Küchenfee
den Kopf zwischen die Schultern. »Oha, da ist mein loses Mundwerk wohl wieder mit mir durchgegangen, tut mir leid. Es sollte nicht beleidigend klingen. Ich finde wirklich, das hört sich nett an. So wie Zuckerbäckerin. Oder Kaltmamsell. Das sind einfach schöne Wörter. Und ich denke bei Leihköchin an eine Frau, die frei und ungebunden arbeiten kann und nicht an die starren Vorgaben einer Restaurantküche gebunden ist.« Er lächelte. »Das ist doch Ihr Plan, nicht wahr? Eine fahrende Köchin zu werden.«
Lilli musste ihm zustimmen. So, wie er es formulierte, klang es sogar richtig romantisch. »Genau. Wir wollen ein Geschäft gründen, einen Gourmet-Service. Lillis Schlemmerei soll er heißen. Wir wollen jetzt probeweise zwei Aufträge annehmen, und danach werden wir uns endgültig entscheiden.«
»Sie sind also ein Team? Gina, ich dachte, Sie arbeiten in einem Blumenladen?«
»Halbtags«, sagte Gina. »Es macht mir einfach Spaß, mit Blumen zu arbeiten. So wie ihr beide Spaß daran habt, mit Lebensmitteln umzugehen. Lilli und ich denken, das könnte eine gute Kombination sein.«
»Stimmt! Und Gina reicht im Blumenladen nicht nur einfach Tulpen im Zehnerpack über den Tresen, sie macht wirklich spektakuläre Dekorationen«, fügte Lilli hinzu. » Lillis Schlemmerei bietet Gesamtkunstwerke für Leute, die mit allen Sinnen genießen wollen.«
»Hört sich gut an. Wann geht es denn los?«
»In einer Woche ist es so weit. Ein Essen für eine Anwaltskanzlei.«
»Und? Schon einen Plan, was Sie kochen wollen?«
»Nichts Ausgefallenes, aber gute Qualität ist wichtig. Ich habe noch keinen genauen Menüplan, aber ich denke, ich bekomme alles hier. Kann ich über Sie auch Fleisch beziehen?«
»Klar, hier ist ein Bauer in der Nachbarschaft, bei dem man hervorragendes Geflügel bekommt, aber auch Kaninchen, Rind und Schwein. Wunderbare Qualität. Der geht mit seinen Tieren um wie Dr. Doolittle, und das schmeckt man auch.«
Gina schüttelte sich. »Dass glückliche Tiere am besten schmecken, finde ich fies.«
»Aber ein leckeres Steak schubst du auch nicht vom Teller, meine Liebe«, wandte Lilli ein.
»Stimmt schon, aber ich möchte das Tier vorher möglichst nicht kennen. Wenn ich zu jedem Steak ein Foto von seinem sanftäugigen Lieferanten namens Joe oder Bill bekäme, wie er nichts Böses ahnend auf einer Wiese Butterblumen in sich hineinmampft, na, ich weiß nicht.«
Lilli sah auf die Uhr. »Leute, es ist spät geworden, ich muss los. Ich bin mit meinen Töchtern zum Abendessen verabredet.« Sie wandte sich an Mike. »Ich lasse das erst mal alles sacken. Vielleicht inspiriert mich Ihr schönes Angebot hier noch zu einigen Ideen. Das Essen ist nächstes Wochenende, wir haben also noch etwas Zeit. Für die Dekoration hat Gina hier mit Sicherheit auch einiges gefunden. Oder, Gina?«
Die beschäftigte sich schon wieder mit Ozzy und Zappa, die schmachtend neben ihrem Stuhl saßen und die halbvolle Sahneschüssel nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließen. »Wie? Was hast du gesagt, Lilli? Ich habe gerade nicht zugehört. Die beiden charmanten Herren hier haben mich abgelenkt.«
»Dekoration, Gina, Blumen, Gräser und Gemüse – du erinnerst dich?«
»Was halten Sie davon, wenn Sie morgen Nachmittag mit Ihren Familien noch einmal herkommen? Haben Sie Zeit?«, fragte Mike. »Ich besorge Fleisch von meinem Nachbarn, dann können Sie sich selbst von der Qualität überzeugen.« Als er sah, dass Lilli und Gina zögerten, fügte er hinzu: »Ich lade meine zukünftigen Kunden immer zu einem einfachen Probeessen ein.« Er grinste. »Bis jetzt konnte ich auf die Weise noch jeden von meiner Ware überzeugen.«
»Das ist eine gute Idee.« Lilli stimmte erfreut zu, Gina nickte ebenfalls. »Ich bringe dann meine beiden Töchter mit – Kati kennen Sie vom Markt – und Gina ihren Sohn. Wir kommen also zu fünft. Und ich überlege mir bis morgen, was ich nächste Woche kochen will, dann können wir alles Notwendige schon mal zusammenstellen.«
»Und was ist mit Ihrem Mann, Lilli? Hat der keine Lust?«, fragte Mike.
Lilli biss sich auf die Unterlippe und starrte auf ihren Teller. »Ich … Wir sind nicht mehr zusammen. Wir haben uns vor Kurzem getrennt.«
Mike schwieg betreten und entschuldigte sich dann sofort für seine Frage, doch Lillis gute Laune war verflogen. Hatte er unbedingt davon anfangen müssen?
Es fiel ihr immer noch schwer, über Armin zu sprechen. Einerseits, weil es noch immer wehtat, andererseits,
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