Küchenfee
frühen Morgen des Veranstaltungstages. Während Gina und Tobi bereits in der Kanzlei waren und die Dekoration aufbauten, arbeiteten Kati und Lilli fieberhaft in der heimischen Küche. Sie höhlten große Fleischtomaten aus und füllten sie mit gemischtem Salat. Außerdem schnitten sie Dutzende Baguettes, die ein Bäcker geliefert hatte, in Scheiben, die Kati dann mit Salatblättern und gebeiztem Lachs, geräucherten Forellen oder einem Stück Matjes belegte. In einem großen Topf brodelte eine deftige Kartoffelsuppe, während Lilli eine kalte Tomatensuppe machte, die, dekoriert mit einer feinen Selleriestange und im Glas serviert, wie eine Bloody Mary aussehen würde. Langsam wurde es eng in den Kühlschränken. Dort stapelten sich Platten mit Tomate und Mozzarella, Käsevariationen und gefüllten Tomaten, Schüsseln mit Käsebällchen aus unterschiedlich gewürztem Frischkäse, gewälzt in Schnittlauchröllchen oder Paprikapulver, und würzigen Gorgonzolabällchen mit einer Kruste aus Schwarzbrotkrümeln. Im Backofen schmorten Hähnchenschenkel mit Zitrone und Thymian, während Kati den Teig für süße und pikante Muffins zubereitete. Die finale Dekoration würde in der Kanzlei stattfinden, und ein heißer Grillschinken sollte kurz vor Beginn der Feier von einem Metzger angeliefert werden.
Um siebzehn Uhr kam Tobi, um die erste Fuhre schon einmal mitzunehmen. Gina hatte sich von ihrem Arbeitgeber einen Lieferwagen leihen können, der den logistischen Aufwand für den Transport auf ein Minimum reduzierte.
Als Lilli schließlich in der Kanzlei ankam, blieb sie überwältigt in der Tür stehen.
Gina hatte das große Sitzungszimmer der Anwaltskanzlei, in der Renate Partnerin war, mithilfe von Zimmertannen, Farnen, Moos, künstlichem Rasen und Kunststofftieren in eine romantische Waldlichtung verwandelt. Die Tannen verdeckten Fenster und Wände, weicher Kunstrasen bedeckte den Boden. Hier und da bildeten Gruppen von Farnen auf Flecken von Moos kleine Inseln, zusätzlich dekoriert mit Waldpilzen und lebensecht wirkenden Kaninchen, Igeln oder Rehen. Dutzende Lichterketten mit winzigen weißen Reispapierlampions ließen die Zimmerdecke wie einen nächtlichen Sternenhimmel aussehen. Bei ihren Planungsgesprächen hatte Gina zwar versucht, ihr Konzept für den Raum genau zu erklären, aber Lillis Fantasie hatte nicht ausgereicht, um sich das Ergebnis vorzustellen.
Gina hatte die siebzig Quadratmeter perfekt genutzt. Im Raum verteilt standen Tische, an denen rustikale Gartenbänke und Lehnstühle auf die Gäste warteten. Neben jeden Tisch war eine schmiedeeiserne Laterne plaziert, deren sanftes Licht auf die kunstvollen Miniaturlandschaften in der Mitte der moosgrünen Tischdecken fiel. Tagelang hatte Gina an den filigranen Arrangements gesteckt und darauf geachtet, dass sich alle voneinander unterschieden. Die wunderschönen Bonsailandschaften bestanden aus natürlichen Materialien und Tobis alten Beständen an Figuren und Fachwerkhäuschen aus der Zeit, als seine Modelleisenbahn sein größtes Hobby gewesen war.
Die Tische für das Büffet waren großzügig bemessen und mit maigrünen Tüchern bedeckt. Mit Ginas Hilfe arrangierten Lilli und Kati die Gläser, Platten und die Schüsselchen, die Kartoffel- oder Heringssalat enthielten. Ein besonderer Blickfang waren ohne Zweifel die Lachstorten, dekoriert mit fein gehacktem Dill und Rosenblüten, die Lilli aus dünnen Streifen Tomatenschale geformt hatte, was sie auf den ersten Blick wie Erdbeersahnetorte aussehen ließ. Dazu gab es Meerrettich-Sahneschaum, was den Eindruck einer Nachspeise noch verstärkte. Für die Stücke des Pilzbaumkuchens hatte Gina Dessertteller vorbereitet, die mit Moos und Farn dekoriert waren. Sie hatte aus dem Büffet eine Miniaturlandschaft aus Hügeln, Tälern und Ebenen gemacht und mithilfe von Bonsaibäumchen sogar winzige Wälder gestaltet.
Wie Renate hatten auch die Gäste der Feier auf Lillis und Ginas Inszenierung zuerst mit fassungslosem Staunen, dann mit Begeisterung reagiert. Während des gesamten Abends wurden sie mit begeisterten Kommentaren überhäuft und um Rezepte gebeten.
Und Lilli musste zugeben, dass es ihr gutgetan hatte, die Komplimente für ihre Arbeit direkt von den gut gelaunten Gästen zu bekommen und nicht, wie im Camelot , nur über Umwege – wenn überhaupt.
Kapitel 5
Am Sonntagmorgen erwachte Lilli früh. Armin lag noch in tiefem Schlaf und laut schnarchend neben ihr. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken,
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