Kuche Totalitar - Wladimir Kaminer
drei Seiten anheben und zusammendrücken. In der Mitte sollte eine kleine Öffnung bleiben. Die drei Ecken mit Ei bestreichen und dreißig Minuten bei 180 Grad im Ofen backen. Aus dem Ofen nehmen und in jede Öffnung mit einer Spritze die Brühe geben. Noch einmal dreißig Minuten backen.
Suppe
Nomadensuppe
Zutaten:
500 g Lammfleisch, 400 ml Brühe, 20 g Tomatenmark, 200 g Rettich, 1 Zwiebel, 50 g Speck, 1 Knoblauchzehe, 400 g Suppenknochen, 100 g Weizenmehl, 1 Ei, Gewürze, Salz, Pfeffer nach Geschmack
Zubereitung:
Lammfleisch und Speck in kleine Stücke schneiden, in die Pfanne geben, Tomatenmark zufügen und braten. Die Zwiebel und den Rettich in dünne Scheiben schneiden und andünsten. Fleisch und Gemüse in den Topf geben, mit Brühe übergießen und fünfzehn Minuten kochen. Aus dem Teig dünne Nudeln schneiden, in die Suppe geben und noch einmal drei bis vier Minuten kochen. Mit klein gehacktem Knoblauch und Gewürzen servieren.
Hauptgericht
Teigtaschen mit Hanfsamen
Zutaten:
Für den Teig: 200 g Weizenmehl, 1 Ei, 4 EL Wasser
Für die Füllung: 2 Kartoffeln, 1 Ei, 50 g saure Sahne, 20 g Butter, 100 g Hackfleisch, 2 EL Hanfsamen
Zubereitung:
Die Hanfsamen zwei Stunden im Backofen trocknen lassen, dann in einem Mörser zerstoßen. Das fertige Hanfmehl mit Kartoffelbrei und Ei vermischen. Den Teig vorbereiten und ausrollen. Mit einem Glas kleine Kreise ausstechen, auf jeden kreisförmigen Fladen etwas Füllung geben und die Teigenden zusammendrücken. Die Teigtaschen in das kochende Wasser geben und kochen, bis sie an der Oberfläche auftauchen. Mit saurer Sahne oder Butter servieren.
Dessert
Tatli
Zutaten:
Variante A: 5-6 g schwarzer Tee, 100 ml Wasser, 100 ml Milch, 1 TL Butter, Salz nach Geschmack
Variante B: 500 g Zucker, 150 ml Milch
Zubereitung:
Variante A: Tee und Milch in kochendes Wasser geben, fünf Minuten kochen, ab und zu umrühren, salzen, Butter zugeben, in Teeschalen servieren.
Variante B: Milch mit Zucker dreißig Minuten kochen, ab und zu umrühren. Ob das Tatli fertig ist, wird auf folgende Weise überprüft: Man nimmt einen Teelöffel davon und gibt das Tatli in kaltes Wasser. Wenn sich dabei ein Bällchen bildet, ist das Tatli fertig. Die Masse dann ca. zwei Zentimeter dick auf einem Backblech ausrollen und Figuren ausschneiden: den Ritter, die Schlange, das Pferd.
SÜDRUSSLAND
Der Süden Russlands galt lange Zeit als Musterbeispiel des sowjetischen Internationalismus. Der Fremde, der andersgläubige Nachbar waren hier seit Urzeiten ein fester Bestandteil des Alltags. Mindestens drei Dutzend Völker leben und arbeiten in den Bergen und Steppen des Nordkaukasus eng nebeneinander: Osseten, Tscherkessen, Russen, Ukrainer, Armenier, Inguschen, Kabardiner, Tschetschenen. Sie sind Moslems, Christen, Feueranbeter, Eingeborene oder Zugezogene. Alle leben in Frieden, allerdings ohne einander besonders zu mögen. Der Berg von Vorurteilen und alten Rechnungen, die Verbreitung der Feuerwaffen, die hier in der Gegend zu jedem nationalen Kostüm quasi dazugehören, sind einfach zu groß. Infolgedessen kann jede kleinste Auseinandersetzung sofort die ganze Region in ein Blutbad stürzen. Dazu kommt noch das berühmte kaukasische Temperament – ein gequetschter Fuß in der Straßenbahn, ein unvorsichtiges Wort, und schon brennt die Luft. Deswegen sind alle in eine mysteriöse Höflichkeit verstrickt, die oft überkandidelt wirkt. Selbst zu einem Bekannten sagt man nicht einfach »Guten Tag«, wenn er einem den Rücken zukehrt. Er könnte sich erschrecken und unangemessen reagieren.
Die beiden ersten tschetschenischen Kriege haben noch mehr Waffen in den russischen Süden gebracht. Die Menschen sind daran gewöhnt und verwechseln Angst nicht mit gesunder Vorsicht. Selbst wenn einer mit einer Kalaschnikow durch die Gegend läuft, wird er früh genug auf jemanden mit einer Stinger-Rakete treffen. Wenn man also einen mit einer Rakete trifft, sagt man am besten gar nichts, weder »Guten Tag« noch »Auf Wiedersehen«. Ein Pokerface ist der übliche Gesichtsausdruck. Mit diesem Pokerface wachsen die Menschen hier auf, immer wachsam und höflich zueinander.
In den Neunzigerjahren wurde diese nette Gemeinschaft zu einem beliebten Zufluchtsort für viele Minderheiten, die nach dem Ende des Sozialismus ihre Heimat wegen ethnischer Konflikte verlassen mussten: Armenier aus Aserbaidschan, russische Kosaken aus Tschetschenien und Kurden, von denen niemand genau wusste, wo die nun
Weitere Kostenlose Bücher