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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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um die zwanzig war und bei der Aussicht auf ein bisschen Abwechslung sichtlich aufblühte.
    »Folgen Sie mir, so gut Sie können.«
    »Keine Bange. Ich halte schon mit«, sagte Wragg und ließ seine Schultermuskeln spielen.
    Der Weg hinauf nach Moorhay führte zwischen den Bäumen hindurch zu einer Trockenmauer mit einem Schwinggatter. Dahinter lag eine Wiese, auf der Kühe weideten, die eben erst vom Melken zurückgetrieben worden waren. Nur wenige Wochen nach der Heuernte war das Gras noch nicht wieder nachgewachsen, und der weiche Boden federte unter Ben Coopers Füßen, als er an der Mauer entlanglief, mit Schweiß auf der Stirn und mit Krämpfen in den schmerzenden Beinen. Obwohl Wragg mühelos mit ihm Schritt hielt, verkniff er sich schon bald seine Fragen, da Cooper ohnehin nicht darauf einging. Er brauchte seinen Atem zum Laufen.
    Die Kühe sahen ihnen mit großen Augen nach, malmten bedächtig und zuckten mit den Ohren. Früher am Nachmittag hatte die Suchmannschaft warten müssen, bis der Farmer die Kühe zum Melken in den Stall gebracht hatte, bevor sie das Feld durchkämmen konnte. Unvermeidliche Witze über Kuhfladen hatten die Runde gemacht.
    An einer Stelle war die Mauer eingefallen und mit einem Elektrozaun ausgebessert worden, damit das Vieh nicht weglaufen konnte, bevor sich jemand fand, der die Mauer reparieren konnte. Bevor ihm die Kühe neugierig nachlaufen konnten, hatte Cooper bereits das nächste Gatter erreicht. Er lief um die angrenzende Wiese herum und einen geschotterten Feldweg hinauf.
    Auf den letzten hundert Metern wurde der Weg so steil, dass Cooper sich in die Cuillin Hills zurückversetzt fühlte. Wragg fiel immer weiter zurück, er kam nur noch im Schritttempo voran und musste sich mit den Armen auf den Knien abdrücken, um sich den Berg hinaufzuquälen.
    Sein Oberkörper war kräftig gebaut, dafür fehlten ihm in den Oberschenkeln und Waden die Muskeln, die man zum Bergsteigen brauchte. Manche der alten Leute, die ihr ganzes Leben in einem dieser hoch gelegenen Dörfer gewohnt hatten, hätten den jungen Police Constable mit Leichtigkeit überholt.
    Schließlich kam Cooper zu der hohen dunklen Mauer des Friedhofs von St. Edwin. Die Kirche, die offenbar auf einem weiteren Hügel stand, thronte hoch über der Dorfstraße und erinnerte vom Talgrund aus gesehen an den Wall einer Burgmauer. Der quadratische normannische Kirchturm zeichnete sich dunkel vor dem Himmel ab. Er war so hoch, dass er von den Proportionen her überhaupt nicht zu dem verkürzten Hauptschiff zu passen schien. Insgesamt glich die Kirche einem liegenden L.
    Der Friedhof lag so hoch, dass Cooper den Eindruck hatte, er könnte den Toten in ihren vermoderten Eichensärgen in die Augen sehen, wenn die Mauersteine und die schwere, dunkle Erde durchsichtig wären.
    Die Kirche war von großen Bäumen umgeben, von Kastanien, Eichen und zwei uralten Eiben. Die Luft roch feucht nach frisch geschnittenem Gras. Als Cooper am Friedhof vorbeilief und von hinten auf eine Reihe von Cottages zuhielt, wurde er über die Mauer hinweg von einem Mann angestarrt, der ein rotkariertes Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln trug. Auf einen großen Motorrasenmäher gestützt, stand er zwischen einem ordentlich gemähten Streifen Gras und der büscheligen Fläche, die noch vor ihm lag, und ruhte sich aus. Unangenehm berührt sah er dem vorbeihastenden Mann nach, als wäre der Abendfrieden durch einen ausgesprochen unerfreulichen Anblick gestört worden.
    Im Garten des ersten Cottage goss eine Frau die Blumenbeete, die bereits im Schatten lagen. Sie hielt die Gießkanne senkrecht in der behandschuhten Hand, während Cooper sich bemühte, wieder zu Atem zu kommen, um sie nach dem Weg zu fragen. Er atmete keuchend den schweren, süßen Duft ein, den das frisch gegossene Geißblatt und die Rosen verströmten. Auf dem Friedhof sprang der Rasenmäher an, und eine kleine Schar Dohlen flatterte zeternd aus den Kastanienbäumen auf.
    »Dial Cottage?«
    Die Frau starrte ihn an, dann schüttelte sie kaum merklich den Kopf, als ob ihr selbst diese Mühe zu viel wäre. Sie drehte ihm ostentativ den Rücken zu und widmete sich einer Zwergrose mit blassgelben Blüten. Vor Cooper hing ein Schild an der Gartenmauer: »Parken verboten. Wenden verboten. Durchgang verboten.«
    Zwei Häuser weiter saß eine Frau mit einer Perserkatze auf dem Schoß auf einem Gartenstuhl. Cooper wiederholte seine Frage, und sie deutete den Hügel hinauf.
    »Bis zur Straße rauf, dann

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