Kuehler Grund
gegangen oder Samstagabends im Stadtzentrum Patrouille gefahren war. Aber noch nie hatte sich in ihm eine solche Wut aufgestaut, die bei der nächsten Provokation aus ihm herausbrechen konnte. Vom Whisky beflügelt hätte er eine Auseinandersetzung sogar willkommen geheißen. Es würde ihm gut tun, sich abzureagieren.
Als die Jugendlichen keine Antwort auf ihre Schweinewitze bekamen, änderten sie die Taktik.
»Hast du da einen Schlagstock in der Tasche, oder bist du bloß scharf auf mich?«
»Bitte, bitte, leg mir Handschellen an. Ich bin ein böser Junge gewesen.«
»Ach was, der hat keinen Bock auf so was. Die Bullenschweine haben genug damit zu tun, den Mörder von derTussi aus Moorhay zu finden.«
»Meinst du den, der es Laura Vernon besorgt hat?«
Einer der Jungen lachte schallend und machte eine obszöne Handbewegung.
»Laura Vernon? Die hätte doch jeden gefickt. Junge Böcke, alte Knacker, ihren eigenen Dad.«
»Die hätte sogar Tiere gefickt.«
Sie schütteten sich aus vor Lachen. »Genau, sogar Bullen. Kapiert, Bulle?«
Ein Junge beugte sich über den mit Gläsern vollgestellten Tisch und glotzte Cooper herausfordernd an. Er hatte einen Ring im linken Nasenflügel und kleine Narben um den Mund.
»Hast du es immer noch nicht kapiert, Bullenschwein?«
Dann machte er einen schweren Fehler. Er runzelte die Stirn, kniff die Augen zusammen und musterte Cooper noch einmal genau. Er hatte ihn erkannt.
»Heh, Augenblick mal, sind Sie nicht Sergeant Coopers …«
Ohne zu wissen, was er tat, hielt Cooper plötzlich das leere Glas in der Hand. Er sprang auf und packte den Jungen mit der anderen Hand am Kragen. Ein Stuhl fiel um, und das Glas zersplitterte an der Tischkante. Die Freunde des Jungen warfen sich dazwischen, hielten Coopers Arme fest und rammten ihm die Knie in den Unterleib, ein knurrendes, keuchendes Rudel, das sich bei Gefahr zusammenrottete.
Ben Cooper stellte sich ihnen, kochend vor Wut, die Faust fest um das zerbrochene Glas geschlossen.
Becky Kelk war vierzehn Jahre alt. Sie wohnte im Wye Close, nicht weit von Lee Sherratt. Sie ging in dieselbe Schule wie Simeon Holmes. Sie hatte alles über die getöteten Mädchen gehört, das eine aus Buxton, das andere aus Moorhay, Laura Vernon, das Mädchen aus der Villa. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht daran gedacht, dass sie das nächste Opfer sein könnte.
Der Polizist, der noch immer den Tatort bewachte, brauchte nur ihren Schreien zu folgen. Er fand sie in einer Senke, versteckt hinter einem Brombeergestrüpp, nicht weit von dem Weg entfernt, der auf den Baulk führte. Sie hatte keinen Slip an, ihre gestreiften Leggings waren zerrissen, Oberteil und BH zerknittert. Sie hatte Grasflecken auf den Schultern und den Abdruck einer Baumwurzel im Kreuz. »Ich bin vergewaltigt worden«, sagte sie.
Der PC zückte sein Funkgerät und blickte sich forschend nach dem Angreifer um.
»Wann ist das passiert?«
»Gerade eben.«
»Haben Sie ihn erkannt?«
»Es war der alte Mann«, sagte sie.
»Was für ein alter Mann?«
Becky Kelk wusste, wo der alte Mann wohnte, auch wenn sie seinen Namen nicht kannte. Sie zeigte bestimmt den Hügel hinauf zum Dorf, zum Dial Cottage, dessen Dach in den letzten Strahlen der Abendsonne zwischen den anderen Reihenhäuschen leuchtete.
Harry Dickinson erwartete sie schon im Wohnzimmer. Er trug seinen besten Anzug. Die spärlichen Haare hatte er mit Pomade zurückgekämmt, den blauen Schlips sorgfältig geknotet. Seine Schuhe waren blank gewienert, und der Guardian lag ordentlich zusammengefaltet auf dem Tisch. Feierlich und steif saß er auf seinem Stuhl, wie ein Mann im Wartezimmer eines Krankenhauses, der auf eine schlechte Nachricht wartet.
Als Gwen die Polizisten hereinführte, zeigte er weder Überraschung noch sonst eine Gefühlsregung. Er klopfte lediglich seine Pfeife aus und legte sie in den Ständer auf dem Mahagonischränkchen. Er nahm seine Mütze, zog seine Hosenbeine straff und stand langsam auf.
»Das ging ja schnell. Alle Achtung.«
24
»He da, Schluss jetzt!«
Der stämmige Wirt drängte sich zwischen sie, gefolgt von einem struppigen Schäferhund, der knurrend nach ihren Beinen schnappte. Cooper stieß den Jungen weg und stellte das Glas auf den Tisch. Keuchend und vor Anstrengung zitternd standen sie voreinander, während das Adrenalin weiter durch ihre Adern strömte.
»Raus mit euch!«, sagte der Wirt. »Ihr habt Hausverbot.«
»Verdammte Scheiße. Wir haben doch bloß Quatsch
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