »Nein«, schüttelten die Ordensschwestern ungläubig den Kopf.
    »Dann kommt näher und seht Euch das an«, befahl Elischa.
    »Jawohl, heilige Mutter«, sagten die Orna.
    Sie traten näher, betrachteten den Hals des Leichnams und tuschelten wieder. Elischa konnte nicht verstehen, was sie sich zu sagen hatten. Ihr Tuscheln klang aufgeregt.
    »Und? Was denkt Ihr?«, wollte Elischa wissen.
    »Sieht nach Würgemalen aus«, sagte eine der Ordensschwestern.
    »Wo könnte sie die wohl herhaben?«, hakte Elischa nach.
    »Weiß nicht«, antwortete die andere Ordensschwester leise.
    »Vielleicht hat sie sich gestoßen, als sie starb und auf ihr Lager fiel«, meinte die eine Ordensschwester.
    »Unsinn! Seht sie Euch doch an! Sieht das vielleicht nach einem natürlichen Tod aus?« Elischas Stimme überschlug sich. »Sie wurde gewürgt. Ihre Augen traten hervor, ihre Zunge rutschte aus dem Mund. Ayale wurde ermordet.«
    »Mord? Im Haus der heiligen Mutter?« Die Ordensschwester waren sichtlich entsetzt.
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mörder

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