Küchenfee
weil sie das Mitleid und die Verlegenheit ihres jeweiligen Gegenübers nicht ertragen konnte. Würde es ewig so weitergehen?
Kapitel 15
Nachdem sie die Rückfahrt zunächst schweigend zurückgelegt hatten, fragte Gina schließlich: »Was ist los mit dir? Warum bist du so ruhig? Hat es dir nicht gefallen?«
Lilli antwortet nicht sofort, sondern sah konzentriert auf die Straße. Dann sagte sie: »Doch, sehr sogar. Aber als das Gespräch auf Armin kam, da wollte ich nur noch weg.«
»Also, erstens kam das Gespräch nicht auf Armin, sondern Mike hat ganz harmlos gefragt, ob dein Mann morgen mitkommt. Und zweitens hat er sich sofort dafür entschuldigt.«
»Das Thema ist mir peinlich. Ich habe dann das Gefühl …«
»Welches Gefühl? Hör endlich auf, dich dafür zu schämen, dass dein Mann fremdgegangen ist. Ich weiß, alles ist noch ganz frisch für dich, aber je eher du wieder nach vorn schaust, desto besser. Vergiss den Blödmann, und zwar so schnell wie möglich.«
Kurze Zeit später hielten sie vor Ginas Haus.
»Wir haben also morgen eine Verabredung mit dem attraktivsten Bauern weit und breit. So ein schöner Mann … und so allein auf seinem großen Bauernhof. Geradezu tragisch, finde ich.«
Lilli lachte. »Und? Schon irgendwelche Strategien überlegt?«
Gina seufzte. »Leider nicht mein Typ. Zu blond.« Damit stieg sie aus. Bevor sie die Haustür erreicht hatte, öffnete diese sich, und Kati kam herausgelaufen.
»Hallo, Tante Gina. Ma, warte, ich komme mit!« Sie sprang zu Lilli ins Auto und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
»Wie war’s bei Mike?«
»Es war ein schöner Nachmittag. Mike hat einen traumhaften Hof, wunderbares Obst und Gemüse und die beiden größten Hunde, die ich je in meinem Leben gesehen habe.«
»Ach ja? Was denn für Hunde?«
»Irische Wolfshunde. Groß wie Zweifamilienhäuser. Unfassbar. Und rate, wie die beiden heißen!«
»Keine Ahnung, Bernhard und Bianca vielleicht?«
Lilli brach in Gelächter aus. »Na, das wäre mal eine gute Idee. Nee, die heißen Ozzy und Zappa und sind ganz lieb und sanft. Aber du kannst sie morgen selbst kennenlernen. Mike hat uns alle eingeladen, bei ihm zu kochen und zu grillen, wir probieren einen Fleischlieferanten aus, den er uns empfohlen hat. Hast du Lust?«
»Klar!« Kati war sofort Feuer und Flamme. »Kommt Tante Gina auch mit?«
»Du meinst wohl, ob Tobi mitkommt?« Lilli konnte es einfach nicht lassen.
»Ma!«, schrie Kati empört. »Hör auf damit! Da ist nichts zwischen Tobi und mir.«
Beim Haus angekommen parkte Lilli den Wagen in der Einfahrt. Hinter ihnen hielt ein Auto – Armin. Die Beifahrertür öffnete sich, und Svenja sprang heraus. Sie lief nach hinten zum Kofferraum, um mehrere prall gefüllte Tüten herauszuholen, dem Aufdruck nach von Schuhläden und Boutiquen. Dann gab sie ihrem Vater durch das geöffnete Autofenster einen Kuss. »Danke, Papi! Du bist der Beste!« Nach einem herausfordernden Blick in Lillis Richtung fügte sie hinzu: »Hoffentlich ziehst du bald wieder bei uns ein.«
Lilli zeigte auf die Haustür.
»Kati, Svenja, ab ins Haus. Ich möchte mit eurem Vater reden. Allein.« Als sich die Haustür hinter den Mädchen geschlossen hatte, rannte Lilli zur Fahrertür und riss sie auf. »Armin! Was denkst du dir dabei?«
Der zog die Augenbrauen hoch. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Die Einkäufe! Bist du verrückt? Was hast du Svenja da alles gekauft? Ich möchte das nicht.«
»Ich werde meiner Tochter doch wohl ein paar Geschenke machen dürfen, oder? Sie hat sich so gefreut. Und mir macht das Spaß.«
»Ich finde es aber nicht okay. Sie soll sich daran gewöhnen, dass wir nicht mehr so viel Geld zur Verfügung haben.«
»Bitte, Lilli. Das muss nicht so sein, das weißt du. Ich möchte euch alle morgen groß zum Essen ausführen, ja? Bist du einverstanden?«
Lilli rang um ihre Beherrschung. Begannen jetzt die Machtspielchen? Der liebe, großzügige, einsame Papa gegen die böse, geizige Mama, die den armen Papi aus dem Haus gejagt hatte? Lilli schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, wir haben schon etwas vor.«
»Mit Gina?«
»Nein. Ja, auch. Wir sind zum Grillen eingeladen. Und, Armin, hör auf, mich zu bedrängen.« Sie wandte sich ab und ging Richtung Haustür.
»Lilli, bitte! Geh nicht einfach so weg. Gib mir eine Chance, ja?«
Doch Lilli ging ins Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Sie fand ihre Töchter im Wohnzimmer. Svenja hatte ihre Schätze ausgepackt und
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