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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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haben mich gefragt, ob ich eine Stelle suche. Haben Sie einen Tipp für mich?«
    »Tipp?«, fragte Monsieur Pierre. »Ach so, klar, ja, vielleicht. Ein befreundeter Koch hat mich angerufen. Er arbeitet im La Traviata . Die suchen dort dringend jemanden zur Unterstützung.«
    Lilli kannte das La Traviata : gehobene mediterrane Küche, ein Stern im Guide Michelin, immer ausgebucht. Für jeden Koch war es ein Traum, dort zur Küchencrew zu gehören.
    »Madame Lilli? Soll ich Ihnen mal die Telefonnummer geben?«
    »Gern, Monsieur Pierre. Danke, dass Sie an mich gedacht haben. Sind Sie sicher, dass Sie mich empfehlen wollen?«
    Der Koch lachte. »Solange Sie keine Stiefmütterchen auf den Tellerrand legen, ohne dass der Chef es angeordnet hat …« Er machte eine Pause. »Ich halte sehr viel von Ihren Fähigkeiten, Madame Lilli. Auch wenn ich manchmal … Sie wissen schon.«
    »Danke, Monsieur Pierre. Das bedeutet mir viel.«
    Verlegenes Räuspern drang aus dem Hörer. Typisch Monsieur Pierre! Er war kein Freund gefühlsbetonter Momente, es sei denn, das Gefühl war Wut. So hatte Lilli ihn zumindest in der Küche erlebt: aufbrausend, unnachgiebig, stark. Dass er ihr ein Kompliment gemacht hatte, war fast eine kleine Sensation.
    »Schön«, sagte der Koch. Seine Stimme war rau. Er diktierte Lilli die Telefonnummer des Restaurants, nannte ihr den Ansprechpartner und fügte hinzu, sie könne sich gern auf ihn, Monsieur Pierre, berufen. Er stehe auch jederzeit als Referenz zur Verfügung.
     
     
    Der Geschäftsführer vom La Traviata war höchst erfreut, Lilli am Telefon zu haben. Am liebsten wäre es ihm, wenn sie ihre Schürze umbinden und sich umgehend an den Herd in seiner Küche stellen würde, wie er versicherte.
    »Im Prinzip gern«, sagte Lilli. »Aber das Wichtigste haben wir noch nicht besprochen.«
    »Den Lohn fanden Sie doch akzeptabel?«, fragte der Geschäftsführer erstaunt.
    »Sie werden es kaum glauben, aber das ist für mich nicht das wichtigste Entscheidungskriterium. Viel wichtiger sind für mich die Arbeitszeiten.«
    »Arbeitszeiten? Wir öffnen um achtzehn Uhr, die Küche ist bis circa dreiundzwanzig Uhr geöffnet. Die Frühschicht beginnt um dreizehn Uhr und arbeitet bis zweiundzwanzig Uhr. Sonntags bieten wir einen großen Brunch an, da beginnt die Schicht um sechs Uhr. An allen Feiertagen öffnen wir bereits mittags, also muss auch da die Küche ab frühmorgens besetzt sein. Montags haben wir Ruhetag, es sei denn, ein Feiertag fällt auf einen Montag.«
    Genau das, was Lilli befürchtet hatte. Die normalen Arbeitszeiten in einer Restaurantküche. Ohne danach fragen zu müssen, war ihr klar: Sie würde jeden Tag bis in die Nacht arbeiten und jeden Samstag, Sonntag und Feiertag im La Traviata am Herd stehen. Und ihre Töchter? Wann würden sie sich noch sehen können? Vielleicht morgens ein paar Minuten, bevor sie zur Schule gingen. Oder Sonntagabends, wenn sie, Lilli, die Brunch-Schicht hätte. Sie musste nicht lange nachdenken: Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die angebotene Stelle abzulehnen, was der Geschäftsführer des La Traviata sehr bedauerte.
     
     
    Lilli beschloss, sich die Kalkulation für den Gourmet-Service noch einmal vorzunehmen. Mit einem frischen Espresso zog sie sich in ihr kleines Büro zurück. Vertieft in Listen und Prospekte, bemerkte sie nur am Rande, dass Kati und Svenja zwischendurch im Haus waren. Kati sah einmal kurz ins Büro, zog sich aber auf Lillis Signal hin sofort wieder zurück. Erst als jemand an der Haustür klingelte und niemand kam, um die Tür zu öffnen, merkte Lilli, dass die Mädchen wieder weggegangen sein mussten.
     
     
    »Hallo, Lilli. Darf ich reinkommen?«
    Das hatte ihr gerade noch gefehlt – Armin. Seit Svenjas Einkaufsorgie hatten sie nicht mehr miteinander geredet. »Was willst du?«
    Armin versuchte ein unsicheres Lächeln. »Störe ich dich gerade? Ich wollte mit dir ein paar Dinge besprechen. Aber ich kann aber auch an einem anderen Tag …«
    Ihr erster Impuls war, ihn wegzuschicken, doch dann überlegte sie es sich anders. Sollte er eben sagen, was er zu sagen hatte. Schlechter konnte ihre Laune nicht werden.
    »Komm rein. Heute ist nicht besser oder schlechter als an irgendeinem anderen Tag. Möchtest du etwas trinken?« Sie drehte sich um und ging in die Küche.
    Armin folgte ihr und setzte sich an den Tisch. »Danke, ich nehme ein Glas Wasser. Ich komme gerade von einem Meeting. Literweise schlechter Kaffee in Kombination mit

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