Küchenfee
möchtest mich bitten, dir das Geld zu leihen.«
Lilli nickte. »Ja, das möchte ich, Käthe. Du sollst dich nicht sofort entscheiden. Nimm bitte die Mappe mit und lies dir alles noch einmal genau durch. Sprich mit Renate, wenn du möchtest. Sie kann dich anwaltlich beraten und dir erzählen, wie ihre Gäste die Feier fanden.«
»Na, dann weiß ich ja jetzt auch, warum ich so fürstlich bekocht wurde. Ich habe mich schon gewundert.«
Lilli presste die Lippen zusammen. Da war sie wieder, die Königinmutter. »Ich möchte nicht, dass du dich zu irgendetwas gedrängt fühlst, Käthe. Vergessen wir die Sache.«
Käthe hob beschwichtigend die Hände. »Beruhige dich bitte. So habe ich es nicht gemeint, Elisabeth. Ich werde mit meinem Steuerberater reden, wie er das einschätzt. Ihr habt schon zwei Aufträge?«
»Ja, das stimmt. Der Seniorchef in Renates Kanzlei möchte, dass wir ein Geschäftsessen ausrichten, am nächsten Wochenende. Und der Polizeipräsident hat uns für seinen Geburtstag engagiert. Das ist zwei Wochen später.«
Gina kam an den Tisch und servierte die Espressi und das Wasser für Käthe. Sie setzte sich wieder und sagte: »Wir wollen uns erst nach den beiden Aufträgen definitiv entscheiden.«
»Stimmt«, sagte Lilli. »Die beiden Veranstaltungen sind so etwas wie unsere Generalprobe. Das Essen in der Kanzlei ist klein – nur zwölf Personen. Beim Polizeichef wird es allerdings eine große Gartenparty, da sind wir richtig gefordert. Danach werden wir weitersehen.«
»Das hört sich vernünftig an, Elisabeth. Du willst nichts überstürzen, das gefällt mir. Hast du dich schon für einen festen Lieferanten entschieden?«
»Erinnerst du dich an den Bauern vom Biomarkt, von dem wir mal gesprochen haben. Mike?«
»Der Mann ohne Nachnamen, ja.«
Die Frauen lachten.
»Der Mann ohne Nachnamen«, sagte Lilli, »ja genau, um den geht es. Wir haben letzte Woche auf dem Markt kurz mit ihm gesprochen. Er hat Gina und mich für dieses Wochenende zu einem Besuch auf seinem Hof eingeladen. Dann können wir uns alles ansehen.«
»Lass uns das am besten gleich morgen Vormittag machen. Ich habe Zeit«, sagte Gina. »Kommen Sie doch mit, Frau Wilhelmi.«
Käthe schüttete den Kopf. »Das macht ihr jungen Frauen mal allein. Seht euch dort in Ruhe um.«
»Wir können ja Fotos machen«, schlug Gina vor.
In diesem Moment knatterte Katis Roller vor das Haus, und Augenblicke später streckte sie ihren Kopf durch die Küchentür.
Dann kam sie ganz herein und gab Käthe einen Kuss auf die Wange. »Hallo, zusammen! Na, Oma, hat es dir geschmeckt?«
»Ja, Kind, ich habe wunderbar gegessen. Deine Mutter hat mir eine große Freude gemacht.«
Kati zeigte auf die Präsentationsmappe. »Ah, du hast dir das Konzept angeschaut. Gefällt dir die Mappe?«
»Ja, das tut sie allerdings. Du hast das sehr schön gestaltet, Katharina.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »So, jetzt muss ich aber los.«
Gina stand auf. »Ich nehme Sie gern mit, Frau Berger.«
Nachdem Lilli die Haustür hinter den beiden geschlossen hatte, fragte Kati: »Und? Was hat Oma gesagt?«
»Noch nichts Definitives. Sie möchte noch darüber nachdenken.«
»Ja, aber …«
»Nichts aber. Das ist völlig okay, Kati. Es ist eine Menge Geld, um das ich deine Oma gebeten habe. Wir werden sehen.«
Kapitel 13
Mike Kowalski hatte bei Lillis Anruf sofort abgehoben. »Dann bis nachher«, hatte er gesagt. »Ich freu mich!«
Jetzt waren sie unterwegs und fuhren durch die bäuerliche Landschaft zu seinem Hof. Das Wetter war wunderbar; die Sonne stand hoch an einem strahlend blauen Frühsommerhimmel. Während der Fahrt hörten sie alte Kassetten mit Hits aus den Achtzigern, die Gina beim Aufräumen gefunden hatte. Lilli und Gina sangen begeistert und aus voller Kehle mit.
»Da vorne müssen wir rechts rein.« Gina hatte die Wegbeschreibung auf dem Schoß und dirigierte Lilli über kurvenreiche Landstraßen und immer schmaler werdende Feldwege, bis ein Schild mit der Aufschrift Biogemüse Kowalski, 20 Meter am Straßenrand sie aufforderte, ein letztes Mal rechts abzubiegen.
Nach ein paar Metern Fahrt eröffnete sich ihnen der Blick auf ein altes, großes Gehöft, das von der Straße aus wegen der Bäume nicht zu sehen gewesen war. Der große, moderne Geländewagen vor dem Haus wirkte wie ein Anachronismus.
An der Backsteinfront rankten gelbe Kletterrosen empor, davor leuchteten bunt blühende Stauden. Das Mauerwerk war von dunklem Fachwerk durchzogen.
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