Kuehe essen Wiese auf
heute noch – als Weisel bezeichnet wurde. Als Behausung genügt den Bienen ein hohler Raum, beispielsweise in einem Baum, eine trockene Felsspalte, Ritzen in Holzgebäuden oder eine Kiste, die wir Menschen ihnen zur Verfügung stellen. Die Zeit der schönen alten Strohkörbe ist leider vorbei. Die Tiere bauen die berühmten sechseckigen Bienenwaben aus Wachs, das sie in Form von kleinen Blättchen aus ihrem Körper schwitzen. Diese Waben sind den Zimmern in einer Wohnung vergleichbar und von einer Präzision, die jeden Architekten vor Neid erblassen lässt. Ohne Zirkel, Millimeterstab und Nivelliergerät bekommen die Bienen diese Wohnzellen so exakt und multifunktionell hin, dass sie sowohl als Kinderzimmer wie auch als Vorratsräume für Pollen und Nektar geeignet sind. Sogar die Neigungswinkel stimmen exakt, denn der flüssige Nektar verbleibt in den aufrecht stehenden Wabenzellen, ohne herauszufließen. Nichts an den Bienenwaben ist zu flach oder zu tief. Wer Architektur studieren will, sollte sich unbedingt vorher mit den Bauwerken der Bienen vertraut machen …
In diese Waben legt die Königin ihre Eier, das können im Sommer bis zu 2000 Stück am Tag sein. Dieses Eierlegen ist das alleinige Privileg der Königin. Zwar sind auch Arbeitsbienen dazu in der Lage, tun es aber nur in absoluten Ausnahmefällen und dann muss es als Rettungsversuch eines dem Untergang geweihten Volkes angesehen werden. Aus den Eiern schlüpfen nach drei Tagen kleine Larven, die binnen 21 Tagen Arbeiterinnen werden. Wenn so ein junges Bienchen aus der Zelle schlüpft, hat es gerade mal ein Viertelstündchen Zeit, um sich zu trocknen und die Flügelchen zu entfalten. Dann wird ihr ein Tropfen Nektar zur Stärkung gereicht und schon geht es los, das Berufsleben als Arbeitsbiene. Es ist zunächst ein Putzjob: Zuerst wird die eigene Zelle gesäubert, dann die der anderen sowie die Rahmen zwischen den Waben, im Anschluss daran putzt sie sich selbst und auch ihre Kolleginnen, danach den Boden des Bienenstocks. Ist sie dann endlich fertig, beginnt sie wieder von vorne. Das alles unter Einsatz der Propolis, einer antibiotisch, antimykotisch und antiviralen Substanz, mit der die Biene die Waben und eingeschleppten Unrat abdichtet. In so einem Bienenstock leben immerhin bis zu 60 000 Arbeitsbienen, 1000 männliche Bienen, auch Drohnen genannt, und die Königin – wer da zur Putzkolonne gehört, wüsste das Sprichwort »Lehrjahre sind keine Herrenjahre« richtig zu deuten. Zumal im Zentrum des Bienenstocks, da wo die Königin residiert, eine Temperatur um die 37 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit herrscht – sich dort also die ideale Brutstätte für Keime, Bakterien und Viren und infolgedessen für Krankheiten befindet. Die Putzkolonnen sind also keinem Sauberkeitswahn geschuldet, sondern enorm wichtig, um das Bienenvolk vor Krankheiten zu schützen.
Nach diesen Lehrjahren darf die Jungbiene die erste Sprosse der Karriereleiter erklimmen: Sie wird zur »Brotgeberin« der kleinen Larven, die wie alle Säuglinge ständig nach Futter gieren. Dieses Futter besteht aus Nektar und Pollen, die vermischt und zu Bienenbrot geknetet werden. An die frisch geschlüpften Larven darf unsere »Aufsteigerin« allerdings erst heran, wenn sie genügend Erfahrung bei den älteren Larven gesammelt hat. Die frisch geschlüpften sind höchst empfindlich und müssen mit einem besonderen Saft gefüttert werden. Diesen speziellen Säuglingssaft produzieren Ammenbienen in ihren Futtersaftdrüsen, er wird Gelée Royale genannt. (Viele erinnern sich vielleicht an die 1966 erschienene gleichnamige Erzählung von Roald Dahl, in der ein Menschenkind mithilfe von Gelée Royale zu einem Riesen heranwuchs). Dieses Gelée Royale ist in seiner Bedeutung in etwa mit der menschlichen Muttermilch vergleichbar, enthält aber ein Vielfaches an Inhalts- und Vitalstoffen. Nach drei Tagen ist Schluss mit diesem Spezialservice und es wird auf das schon erwähnte Bienenbrot umgestellt. Nur in wenigen Ausnahmen wird das Gelée Royale weitergefüttert: Die davon profitieren, werden zu neuen Königinnen.
Nach der Säuglingsstation gibt es für die Jungbiene wieder eine Beförderung: Sie wird zum Bautrupp versetzt. Ganz ohne Zeugnis und Bewerbung, diese Etappe gehört automatisch zum Werdegang einer Biene, da sie inzwischen eine Wachsdrüse ausgebildet hat, aus der sie die für den Wabenbau notwendigen Wachsplättchen buchstäblich ausschwitzt. Dieses körpereigene Wachs wird gekaut, um es
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