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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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Schwarzbrot mit Butter zu essen; allenfalls duldete sie, wie es an der Küste üblich war, ein Spiegelei dazu.
    Sie hatte das Glück, dass in ihrer Kindheit täglich selbst geerntetes Obst und Gemüse auf den Tisch kam. Sie wohnten zusammen mit den Eltern ihrer Mutter in einem Haus, und ihr Großvater verbrachte täglich Stunden im Garten und auf dem kleinen Acker. Im Garten zog er Äpfel, Birnen, Süßund Sauerkirschen, Stachelbeeren, Brombeeren, Himbeeren, rote und schwarze Johannisbeeren und frische Kräuter; auf dem Acker wuchsen Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Lauch, grüner Salat, Blumenkohl, Rhabarber und Erdbeeren. So wusste sie schon als kleines Kind, dass ein kleiner Wurm eine Birne nicht ungenießbar machte und dass ein Apfel nicht nur dann schmeckte, wenn er prall und rund und glänzend war. Sie lernte, wie deftig eine Kartoffel schmecken konnte und wie groß der Unterschied zwischen einer wässrigen, importierten Treibhaustomate und der würzig-aromatischen Frucht war, die sie selbst geerntet hatte. Sie war fasziniert von dem Gegensatz der süß duftenden Zitronenschale und ihrem sauren Inneren, das ihren gesamten Mund zusammenzog und ihren Speichel zum Fließen brachte. Wenn es zum Nachtisch einen frischen Obstsalat gab, bestand Lilli immer darauf, dass ihre Mutter keinen Zucker darüber streute, denn das verwandelte den individuellen Geschmack der Früchte in süßliche Beliebigkeit. Manchmal durfte sie auch ihrer Großmutter in der Küche assistieren, deren Reibekuchen mit frischem Apfelmus sie abgöttisch liebte, genau wie den bitteren, würzigen Endiviensalat und die feine, leicht säuerliche Stielmussuppe ihrer Oma.
    Es hatte Lilli gefreut, dass auch Kati schon als Kind immer beim Kochen helfen wollte. Sie stand dann auf einer kleinen Fußbank am Tisch, rührte mit Feuereifer einen Kuchenteig oder schmeckte konzentriert und mit geschlossenen Augen eine Salatsauce ab, durfte auf dem Markt Gemüse aussuchen oder mit ihren kleinen Händen die Masse für Frikadellen durchmischen.
     
     
    Bei den Vorbereitungen für Renates Feier war Kati Lilli eine unverzichtbare Hilfe. Gemeinsam bereiteten sie zahlreiche Gerichte des Büffets schon zwei Tage im Voraus zu. Zuerst stellten die beiden drei Sorten Schokoladenmousse her. Sie schmolzen weiße, bittere und Vollmilchschokolade, schlugen Eiweiß und Sahne steif und verrührten Zucker und Eigelb zu einer schaumigen Masse, die sie dann mit der zähen, flüssigen Schokolade vermengten, bevor sie vorsichtig mit einem Schneebesen die Sahne und den Eischnee unterhoben. Die noch flüssige Mousse füllten sie in je fünfundzwanzig hohe Glaskelche und stellten sie in den Kühlschrank.
    »Was sollen wir als Nächstes machen?«, fragte Kati, während sie den hohen Turm aus Schüsseln und Töpfen gemeinsam abspülten.
    »Heute nichts mehr«, antwortete Lilli. »Morgen machen wir den Kartoffelsalat mit Vinaigrette, der darf ruhig einen Tag durchziehen. Außerdem stehen die Lachstorte, der Heringssalat, die Minifrikadellen und der Pilzbaumkuchen auf dem Programm. Vielleicht auch schon die Frischkäsebällchen, mal sehen, wie weit wir kommen.«
    Kati war skeptisch. »Ob das alles zu schaffen ist? Ich kann dir erst ab mittags helfen, vergiss das nicht.«
    »Kann sein, dass es ein langer Tag wird. Aber Vanessa hat mir freigegeben, ich kann also ab ganz früh morgens daran arbeiten.«
    »Mach den Pilzbaumkuchen nicht ohne mich, hörst du? Ich will das unbedingt lernen«, bat Kati. Sie polierte die großen Metallschüsseln blitzblank und stapelte sie sorgfältig auf den Küchentisch.
    »Der Pilzbaumkuchen ist ganz einfach«, sagte Lilli. »Du machst zuerst einen Stapel ganz dünner, runder Pfannkuchen, dann brätst du Pilze und Zwiebelwürfelchen in Butter. Würzen kannst du ganz nach Geschmack, eventuell werde ich einen Schuss Madeira dazugeben. Wenn die Pilze abgekühlt sind, werden sie püriert. Diese Masse streichst du auf die Pfannkuchen und schichtest sie übereinander – immer abwechselnd Pfannkuchen und Pilzpüree. Das ist schon alles.«
    »Das ist ja wirklich ganz einfach«, rief Kati erstaunt. »Und wie groß wird der?«
    »Ganz wie du magst. Ein Pilzbaumkuchen kann zehn Zentimeter Durchmesser haben oder so groß sein wie eine normale Torte. Du kannst ihn warm oder kalt servieren, am besten in Tortenstücke geschnitten. Übrigens wäre es mir lieber, wenn du mir bei der Lachstorte und den Frikadellen assistieren könntest.«
     
     
    Der richtige Endspurt begann am

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