Kuehe essen Wiese auf
Klotzbeuten, wurde sogar mit dem Tode bestraft. Wie hoch diese Ernte des Bienenfleißes geschätzt wurde, ist daran abzulesen, dass Honigsammler als einzige Handwerkszunft mit Pfeil und Bogen bewaffnet sein durften. (Zu ihrem eigenen Schutze, falls sie einem Bären begegneten, der nach dem Genuss von Honig Hunger auf anderes hatte ...)
Damals war die Welt für die Bienen noch in Ordnung, weil sie in der Natur alles vorfanden, was sie zum Leben brauchten: Blumenwiesen und Wälder – keine Monokulturen weit und breit, denn solcher Unsinn kann nur dem fortschrittlichen Menschen einfallen. Heute leiden auch die Bienen an Zivilisationskrankheiten, hervorgerufen durch einseitige Ernährung und die daraus folgende Immunschwäche. Unsere aus- und aufgeräumten Landschaften stellen für die Bienen »grüne Wüsten« dar. So weit das Bienenauge reicht, erblickt es nur langweilige Futtergrasflächen, Mais- oder Rapsfelder. Bienen mögen zwar Maispollen und den Nektar aus den Rapsblüten. Aber jeden Tag? Das ist so, als müssten wir uns ununterbrochen und immer von trockenem Weißbrot ernähren. Wir würden zwar nicht hungers sterben, aber auch nicht gerade fröhlich und gesund leben. Früher oder später würde das zu Mangelerscheinungen und Krankheitsanfälligkeit führen. Dieses Nahrungsungleichgewicht betrifft natürlich nicht nur Bienen, sondern auch Hummeln, Schlupfwespen und Schwebfliegen – alle zusammen wichtige Blütenbestäuber und Schädlingsbekämpfer. Sie finden oft nicht mehr genug ausgewogene Nahrung für die Aufzucht der Jungen. Deshalb hat sich die merkwürdige Situation ergeben, dass Bienen und Co. in der Stadt – in Parkanlagen, auf Friedhöfen, Balkonen, Terrassen und Dachgärten – ein besseres Futterangebot finden als auf dem Land. Aus diesem Grund nimmt die Hobbyimkerei in den Städten immer mehr zu. Zumal die Imkerei auch wirklich keine Hexenkunst ist: Wer sich mit Herz und Verstand in die Thematik einliest und sich dann von einem in der Praxis erfahrenen Imker beraten lässt, wird sicher bald erfolgreich sein. Denn die Bienen wissen von allein, was zu tun ist, wenn die äußeren Bedingungen stimmen. Jeder Bienenfreund ist allen anderen Bienenfreunden willkommen, egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Wir brauchen gesunde Bienen, um unsere eigene Ernährung sicherstellen zu können: Denn von den 90 wichtigsten Kulturpflanzen auf der Erde sind 72 Prozent auf Bestäubung angewiesen!
Jahr für Jahr gehen im Frühjahr Meldungen über Bienen epidemien und erneutes Bienensterben um die Welt. Gott sei Dank finden diese Schreckensnachrichten inzwischen auch bei Nicht-Imkern Gehör. Fieberhaft suchen die Wissenschaftler auf der ganzen Welt nach den Ursachen der tödlichen Bienenkrankheiten. Bisher ohne nennenswerte Ergebnisse.
R osis R at
Leider wird von Laien bisher nicht wahrgenommen, dass dieses Sterben auch längst andere Blütenbestäuber wie Schmetterlinge und Käfer betrifft. Steht uns also bevor, was in manchen Landstrichen Chinas schon Alltag ist? Da sitzen ganze Familien – vom Großvater bis zum Enkel – in den Obstbäumen und bestäuben die Blüten mittels feiner Aquarellpinsel mit der Hand. Um das Aussterben unserer Bienen und der anderen Bestäuber zu verhindern, muss ein radikales Umdenken in der Landwirtschaft stattfinden. Was die Lobbyisten der Chemie und der industriell orientierten Argrarverbände nicht gerade erleichtern, um es freundlich auszudrücken. Es gibt nur eine Macht, die dieses Umdenken bewirken kann – den Konsumenten.
Der Mensch hat es sogar fertiggebracht, die Bienen zur Zwangsarbeit zu verpflichten. In Amerika werden ganze Flugzeuge mit Bienenvölkern in ihren Behausungen quer durchs Land geflogen, damit sie auf den kalifornischen Obstplantagen Bestäubungsarbeit verrichten. Tagaus, tagein Orangen-, Aprikosen- oder Pfirsichblüten. Mit derart »verdorbenem Magen« werden sie dann wieder heimgekarrt, in den Mittelwesten oder wohin auch immer. Das grenzt aus unserer Sicht schon an Ausbeutung. Was wird sich der Mensch noch alles ausdenken, um immer mehr von dem Papier zu haben, das man Geld nennt und von dem schon die Indianer wussten, dass man es nicht essen kann?
Mit jedem Hobbygärtner – egal ob in der Stadt oder auf dem Land –, der mit Bienen zusammenarbeitet, geht übrigens eine Veränderung vor. Er wird zum aufmerksamen Beobachter der Natur, nicht nur der Bienen. Und er wird bald feststellen, dass Bienen ein guter Indikator für den Zustand der Umwelt sind.
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