Kuehe essen Wiese auf
und das kräftigt die Selleriepflanze. Besonders ausgefuchste Selleriespezialisten geben ihm hin und wieder einen Schluck leichte Salzlösung – das mag der ehemalige Meeresküstenbewohner.
Sellerie ist übrigens sehr frostempfindlich und darf erst nach den Eisheiligen, also nach dem 15. Mai, ins Freie gesetzt werden. Alljährlich spielte sich in meinem Elternhaus folgendes Drama ab: Die Mutter zog liebevoll die Selleriepflänzchen auf der Fensterbank, aber Vater konnte es nicht abwarten und verfrachtete die zarten Pflänzlinge bei warmem Maiwetter schon zu Beginn des Monats ins Freie. Mutter zeterte, Vater pflanzte. Und fast alljährlich zeigte die Kälte und damit der Wettergott, »wo der Bartel den Most holt«: Die Pflanzen erfroren trotz Abdeckung oder kümmerten den Rest der Gartensaison vor sich hin.
Pastinaken
Die meisten Gemüsesorten haben durch die Jahrhunderte zahlreiche Züchtungsvorgänge durchlaufen und sind so zu Hochformen aufgelaufen. Oder wurden vergessen. So ging es beispielsweise den Pastinaken , die man als Mittelding zwischen Karotte, Sellerie und Petersilienwurzel bezeichnen könnte. Es ist nicht ganz klar, ob die Pastinake ein Vorläufer der Karotte ist, sicher ist jedoch, dass diese sie eines Tages verdrängt hat. Die Pastinake hat sich jedoch vor allem in Norddeutschland in kleinen Biotopen gehalten und wurde eines Tages als »Marktneuheit« wiederentdeckt. Wegen ihres niedrigen Nitratgehalts sind Pastinaken besonders für die gesunde Babybreinahrung geeignet, was inzwischen auch die »Babygläschen«-Industrie entdeckt hat. Außerdem weisen Pastinaken einen wesentlich höheren Vitamin-C-Gehalt auf als Karotten. Für Experimentierfreudige ist die Pastinake also ein interessanter Gast im Gemüsegarten, schon allein deshalb, weil sie in privaten Gärten immer noch relativ selten ist. Warum nicht auch einmal ein bisschen mit Exklusivität angeben?
Karotten
Angeben kann man mit dem Anbau von Karotten eher nicht. Dennoch sind sie unentbehrlich: Dieses Gemüse ist nach der Tomate das zweitwichtigste in allen Küchen Europas. Es sind etwa dreihundert Sorten dieser Erdwurzel bekannt. Die Geschichte dieser alten Gemüsesorte könnte ein ganzes Buch füllen – was im Ansatz schon vor langer Zeit geschehen ist: Die Karotte kommt schon ausführlich in den ältesten Pflanzenbüchern vor, die uns erhalten geblieben sind. Als Nachbarn im Garten sind Karotten freundschaftsfähig – sie stehen gern neben Zwiebeln, Dill und Erbsen, weil die den Boden lockern. Lauch ist ihr Lieblingsnachbar, weil er die Möhrenfliege abhält. Was den Boden betrifft, verhalten sich Karotten wie die sprichwörtliche Prinzessin auf der Erbse. Frische Düngung können sie nicht leiden – der Boden muss locker und leicht sandig sein. Ob er der Karotte wirklich zugesagt hat, merkt man nach der Ernte: Wenn sie sich wirklich wohlgefühlt haben, schmecken sie süß. Ist der Geschmack erdig, dann ist es Zeit, über Bodenverbesserungsmaßnahmen nachzudenken.
Die Inhaltsstoffe der Karotte sind legendär – Karotin, Zucker, ätherische Öle, Kalium, Vitamin C, Eisen, Fruchtsäuren (wie beispielsweise Apfel- und Zitronensäure) und viele mehr.Alle diese Inhaltsstoffe zusammen wirken blut- und zahnbildend und treiben Mütter daher an, ihren Kleinkindern möglichst viel Karottenbrei einzuverleiben. Aber auch Erwachsene können von der gesundheitsfördernden Kraft der Karotte profitieren: Sie wirkt sich regulierend auf die Magensaftbildung und dadurch auf die gesamte Verdauung aus, vor allem bei Kleinkindern wirkt sie aber leicht stopfend. Das in der Karotte vorhandene Pektin fördert die Sehkraft. (Da Hasen und Kaninchen angeblich schlecht sehen, erklärt dieser Zusammenhang, weshalb die Möhre eine ihrer Lieblingsspeisen ist. Frei nach dem Motto: Sei kein Hase, hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!)
Über die Verwendung der Karotte in der Küche zu sprechen erübrigt sich, darüber wissen jede Köchin und jeder Koch sowie alle Genießer Bescheid. Nur die berühmte Schweizer Rüblitorte sei hier erwähnt. Sie ist wahrlich eine süße Besonderheit, denn dass man aus 250 Gramm geriebenen Karotten, 250 Gramm Mandeln und nur 100 Gramm Mehl eine Torte der Sonderklasse backen kann, ist kaum zu glauben – aber wahr.
R osis R at
Falls Sie Karotten nicht aus dem eigenen Garten ernten können, sondern im Supermarkt kaufen müssen: Bitte unbedingt und immer schälen! Die Rückstände der chemischen Pflanzenschutzmittel sammeln sich in
Weitere Kostenlose Bücher