Küchenfee
Das ist jedem klar, der nicht ganz blind ist.« Kati zog die Stirn kraus. »Mike scheint aber aus irgendeinem Grund zu glauben, dass Ma sich wieder mit Pa versöhnen wird. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass sie Mike mag. Sehr sogar. Die beiden würden super zusammenpassen, finde ich.« Plötzlich fiel ihr ein, mit wem sie gerade sprach, und sie zuckte zusammen. »Oh, Oma, tut mir leid. Pa ist schließlich dein Sohn, und das ist dir bestimmt gerade nicht sonderlich angenehm.«
Käthe lächelte. »Weißt du, Katharina, das ist zwar richtig, aber ich finde auch, dass Armin seine Chance bei deiner Mutter hatte und sie verspielt hat. Ich verstehe sehr gut, dass Elisabeth nicht mehr mit ihm leben möchte. Es tut mir trotzdem weh, denn ihr seid schließlich auch meine Familie.«
Kati griff quer über den Tisch nach den Händen ihrer Großmutter. »Aber du bist doch nicht nur meine Oma! Du bist meine Freundin! Für uns wird sich gar nichts ändern.«
Käthe traten Tränen in die Augen. »Das weiß ich doch, mein Kind.« Sie drückte Katis Hände und sagte: »So. Und bevor wir beiden sentimentalen Hühner hier gleich heulend am Tisch sitzen, hätte ich jetzt gern die Telefonnummer von Frau Wilhelmi.«
Gina ging nach dem zweiten Klingeln ans Telefon.
»Frau Wilhelmi? Hier ist Käthe Berger. Haben Sie einen Moment Zeit?«
»Natürlich, Frau Berger. Worum geht es denn?« Gina stockte. »Es ist doch nichts mit Lilli?«
»Frau Wilhelmi, ich fürchte, Elisabeth ist heute wieder zusammengebrochen.«
»Die Arme! Ich komme sofort!«
»Ich denke, das wird nicht nötig sein. Sie schläft jetzt. Aber ich brauche trotzdem Ihre Unterstützung.«
»Natürlich. Alles, was ich tun kann.«
»Nun gut. Können Sie ein paar Tage auf Elisabeth verzichten?«
»Ja, ich denke schon. Moment, ich kläre das eben ab …« Gina sprach mit jemandem im Hintergrund. Eine Männerstimme antwortete. »Frau Berger? Pierre ist gerade hier. Den Auftrag übermorgen schaffen wir locker alleine. Und dann haben wir erst wieder im November richtig zu tun, wenn die vorweihnachtliche Saison beginnt. Zwischendurch zwei kleine Essen in Privathaushalten. Aber was ist denn bloß los mit Lilli?«
»Elisabeth ist außerordentlich erschöpft. Ich möchte sie gern für ein paar Tage zur Erholung schicken – sie weiß noch gar nichts davon. Aber bevor ich Buchungen für sie tätige, wollte ich das mit Ihnen abstimmen.«
»Eine paar Tage Urlaub ist eine gute Idee, Frau Berger. Dann kann sie auch in Ruhe über das Angebot aus Köln nachdenken. Wann soll es denn losgehen? Und wohin?«
»Nach Helgoland. Für eine Woche. Ich werde alles so planen, dass sie sich morgen früh in den Zug setzt.«
»Aber … Mike will morgen Mittag die bestellte Ware liefern, zu Lilli nach Hause. Pierre und ich sind dann schon unterwegs, um die Dekoration abzuholen.«
Käthe lächelte. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde dann hier sein und auf Herrn Mike warten. Sie müssten dann nur regeln, wie Sie das mit dem Kochen erledigen wollen. Ich stelle mich gern als Küchenmamsell zur Verfügung. Wollen wir morgen früh noch einmal telefonieren?«
»Sehr gern, Frau Berger. Kann sein, dass Sie morgen die erste Schicht mit Monsieur Pierre arbeiten werden. Aber Vorsicht – der Mann wird am Herd zum Tornado!«
»Ich halte einiges aus«, sagte Käthe trocken.
Gina lachte lauthals. »Das kann ich mir vorstellen! Grüßen Sie Lilli bitte von uns beiden, ja? Ich wünsche ihr schöne Tage und gute Erholung.«
»Das richte ich ihr gern aus. Auf Wiederhören, Frau Wilhelmi. Bis morgen.« Käthe legte auf. »So, das wäre erledigt. Sag mal, Kati … Frau Wilhelmi und dieser Koch aus dem Camelot …«
»Ob da etwas läuft?« Kati grinste breit. »Du solltest die beiden mal erleben, da fliegen ständig die Fetzen, wie in einem Film mit Doris Day und Rock Hudson. Und wir wissen ja, wie die immer enden.« Sie kicherte vergnügt. »Tante Gina hat immer gesagt, dass sie ihn attraktiv findet, schon damals, als Ma noch im Camelot gearbeitet hat. Wer weiß … vielleicht passiert da noch etwas.«
Käthe lächelte. »Es wird Zeit, das Reisebüro anzurufen, sonst ist es womöglich noch zu spät. Und du kannst schon mal überlegen, was wir gleich für uns kochen können. Wenn deine Mutter aufwacht, wird sie hungrig sein.« Sie zog einen Prospekt der Insel Helgoland aus ihrer Handtasche, auf dem sie sich die Nummer des Reisebüros notiert hatte. Dann griff sie wieder nach dem Telefon. Kati
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