Küchenfee
und was nicht.«
»Was habt ihr denn morgen vor?«
»Wir fahren noch einmal zu diesem Biobauern auf den Hof, er hat uns eingeladen. Wir machen ein Probeessen, um seine Ware zu testen. Gina und Tobias kommen auch mit.«
»Na gut, wenn du so entschieden hast.«
»Allerdings, das habe ich. Ich bitte darum, dass du das respektierst. Svenja ist nur sauer, weil sie ihren Willen nicht bekommt.«
Käthe räusperte sich. »Elisabeth, mach ihr bitte keine Vorwürfe, dass sie mich angerufen hat, ja? Das Kind ist verwirrt und unglücklich im Moment.«
»Willkommen im Club. Das kann man heutzutage gar nicht früh genug lernen, dass das Leben kein Wunschkonzert ist, oder? Aber ich bin die Erwachsene, ich muss stark sein«, sagte Lilli. Sie seufzte und fuhr fort: »Käthe, ich kann Svenja ja verstehen. Und ich bin sehr froh, dass die Mädchen sich an dich wenden können, wenn sie Probleme haben. Aber trotzdem werde ich meine Entscheidung nicht ändern. Und ich unterstelle Armin, dass er Svenja benutzt, um wieder an mich heranzukommen. Vielleicht nicht bewusst, aber er tut es. Und ich habe meine Gründe, seinen Versprechungen nicht zu glauben.«
»Was meinst du damit?«
Es drängte Lilli, Käthe die Wahrheit zu sagen. Dass ihr ein blasierter Bankangestellter die Augen geöffnet hatte über Armin und Vanessa. Dass Armin trotz seiner Beteuerungen nach wie vor seine Affäre fortsetzte.
»Weißt du, Käthe, ich traue ihm einfach nicht über den Weg. Noch nicht. Verstehst du das?«
»Nun gut, Elisabeth. Du wirst wissen, was du tust.«
»Danke, Käthe. Und ich weiß zu schätzen, dass du dir um die Mädchen Sorgen machst.«
»Das ist doch selbstverständlich. Dann wünsche ich euch morgen viel Spaß. Ich werde gleich noch einmal mit Svenja reden.«
»Danke. Ich zeig dir nächste Woche die Fotos, ja?«
«Gern. Auf Wiederhören, Elisabeth.«
Lilli fiel zurück in den Sessel und rieb sich die Schläfen. Langsam, ganz langsam entspannte sie sich wieder. Sie dachte an den kommenden Tag, an ihre Aufträge. Es tat gut, wieder ein Ziel zu haben.
Kapitel 16
Lilli? Komm doch bitte mal mit.« Renate stand in der Tür der kleinen Küche, in der Lilli gerade damit beschäftigt war, die Teller vom Dessert in die Spülmaschine zu räumen. Lilli richtete sich auf und strich sich mit dem Handrücken eine Strähne aus dem Gesicht. »Ist draußen doch noch etwas? Ich dachte, wir hätten alles.«
Renate lachte. »Vergiss doch mal das Geschirr. Der Senior möchte dich kurz sprechen.«
Lilli linste schnell an sich herunter. Die Kochjacke war einigermaßen sauber, aber die Schürze? Ein geübtes Auge würde die gesamte Menüfolge erkennen können. Schnell löste Lilli die Schleife vor ihrem Bauch, wendete den Stoff und band ihn sich wieder um. Sie nahm sich vor, in Zukunft auf derartige Situationen vorbereitet zu sein und immer eine saubere Kluft dabeizuhaben.
»Ich finde, man darf ruhig sehen, dass du schwer für dein Geld gearbeitet hast«, sagte Renate. »Und außerdem – die Kürbissuppe ist es allemal wert, auf deiner Schürze verewigt zu werden.«
»Findest du?« Lilli zupfte an ihren Haaren. »Ich komme mir immer so schmuddelig vor. Du weißt schon – verschwitzt, von oben bis unten bekleckert, strähnige Haare …«
Renate schüttelte den Kopf. »Unsinn. Komm jetzt.«
Lilli folgte ihrer Cousine den Korridor hinunter bis zu dem Sitzungszimmer, in dem das Essen stattgefunden hatte. An der Tür blieb Lilli stehen, in der Erwartung, Renate würde ihren Seniorpartner ebenfalls auf den Gang hinaus bitten. Aber Renate öffnete die Tür, legte den Arm um Lillis Schultern und zog sie mit sich in den Raum, in dem die restlichen elf Gäste des Essens warteten. Bei Lillis Anblick begannen sie zu applaudieren.
»Hier ist sie!«, rief Renate. »Darf ich vorstellen: Lilli Berger, meine Cousine und Meisterköchin.«
Dr. Baumann, der Seniorchef der Kanzlei, kam von seinem Platz an der Stirn der Tafel strahlend auf Lilli zu. Wie aus dem Nichts tauchte Gina mit einem gefüllten Tablett auf und servierte Champagner. Im Vorbeigehen griff Dr. Baumann sich zwei Gläser und reichte eines davon an Lilli weiter.
»Liebe Frau Berger«, er verbeugte sich leicht, »Sie haben hier zwölf Bewunderer Ihrer beeindruckenden Kochkunst«, er beschrieb mit dem Glas einen Halbkreis Richtung Tisch, an dem mittlerweile alle Gäste den Champagner erhoben hatten und Lilli anlächelten, »die alle mit Ihnen anstoßen und sich bedanken möchten.« Er sah sich um,
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