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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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von Ozzy und Zappa, die genießerisch die Augen schlossen und sich schwer an sie lehnten. Lilli geriet etwas ins Straucheln, fand ihr Gleichgewicht aber sofort wieder. »Und die beiden bewachen Ihren Hof?«
    »Ja. Die haben einen unfehlbaren Sensor für Unsympathen, das können Sie mir glauben. Die beiden haben bei Ihnen nicht einmal gebellt, das passiert wirklich selten.«
    »Wie wäre es mit einer kleinen Führung, Mike?«, fragte Gina und zwinkerte Lilli zu.
    Mike deutete einen Kratzfuß an und schnippte nach den Hunden. »Sehr gerne, auf zum Rundgang durch die Rabatten. Und danach gibt es frischen Stachelbeerkuchen, aus eigener Zucht und Herstellung. Mir nach!« Damit wandte er sich um und ging voran. Die Hunde trabten voraus und verschwanden wieder hinter dem Haus.
    Lilli drehte sich zu Gina um, die Mikes Hintern anstarrte und murmelte: »Bei dem gibt es bestimmt noch ganz andere Dinge zu entdecken.«
    Lilli stieß ihre Freundin mit dem Ellenbogen in die Seite und flüsterte: »He, reiß dich zusammen.«
    Gina riss sich widerwillig von dem Anblick los. Mike verschwand um die Hausecke.
     
     
    Lilli und Gina hakten sich unter und folgten ihm hinter das Haus. Sie passierten einen malerisch verwilderten Garten, der eine zum Teil überdachte Terrasse umschloss. Im Schatten einer rosa blühenden Kastanie war bereits der Kaffeetisch gedeckt, der mit einem Wildblumenstrauß geschmückt war. Lilli und Gina wechselten einen Blick. Kein Kinderspielzeug, keine Schaukel, kein Sandkasten.
    »Und, Mike«, fragte Gina neugierig, »machen Sie das alles hier alleine? Oder hilft Ihnen Ihre Frau?«
    Mike schüttelte den Kopf. »Ich habe natürlich Hilfe auf dem Hof, aber ich wohne hier nur mit Ozzy und Zappa. Meine Freundin findet es überhaupt nicht romantisch, dass ich Bauer geworden bin. Sie wohnt seit Kurzem wieder in der Stadt.«
    »Ach, Sie sind nicht hier auf dem Hof aufgewachsen? Was haben Sie denn vorher gemacht?«, bohrte Gina ungeniert weiter.
    »Ich bin, nein, war Lehrer. Deutsch und Englisch. Aber ich habe mich immer schon für Arbeit in der freien Natur interessiert. Und als ich von diesem Hof hier hörte und dass der vorherige Besitzer ihn abgeben wollte, na ja, da habe ich mich halt mal vorgestellt. Ein halbes Jahr habe ich noch mit ihm zusammengearbeitet und dabei alles Notwendige gelernt, damit ich den Hof nicht sofort runterwirtschafte. Es hat sich herausgestellt, dass ich ein Naturtalent bin – im doppelten Sinne.« Er grinste schief. »Meine Freundin hat allerdings klare Vorstellungen von ihrem Leben, und ein Bauer in dreckiger Cordhose und schlammigen Gummistiefeln gehört definitiv nicht dazu. Sie fühlt sich in der Stadt einfach wohler. Aber ich liebe die Arbeit in der Natur.« Er hob die Hände, als wollte er sagen »Was soll man machen?«, und wandte sich wieder dem Weg zu, der am Garten vorbei weiter auf das Grundstück führte. »Und was ist mit Ihnen? Dass Lilli Köchin ist, weiß ich ja. Und Sie, Gina? Ich bin neugierig.«
    Gina gab bereitwillig Auskunft. »Ich bin geschieden und habe einen Sohn, Tobi, der ist achtzehn. Ich arbeite in einem Blumenladen. Mehr gibt es nicht über mich zu sagen, fürchte ich.«
    Mike starrte sie erstaunt an. »Sie haben einen achtzehnjährigen Sohn? Unmöglich. Sie können doch höchstens dreißig sein!«
    Gina errötete. »Schön wär’s, aber danke für das Kompliment!«
    »Das sich unglaublich ölig und abgeschmackt anhört«, stellte Mike fest.
    »Ölig und abgeschmackt – finde ich gut«, sagte Gina grinsend.
    Sie erreichten die ersten Gewächshäuser, die sich hinter dem Haus versteckten. Von der Terrasse aus hatte man sie nicht sehen können, da der alte Baum- und Strauchbewuchs des Gartens einen natürlichen Sichtschutz bildete. Rechts und links vom Weg lagen schmale Beete mit zahlreichen Kräutern und Gemüsepflanzen, die die milde Luft mit ihrem Geruch anreicherten. Von Zeit zu Zeit bückte sich Mike und zerrieb ein Blatt oder einen Stängel zwischen den Fingern, sodass es dann intensiv nach Petersilie, Zitronenmelisse, Dill oder Lavendel duftete. Die Hunde liefen immer ein paar Schritte voraus und blieben dann stehen, um auf sie zu warten. Gina fotografierte alles, was ihr vor die Linse kam.
    Mike öffnete die Tür zum ersten Gewächshaus, in dem es farbenprächtig grünte und blühte. »Bitte sehr, meine Spezialabteilung: die essbaren Blumen.«
    Lilli und Gina gingen staunend durch Reihen mit Glockenblumen, Gänseblümchen, Ringelblumen, Lavendel, Rosen

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