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Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
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Sie, ich habe noch nie einen nackten Mann gesehen? Stellen Sie sich doch nicht so an! Sie können sich doch gar nicht …«
    »RAUS HIER!!!«
    Ein schriller Schrei von Gina, dann knallte eine Tür zu.
    Lilli stellte schnaufend die schweren Taschen ab und klingelte an der Wohnungstür. Gina öffnete sofort. Ihr Haar war zerzaust, ihr T-Shirt voller Wasserflecken.
    »Lilli! Dieser dumme, unvernünftige Mann!«
    »Komm, nimm mir mal ein paar Taschen ab. Was ist denn passiert?«
    »Ich wollte ihn waschen und da …«
    »Du wolltest WAS?«
    Gina wuchtete die Einkäufe auf den mittlerweile sauberen Küchentisch. »Ihn waschen, na und? Der Mann kann sich doch kaum bewegen. Und er hat gestunken wie ein Iltis. Wenn ich das Bett neu beziehe, dann hat er sich zu duschen.«
    Lilli lachte laut. »Gina! Du kannst doch nicht einen Mann, den du kaum kennst, bis unter die Dusche verfolgen und erwarten, dass er sich von dir waschen lässt. Und wie ich sehe, hat er sich gewehrt.«
    »Er ist mit dem Duschkopf auf mich losgegangen.« Schlagartig stand Lilli wieder in der Camelot -Küche, rührte in der Orangensauce für die Entenbrust des Polizeipräsidenten und hörte hinter sich Monsieur Pierre mit der Spülhilfe um den Spülschlauch kämpfen. Sie lächelte. Obwohl der Gedanke an ihre frühere Wirkungsstätte untrennbar mit Vanessa verknüpft war, musste sie sich eingestehen, dass sie den Austausch mit dem jähzornigen Koch vermisste. Ob es daran lag, dass der Mensch dazu neigte, die Vergangenheit zu verklären?
    Gina schimpfte weiter vor sich hin, während sie die Tüten und Taschen auspackte und Lillis Einkäufe in den Kühlschrank und in die Abstellkammer räumte. Sie hatte alles blitzblank geputzt, die Spüle glänzte wie neu, das Geschirr war gespült und in die Schränke sortiert, der Boden schimmerte wie frisch gewachst, und alles befand sich an dem Platz, an den es gehörte.
    »Hast du irgendwo eine kleine Vase gesehen, Gina? Und ich brauche das Hähnchenfilet, die Pilze und die Kartoffeln, lass die ruhig liegen.« Lilli hatte neben den Lebensmitteln einen Strauß Ringelblumen und orangefarbene Tischsets gekauft.
    » Cara, machst du Witze? Dieser unmögliche Mensch hat keine Vase, jedenfalls habe ich keine gesehen. Nimm ein großes Trinkglas, da hinten im Küchenschrank, das reicht.«
    Durch den Flur humpelte Monsieur Pierre auf Krücken heran und erschien in der Küchentür. Er war in einen voluminösen blaugestreiften Frotteebademantel gehüllt. Sein Gesicht war zornig, sein feuchtes Haar wild gesträubt. »Ah, Madame Lilli, Gott sei Dank sind Sie wieder da. Lassen Sie mich bloß nie wieder mit dieser italienischen Hexe allein! Mon dieu! Diese Frau ist ja von Sinnen.«
    »Der Mann sollte froh sein, dass sich jemand um ihn kümmert«, murmelte Gina. »Wälzt sich hier in seinem eigenen Dreck und Selbstmitleid und jammert wie ein kleiner Junge.«
    »Madame Lilli, diese Verrückte hat mich bis unter die Dusche verfolgt. In die Dusche! Ich war nackt!«, beschwerte sich Monsieur Pierre.
    »Na und? Glaubt er, er hätte irgendetwas zu bieten, was nicht jeder andere Mann auch hat? Pah!«
    Offenbar erwartete keiner der beiden eine Antwort von ihr, und so beschränkte Lilli sich darauf, wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch zwischen den beiden Kontrahenten hinund herzusehen.
    »Da, Madame Lilli, hören Sie, wie diese Frau über mich spricht? Da muss man sich in seiner eigenen Wohnung …« Monsieur Pierre fuchtelte so wild mit einer seiner Krücken, dass er strauchelte und sein Gesicht vor Schmerzen verzog. Er fiel schwer mit der Schulter gegen den Türrahmen und kämpfte um sein Gleichgewicht.
    Gina sprang zu ihm und fing ihn auf. » Stupido … Einen kleinen, dummen Jungen muss man doch waschen. Sie sollten froh sein, dass ich Sie nicht mit Ihrer dreckigen Klobürste abgeschrubbt habe. Verdient hätten Sie es.«
    »Lassen Sie mich sofort los!«, zeterte Monsieur Pierre, ließ sich aber von Gina zu seinem Bett führen.
    »So, ganz vorsichtig …«, hörte Lilli Gina sagen, die dann aber sofort weiterschimpfte: »So ein dummer, dummer Mensch! Sie haben gar nicht verdient, dass man sich um Sie kümmert.«
    »Niemand hat Sie darum gebeten«, ächzte Monsieur Pierre. »Ich habe Sie nicht hergerufen, oder?«
    Lilli ging hinüber ins Schlafzimmer. Gina beugte sich über Monsieur Pierre und half ihm, sich bequem hinzulegen. Ihre wohlgeformten Brüste hingen direkt vor seinem Gesicht. Das Bett war frisch bezogen – diesmal im Tigermuster

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