Küchenfee
und Taglilien. In einer Ecke standen einige blühende Zitronen- und Orangenbäume, die ihren typischen süßen Duft verströmten. Trotz der Blüten hingen an den Bäumen Früchte in verschiedenen Reifestadien.
»Aber das wächst doch auch alles in freier Natur«, rief Gina, während sie weiter Fotos machte. »Warum sperren Sie die Blumen ins Gewächshaus?«
»Im Prinzip haben Sie recht«, stimmte Mike zu. »Aber die Kunden bevorzugen Pflanzen, die geschützt im Gewächshaus gezogen wurden, das ist ihnen irgendwie weniger suspekt. Wahrscheinlich stellen die Damen und Herren Köche sich sonst vor, dass auf die Blumen, die sie in ihrer Küche auf die Teller der Gäste legen, eine Stunde vorher noch ein Wiesel gepinkelt hat.«
Lilli und Gina prusteten los.
»Außerdem«, fuhr Mike fort, »bin ich so natürlich unabhängig von Wetter und Jahreszeit. Kommen Sie, ich zeige Ihnen die anderen Gewächshäuser und die großen Gemüsebeete.«
Sie liefen weiter über das große Anwesen. In den Gewächshäusern gediehen Tomaten, Salat, Auberginen, Bohnen, Zuckerschoten und Paprika. Auf den Beeten und Feldern entdeckten sie Kartoffeln, Sellerie, Lauch, Zwiebeln, Karotten, Rettich, Kürbisse und mehrere Sorten Kohl.
Lilli war rundum begeistert. Mikes Gemüse wurde nach strengen Biovorgaben angebaut.
»So«, sagte Mike, »jetzt haben wir fast alles gesehen, und ich bekomme allmählich Hunger. Auf dem Rückweg zeige ich Ihnen noch den Obstgarten.«
Mike und Gina unterhielten sich angeregt, während Lilli – zu beiden Seiten eskortiert von Ozzy und Zappa – ein paar Schritte hinter ihnen ging. Sie erreichten den Obstgarten, wo es Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Stachelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und noch viel mehr zu sehen gab. Lilli war davon überzeugt, dass sie jetzt auf einen Blick gar nicht alles erfassen konnte.
»Es gibt noch ein Gewächshaus, in dem ich Walderdbeeren, Physalis und Blaubeeren ziehe. Wollen Sie das auch noch sehen?«
Lilli winkte ab. »Kaffeedurst und Kuchenhunger – an mehr kann ich momentan nicht denken. Sie bleiben hier aber wirklich in Bewegung, oder? Über Langeweile können Sie bestimmt nicht klagen.«
Mike nickte. »Allerdings. Hier ist immer jede Menge zu tun. Aber das macht mir großen Spaß, für mich gibt es nichts Schöneres, als hier alles blühen und wachsen zu sehen. Das perfekte Erfolgserlebnis! Kommen Sie, hier durch die Hecke gibt’s eine Abkürzung zum Kuchen.«
Lilli und Gina folgten Mike durch dicht stehende, halbhohe Buchsbaumsträucher und standen zu ihrer Überraschung gleich wieder im Garten des alten Bauernhauses. Die Hunde waren schon vorausgelaufen und zerrten knurrend und schwanzwedelnd an einem Ast herum, der im Gras lag.
»Setzt euch schon mal, ich mache Kaffee und hole den Kuchen. Schlagsahne, die Damen?«
»Stachelbeerkuchen ohne Sahne? Ich bitte Sie!«, rief Gina. »Wir helfen Ihnen schnell.«
»So weit kommt’s noch. Sie sind meine Gäste. Und zukünftige Kundinnen müssen hofiert werden. Setzen Sie sich bitte, bin gleich wieder da.«
Kapitel 14
Lilli und Gina setzten sich an den Tisch. Ein kleines Sprossenfenster direkt hinter ihnen öffnete sich, und Mike reichte einen großen Teller mit Kuchen heraus, den Gina ihm rasch abnahm.
Mike verschwand wieder in der Küche, wo umgehend ein Rührmixer in Betrieb genommen wurde.
»Lilli! Attraktiv und nett und heterosexuell und dazu noch so gut wie Single – ich dachte, diese seltene Spezies wäre längst ausgestorben«, raunte Gina, während sie den duftenden Kuchen auf dem Tisch abstellte.
»So gut wie Single? Wie kommst du denn darauf?«
»Ich bitte dich. Diese Freundin wird hier nie wieder auftauchen, das ist doch wohl klar.«
Der Rührmixer verstummte, was ein weiteres Gespräch über Mikes Privatleben leider unmöglich machte. Er kam wieder aus dem Haus, in der einen Hand eine große Kanne Kaffee, in der anderen eine Schüssel mit Sahne. Er stellte die Schüssel auf den Tisch und goss allen ein. Dann setzte er sich zu den Frauen.
Lilli verteilte Kuchen und Sahne. »Ein toller Hof, Mike, wirklich schön«, sagte sie. »Und ein fantastisches Sortiment. Ich würde gern regelmäßig hier einkaufen, für meine Aufträge.«
Mike vergaß alle guten Sitten, als er mit vollem Mund fragte: »Man kann Sie also leihen oder mieten, wenn man einen Koch – Verzeihung – eine Köchin, braucht? Eine Leihköchin … das klingt schön.«
»Schön? Na, ich weiß nicht.« Lilli schüttelte den Kopf.
Mike zog
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