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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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gefasst zu klingen, und sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich zurückgewiesen und gekränkt fühlte. Aber er hatte seine Gefühle noch nie gut verbergen können.
    Sie spürte, wie er litt, und deshalb tat es ihr besonders Leid, dass sie der Grund dafür war. Es tat ihr Leid, was er über Harry gesagt hatte. Obwohl sie wusste, dass Ben Recht hatte.
    Nachdem Fry sich zehn Minuten lang mit Sensei Hughes unterhalten hatte, wunderte sie sich allmählich, wo Ben Cooper wohl abgeblieben war. Der Sensei schickte einen der Schüler in den Umkleideraum, um ihn zu suchen, aber Cooper war nicht mehr da.
    Fry zuckte verständnislos mit den Schultern. »Er wollte noch telefonieren, vielleicht musste er plötzlich weg.«
    »Eine dringende Angelegenheit. Als Polizist weiß man eben nie, was das Leben als Nächstes bringt. Das verstehen wir«, sagte Hughes.
    Sie verstand sich gut mit dem Lehrer und den anderen Schülern, die wissen wollten, wo sie ausgebildet worden war. Der Sensei lud sie ein, an den nächsten Prüfungen teilzunehmen. Er glaubte, dass sie den fünften Dan schaffen könnte. Nach dem Ende der Stunde ging sie noch mit einer Gruppe von Schülern in das Millstone Inn, die Kneipe an der Ecke, wo sie Lasagne und Pommes frites aßen und sich über Sport unterhielten.
    Als sie schließlich wieder auf der Straße stand und sich von den anderen verabschiedete, tippte ihr der hoch gewachsene Schüler mit dem braunen Gürtel auf die Schulter und erwähnte Ben Coopers seltsames Benehmen. Er war ein ernsthafter junger Mann. Was er im Umkleideraum mit angesehen hatte, widersprach in seinen Augen der Selbstdisziplin und der positiven Geisteshaltung, die im Dojo gelehrt wurde. Er kannte Ben seit zwei Jahren, und er machte sich Sorgen.
    Plötzlich bekam Fry es mit der Angst zu tun. Vor ihrem geistigen Auge spulten sich Szenen der vergangenen Tage ab. Zunächst sah sie Ben Cooper als tüchtigen, selbstbewussten Polizisten, dessen Erfolge und Popularität man ihr so lange unter die Nase gerieben hatte, bis sie kaum noch seinen Namen hören konnte, ohne in Rage zu geraten.
    Doch allmählich änderte sich das Bild, und Cooper verwandelte sich in einen trübsinnigen, nervösen und unberechenbaren Mann, der wütend und aufgebracht aus dem Dojo gestürmt war. Sie wusste, dass sie selbst zu dieser Veränderung zum Schlechten beigetragen hatte, und sie musste sogar zugeben, dass sie es absichtlich gemacht hatte. Sie hatte ihn als Herausforderung angesehen.
    »Wissen Sie, wo er hingegangen sein könnte? In einen Pub vielleicht?«
    Der Schüler zuckte mit den Achseln. »Er kennt in Edendale viele Kneipen. Aber das Training ist ihm zu wichtig, deshalb geht er nicht oft aus.«
     
    Nach dem vierten oder fünften Glas Bier war Cooper alles egal. Nach dem siebten Bier und ein paar Whiskys zum Nachspülen krochen aus allen Ecken des Pubs schwarze Hunde hervor, die knurrend darauf lauerten, dass er ihnen den Rücken zudrehte, um sich auf ihn zu stürzen.
    Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen, und von dem vielen Bier, das er im Magen hatte, wurde ihm der Kopf schwer. Seine Hände und sein Hals waren gerötet, seine Hände zitterten und seine Lippen wurden taub. Der Whisky brannte sich durch seinen Körper und verlieh ihm das Gefühl, Mauern einreißen zu können.
    Der Pub war keines seiner Stammlokale. Er war schon seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Das Gute daran war, dass ihn niemand erkannte, als er sich allein an einen Tisch setzte, um seine Gedanken und Gefühle zu betäuben. Sein Blick war so finster, dass die meisten anderen Gäste einen großen Bogen um ihn machten.
    Nicht weit von ihm saß eine Gruppe Jugendlicher, die immer lauter und streitlustiger wurden, je länger der Abend dauerte. Auch sie waren nicht mehr nüchtern. Woher sie es wussten, hätte Cooper nicht zu sagen vermocht, aber aus irgendeinem Grund sahen sie ihm an, dass er Polizist war. Sie verhöhnten ihn immer aggressiver, als er auf ihre Sticheleien nicht einging.
    »Habt ihr heute Schwein auf der Speisekarte?«, riefen sie der Bedienung hinter der Theke zu. »Ein schönes Stück Schweinespeck? Töte ein Schwein für mich, Süße.«
    »Grunz, grunz. Ich habe mich schon gewundert, wo der Gestank herkommt.«
    »Guck mal, wie der den Rüssel ins Bier steckt.«
    »Heh, Bullenschwein, hast du eine alte Sau zu Hause?«
    »Grunz, grunz.«
    Die Jugendlichen amüsierten sich prächtig. Ben Cooper kannte diese Sprüche, seit er als junger Bobby in den Siedlungen Streife

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