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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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links und am Wirtshaus vorbei. Es liegt auf der linken Seite. Dial Cottage ist eines von den Häusern mit den grünen Türen.«
    »Danke.« Mit einem Blick auf PC Wragg, der sich noch immer hinter ihm den Berg heraufkämpfte, lief Cooper weiter, froh, endlich wieder Asphalt unter den Füßen zu haben.
    Da Moorhay abseits der Touristenrouten lag, kam nur ab und zu einmal ein Auto vorbei, das zum Ladybower Staudamm oder zu den Kalksteinhöhlen in Castleton wollte. Auf dem Kopfsteinpflaster vor dem kleinen Pub »The Drover« parkten zwei, drei Wagen. Den Reklameschildern zufolge wurde dort Robinson’s Bier ausgeschenkt, eine von Ben Coopers Lieblingssorten. So wie er sich im Augenblick fühlte, hätte er für ein Bier alles gegeben, aber er konnte nicht anhalten.
    Unweit einer Abzweigung, die Howe Lane hieß, kam er an der Einmündung eines Feldweges vorbei, die von einer holzgedeckten Scheune und einem Traktorschuppen eingerahmt wurde. Der Weg führte zu einer Farm, das Touristen Bed and Breakfast offerierte. Vor ihm erstreckte sich die Straße, dicht von Bäumen gesäumt. In der Ferne konnte er das Hochmoor ausmachen, mit einem einsamen Baum auf der höchsten Erhebung.
    200 Meter hinter der Kirche fing die Häuserreihe mit den einstöckigen Cottages an, erbaut aus dem für die Gegend typischen Mühlensandstein, mit Schieferdächern und kleinen Sprossenfenstern. Sie hatten keine Vorgärten, dafür standen vor einigen von ihnen Steintröge, die mit Ringelblumen und Petunien bepflanzt waren. Manche der Häuschen hatten schlichte, dunkelgrün gestrichene Eichenholztüren ohne Fenster und mit schiefen, weiß getünchten Schwellen.
    Bis Cooper das Dial Cottage schließlich gefunden hatte, lief ihm der Schweiß in Strömen über Stirn und Nacken, und das Hemd klebte ihm klitschnass am Körper. Keuchend und mit hochrotem Kopf klopfte er an. Als die Tür geöffnet wurde, war er so außer Atem, dass er kaum sprechen konnte.
    »Detective Constable Cooper, Edendale Police.«
    Die Frau, die ihm geöffnet hatte, nickte, ohne auch nur einen Blick auf den Ausweis zu werfen, den er in der verschwitzten Hand hielt.
    »Kommen Sie herein.«
    Die alte Eichentür fiel hinter ihm ins Schloss. Cooper brauchte eine Weile, bis er sich blinzelnd auf das Dämmerlicht im Haus eingestellt hatte. Die Frau war ungefähr in seinem Alter, sieben- oder achtundzwanzig. Sie trug ein rückenfreies Top und Shorts, und mit ihrer hellen Haut kam sie ihm in dem düsteren Raum so fehl am Platz vor wie ein Tanzmädchen, das sich in ein Beerdigungsinstitut verirrt hatte. Ihr Haar glänzte, als ob sie von draußen ein paar Sonnenstrahlen mit hereingebracht hätte.
    Sie standen in einer schmalen Diele, die dadurch noch enger wirkte, dass ein schweres Mahagoni-Sideboard hineingezwängt worden war, beladen mit Kristallvasen und einer Obstschale, die auf Spitzendeckchen standen. In der Mitte stand ein Familienfoto, irgendwo am Meer aufgenommen. Die noch recht neue magnolienfarbene Raufasertapete konnte die Unebenheiten der darunter liegenden Wand nicht kaschieren. Ein Immobilienmakler hätte bei diesem Anblick wohl von einem reizvoll ursprünglichen Flair geschwärmt.
    Cooper blieb einen Augenblick stehen und rang nach Luft. Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, damit er ihm nicht in die Augen lief.
    »Im Revier ist eine Meldung eingegangen«, japste er. »Ein Telefonanruf.«
    »Ben Cooper?«
    »Richtig.« Er erkannte die junge Frau erst auf den zweiten Blick, wie immer, wenn man jemanden in einer Umgebung sah, in der man ihn nicht erwartet hatte.
    »Helen? Helen Milner?«
    »Genau. Ich habe mich sicher ein bisschen verändert, seit wir auf der Edendale High-School waren.«
    »Das ist ja auch schon ein Weilchen her.«
    »Neun Jahre, glaube ich«, sagte sie. »Du hast dich nicht sehr verändert, Ben. Außerdem habe ich vor einiger Zeit dein Bild in der Zeitung gesehen. Du hattest irgendeinen Preis gewonnen.«
    »Ja, beim Schießen. Sag mal, könnten wir …?«
    »Ich zeige dir den Weg.«
    »Wohnst du hier?«
    »Nein, es ist das Haus meiner Großeltern.«
    Sie führte ihn in ein weiter hinten gelegenes Zimmer, das kaum weniger düster war als die Diele, obwohl das Fenster zum Garten hinausging. Auf dem Sims eines gekachelten Kamins aus den Fünfzigerjahren drängten sich Fotos und Feriensouvenirs – ein Strohesel, eine spanische Flamenco-Tänzerin, eine Postkarte aus Marokko mit grinsenden Kamelen und einem Meer, das unnatürlich blau

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