Küchenfee
über das Mobiliar verteilt. Sie trug eine pinkfarbene Wildlederjacke, an deren Ärmel noch das Preisschild baumelte, und zwängte ihre Füße gerade in ein farblich exakt dazu passendes Paar Stiefel. »Guck mal, Mama, hat Papi mir geschenkt! Ist die Jacke nicht schick?« Sie drehte sich ein paarmal um die eigene Achse. »Und morgen geht er ganz toll mit uns essen.«
»Das glaube ich kaum«, murmelte Kati, während Lilli sagte: »Nein, das wird Papi nicht, Svenja. Er hätte mich vorher fragen sollen. Wir haben etwas anderes vor.«
Svenja blieb abrupt stehen. »Das geht aber nicht«, rief sie empört. »Papi hat schon einen Tisch bestellt, in einem echt teuren Restaurant.«
»Wir sind bei Mike Kowalski auf seinen Bauernhof eingeladen, zum Grillen. Mike ist mein zukünftiger Lieferant, verstehst du?«
»Das ist mir egal!«, heulte Svenja laut auf. »Ich will nicht auf den blöden, dreckigen Bauernhof. Ich will mit Papi essen gehen und meine neuen Sachen anziehen. Du bist gemein! Immer muss alles nach deiner Nase gehen. Deswegen wohnt Papi auch nicht mehr bei uns.«
Lilli traute ihren Ohren kaum. »Hat er das gesagt?«
»Nein!«, schrie Svenja. »Das muss er auch nicht! Papi ist ganz traurig und fühlt sich allein, das hat er gesagt.« Sie schluchzte so sehr, dass Tränen und Rotz auf ihre Jacke tropften. »Er vermisst uns und will zurück zu uns. Aber du schickst ihn immer wieder weg. Ich hasse dich!«
Lilli wurde blass.
»Halt deine blöde Klappe!«, schrie Kati ihre Schwester an. »Du spinnst wohl ein bisschen. Noch ein Wort, und ich scheuer dir eine!«
Svenja raffte ihren neuen Sachen zusammen, stopfte sie zurück in die Tüten und rannte aus dem Zimmer. Sekunden später hörten sie ihre Zimmertür im Obergeschoss zuknallen.
Lilli ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen.
»Diese Mistgöre! Ma, geht es dir gut?« Katis Wut über Svenja war Besorgnis um ihre Mutter gewichen.
Lilli zwang sich, ruhig durchzuatmen. Sie wusste, sie konnte der traurigen und verstörten Svenja, die sich nach ihrem Vater sehnte, keinen Vorwurf machen. Aber dass Armin seine eigene Tochter mit Geschenken auf seine Seite zu ziehen versuchte, traf sie tief.
Im Flur klingelte das Telefon. Lillis gesamter Körper verkrampfte sich. Kati nahm den Anruf entgegen und kam dann ins Wohnzimmer, den Hörer in der Hand.
»Wenn das dein Vater ist …«
Kati schüttelte den Kopf. »Oma«, flüsterte sie.
Lilli seufzte, streckte aber die Hand nach dem Hörer aus. Sie hatte nicht die geringste Lust, jetzt über Geld zu sprechen. »Hallo, Käthe.«
»Guten Tag, Elisabeth«, sagte Käthe streng. »Ich habe mit dir zu reden.«
»Was gibt es denn, Käthe?«
»Elisabeth, du verbietest den Kindern, ihren Vater zu treffen. Das finde ich nicht in Ordnung.«
»Das tue ich nicht, Käthe. Hat Armin das behauptet?«
»Nicht Armin. Svenja hat mich angerufen. Sie hat furchtbar geweint. Sie sagt, du hättest verboten, dass sie morgen mit Armin essen gehen darf.«
»Das ist ihre Version.«
»Dann erkläre mir bitte, wie es deiner Meinung nach war.«
Lilli musste sich beherrschen, Käthe nicht anzuschreien. Sie hatte keine Lust, sich ihrer Schwiegermutter gegenüber für irgendetwas zu rechtfertigen. Nie wieder. Und wenn das hieß, dass Käthe ihr das Geld nicht geben würde, dann war es ihr auch egal.
»Elisabeth? Bist du noch dran?«, unterbrach Käthe Lillis Gedanken.
»Ja. Bin ich.« Am liebsten hätte Lilli das Gespräch einfach ohne ein weiteres Wort beendet.
»Elisabeth, was stimmt denn nun? Warum erzählt Svenja mir so etwas, wenn es nicht wahr ist?«
Lillis Wut verrauchte. Dann sagte sie ruhig: »Also gut, Käthe. Armin war mit Svenja shoppen. Er muss Hunderte Euro ausgegeben haben. Als sie die Tüten ausgepackt hatte, sah das Wohnzimmer aus wie eine Boutique für verwöhnte Gören. Dann hat er ihr versprochen, dass wir alle zusammen morgen groß ausgehen. Leider habe ich bereits andere Pläne für uns. Ende der Geschichte. Sie ist jetzt ganz einfach wütend auf mich.«
»Warum lässt du sie denn nicht mit Armin ausgehen?« »Käthe, bitte. Ich möchte das nicht. Und ich möchte auch nicht, dass Armin so viel Geld für sie ausgibt. Allein die Lederjacke mit den passenden Stiefeln hat mindestens fünfhundert Euro gekostet, wenn nicht mehr. Weißt du, was sie vorhin zu mir gesagt hat? Ich hätte Armin vertrieben.«
»Ach, Elisabeth, sie ist doch noch ein Kind.«
»Eben, Käthe. Und deshalb entscheide ich als ihre Mutter, was sie tut
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