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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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darüber im Klaren, dass auch er früher oder später Geheimratsecken bekommen würde. Wie er von allen Seiten zu hören bekam, hatte er das gleiche feine, braune Haar wie sein Vater, der, so lange er sich erinnern konnte, eine Halbglatze getragen hatte. Aber bis jetzt konnte er sich das Haar noch in die Stirn fallen lassen, wie er es schon seit Ewigkeiten trug. Modetrends berührten ihn wenig.
    Garnett wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und bereitete sich grinsend auf einen gemütlichen Plausch vor. »Und, was sagen Sie zu dem Neuzugang in Ihrer Abteilung? Dem neuen DC?«
    »Ich habe ihn noch nicht kennen gelernt. Ich bin eben erst aus dem Urlaub gekommen.«
    »Er ist eine Sie, Kollege, eine Sie. Diane Fry.«
    »Ach so.«
    »Sie kommt aus Birmingham.«
    »Ich habe noch nichts von ihr gehört. Sie wird schon in Ordnung sein.«
    »Dave Rennie meint, sie ist ein ziemlich harter Brocken. Wenn sie wollte, könnte sie klasse aussehen, sagt er, aber sie will nicht. Blond, aber kurze Haare. Zu groß, zu dünn, kein Make-up, trägt nur Hosen. Ein richtiger Drachen.«
    »Sie kennen sie doch gar nicht«, protestierte Cooper.
    »Na ja, aber man kennt doch diesen Typ Frau. Wahrscheinlich eine Lesbe.«
    Cooper stieß laut den Atem aus. »Das ist lächerlich. Wie können Sie solche Gerüchte verbreiten? Sie wissen doch gar nichts über sie.«
    Cooper klang so gereizt, dass Garnett vorsichtshalber den Mund hielt und ihm nicht widersprach. Er riss einen Löwenzahn aus und zerrupfte die Blätter. Aber Cooper konnte das Thema nicht auf sich beruhen lassen.
    »Sie wissen doch genauso gut wie ich, wie schwer es Frauen bei der Polizei haben, Garnett. Deshalb gehen sie es manchmal etwas zu verbissen an. Aber das gibt sich in ein, zwei Wochen wieder. Das ist doch immer so.«
    »Na, ich weiß nicht. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, dass Ihnen nicht viel Zeit bleiben wird, sich mit ihr anzufreunden, mein Junge. Die hat Sie im Handumdrehen überholt und abgehängt.«
    »Wieso? Ist sie Rennfahrerin?«
    »Ha, ha.« Der Sarkasmus prallte wirkungslos an Garnett ab, so vertieft war er in seine Klatschgeschichte. »Man könnte sagen, ihr Ruf eilt ihr voraus. Sie soll ein echter Senkrechtstarter sein. Karrieregeil.«
    »Ach ja? Na, erst muss sie mal beweisen, was sie drauf hat.«
    »Wer weiß.«
    Angezogen vom Schweiß und dem süßen Geruch des Orangensafts, schwärmten die kleinen Fliegen in immer dichteren Wolken um die Köpfe der Männer. PC Garnett lächelte süffisant.
    »Was soll denn das nun wieder heißen?«, sagte Cooper. »Man wird doch nicht einfach so befördert, ohne dass man es sich verdient hat.«
    »Wachen Sie auf, Kollege. Sie ist eine Frau. Schon mal was davon gehört? Zwei Titten und eine Möse, klappt die Klobrille immer runter.«
    »Doch, ist mir bekannt. Und weiter?«
    »Und weiter? Und weiter? Bei der Polizei gibt es nicht genug Frauen, vor allem in leitenden Stellungen, vor allem bei der Kripo. Lesen Sie keine Berichte? Sie werden es erleben, mein Junge – solange sie sich nichts zu Schulden kommen lässt und ihren Vorgesetzten immer brav zulächelt, wird Detective Constable Fry die Karriereleiter raufschießen, als ob sie eine Rakete im Arsch hätte.«
    Cooper wollte eben widersprechen, als er vom Verbindungsmann gerufen wurde. »DC Cooper! Ist DC Cooper hier? Ihr Chef will Sie sprechen. Dringend.«
     
    Die Anweisungen von DI Hitchens waren knapp, die Adresse, die er Cooper nannte, war in Moorhay, dem Dorf, das jenseits des Waldes auf der Hügelkuppe zu sehen war. In dieser Gegend lagen die meisten Gemeinden oberhalb von 300 Metern, da die Talsohlen für Siedlungen nicht breit genug waren.
    »Gehen Sie der Sache nach, Cooper. Entweder wir finden das Mädchen in den nächsten beiden Stunden, oder wir verlieren die ganze Nacht. Sie wissen, was das bedeuten kann.«
    »Bin schon unterwegs, Sir.«
    »Nehmen Sie jemanden mit. Wer käme in Betracht?«
    Cooper sah sich die Beamten an, die im Gras saßen. Sein Blick glitt über PC Garnett und ein paar ältere Bobbys, einen übergewichtigen Sergeant, zwei weibliche Police Constables aus Matlock und die drei Ranger hinweg.
    »Von der Kripo ist niemand hier, Sir. Ich muss mir einen Uniformierten ausborgen.«
    Cooper hörte ein leises Seufzen am anderen Ende der Leitung.
    »Einverstanden. Aber Beeilung.«
    Nachdem Cooper dem Sergeant die Sachlage so schnell wie möglich erklärt hatte, wurde ihm ein hochgewachsener, kräftiger Bobby namens Wragg zugeteilt, der

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