Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Küchenfee

Titel: Küchenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Conrad
Vom Netzwerk:
Schlüssel mit riesigem Bart.
    »Werden Sie schon sehen«, wiederholte sie, während sie das Monstrum im Schloss drehte und die Tür aufstieß.

Kapitel 27
     
    Lilli und Gina standen in einem langen, schmalen Flur mit Dielenboden, von dem rechts und links je zwei Zimmertüren abgingen. An den hellgrün getünchten Wänden hingen riesige, gerahmte Poster von Elvis Presley in seinen typischen Posen.
    »Hallo? Ich bin hier«, ertönte Monsieur Pierres Stimme aus dem ersten Zimmer auf der rechten Seite.
    Lilli und Gina kamen in einen hohen Raum, der durch geschlossene Vorhänge verdunkelt war. Mitten im Zimmer stand ein breites Metallbett, in dem ein sehr elend aussehender Monsieur Pierre thronte, gestützt von dicken Kissen. Seine Bettwäsche hatte Leopardenmuster. Über dem Kopfende hing ein riesiges Elvis-Porträt in Öl. Neben dem Bett stand eine Schneiderpuppe, die einen aufwendig mit Glitzersteinen verzierten Show-Overall trug. Der Raum roch nach Schweiß und ungewaschener Kleidung. Am Fußende des Bettes lehnten zwei fliederfarbene Krücken, auf dem Holzfußboden lagen leere Kartons vom Pizzaservice, halbvolle Plätzchentüten und zerknüllte Bierdosen. Gegenüber von dem Krankenlager lief ein Fernseher, auf dessen Bildschirm Jamie Oliver gerade Gemüse in einen großen Wok schnippelte. Also doch, Lilli hatte es immer gewusst. Jamie Oliver, den er angeblich so verachtete. Wie hatte Monsieur Pierre ihn genannt? Einen lispelnden, ungewaschenen Proleten? Dem Gestank im Zimmer nach zu urteilen, war hier jemand ganz anderes ungewaschen.
    »Madame Lilli! Madame Gina!« Monsieur Pierre wühlte hastig die Fernbedienung unter der Decke hervor und schaltete den Fernseher aus. Sein hochroter Kopf sprach Bände. »Was führt Sie beide denn her? Woher wussten Sie …?«
    Lilli erinnerte sich wieder an den Grund ihres Besuchs und ging wütend auf ihn zu. Sie blieb vor dem Bett stehen, stemmte die Hände in die Hüften und sagte leise: »Wie konnten Sie es wagen, Meisenheimer? Haben Sie überhaupt keinen Anstand? Oder waren Sie besoffen, als Sie diese hirnverbrannte Idee hatten?«
    Der Koch wich erschrocken in die Kissen zurück. »Wie? Wa… was?«, stammelte er. »Was habe ich denn getan?«
    »Was Sie getan haben? Sie haben mich wütend gemacht, sehr wütend. Und traurig. Am liebsten würde ich Ihnen …« Sie brach ab.
    Hilfe suchend sah Monsieur Pierre zu Gina. »Aber was ist denn bloß los?«
    »Gina wird Ihnen nicht helfen«, sagte Lilli. »Haben Sie in Ihrem blöden, egozentrischen Hirn die Vorstellung gehabt, ich würde mich über Vanessas Anruf freuen?«
    »Madame Kamlot hat Sie angerufen?«, fragte Monsieur Pierre fassungslos. »Ja, aber … Warum sind Sie dann wütend auf mich?«
    »Weil Sie ihr gesagt haben, dass sie das tun soll! Weil Sie ihr vorgeschlagen haben, dass ich Sie in der Küche vertreten soll, Sie …, Sie …, ach!« Lilli warf die Arme in die Luft. »Mir fällt keine passende Beleidigung ein. Wie konnten Sie mir das antun?«
    Die Röte in Monsieur Pierres Gesicht vertiefte sich noch. »Aber das ist alles ein schrecklicher Irrtum, Madame Lilli! Ich habe doch nicht … Ich würde doch niemals …«
    »Schluss! Ich will nichts von Ihnen hören, und erst recht keine Entschuldigungen, verstanden? Ich bin nur hier, um Ihnen zu sagen, was ich von Ihnen halte, Sie …« Lilli brach in Tränen aus. »Wie konnten Sie nur?«
    Gina legte ihrer weinenden Freundin den Arm um die Schultern und führte sie zu einem kleinen Cocktailsessel, auf dem sich schmutzige Kleidung türmte. Gina warf alles auf den Boden und drückte Lilli sanft auf die Sitzfläche. Dann sagte sie: »So, jetzt beruhigen wir uns alle erst einmal. Lilli, ich habe den Eindruck, Monsieur Pierre weiß wirklich nicht, wovon du redest, oder, Monsieur Pierre?«
    Der Koch hob die Finger zum Schwur. »Ich schwöre es bei …, bei …, bei was auch immer Sie wollen, Madame Lilli.«
    »Ja aber«, schniefte Lilli, »wieso hat sie denn dann bei mir angerufen? Und warum hat sie behauptet, dass Sie es ihr geraten haben?«
    »Madame Lilli, bei meiner Ehre, ich habe nichts dergleichen getan. Ich habe nur gesagt, es gäbe außer Ihnen niemanden, der in der Lage wäre, mich zu ersetzen, vor allem bei der Planung der Theaterparty, und dass ich ihr also niemanden empfehlen könne. Das war alles.«
    »Diese verdammte puttana «, zischte Gina. »Ich drehe ihr den Hals um! Eigenhändig – und mit Vergnügen!«
    Lilli drehte sich der Kopf. Ein bisschen schämte sie sich

Weitere Kostenlose Bücher