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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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ist.«
    »Was?«
    »Sensei Hughes ist schwer beeindruckt.«
    »Ben – bist du noch da?«
    »Ja, entschuldige, Helen. Ich spreche übers Handy. Einen Augenblick.«
    Cooper öffnete leise die Tür und sah hinüber in die Trainingshalle. Durch das Glas der Scheiben verzerrt, wirkten die Gestalten in der Halle unnatürlich groß. Diane Fry, die ihren Gi trug, absolvierte die Kata-Routine, die festgelegte Folge von Kombinationen, mit denen man sich auf einen Kampf vorbereitet. Block nach unten, Katzenstellung, Bereitschaftsstellung, Block nach oben. Ihre Bewegungen waren kontrolliert und flüssig, präzise und kraftvoll wie die eines Tieres. Um die Taille trug sie den schwarzen Gürtel der besten Karatekas.
    »Und sie hat den vierten Dan«, sagte der Schüler mit dem braunen Gürtel, der hinter ihm stand. »Sie ist phantastisch, Ben. Wo hast du sie aufgestöbert?«
    »Helen …«
    »War sonst noch etwas, Ben? Weil ich jetzt wirklich langsam los muss.«
    »Nur eine Idee«, sagte er. »Können wir uns vielleicht mal treffen, auf einen Drink oder zum Essen? Was meinst du?«
    Helen schien sich seinen Vorschlag durch den Kopf gehen zu lassen, aber sie antwortete mit einer Gegenfrage.
    »Du denkst, dass Großvater etwas mit Laura Vernons Tod zu tun hat, nicht wahr?«
    Cooper bekam einen roten Kopf, und er war froh, dass sie nicht sehen konnte, wie verlegen er war.
    »Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    Korrekt ausgeführt waren die Katas schön wie ein Kunstwerk. Und Fry beherrschte sie perfekt. Handkantenschlag, Hakenstoß, Ellenbogenschlag, Fingerstoß. Tritt nach vorn, Tritt zur Seite, Tritt nach hinten, Sichelfußtritt, immer schneller und geschmeidiger, je lockerer die Muskeln wurden. Jede Bewegung des Handgelenks war streng kontrolliert, jeder Stoß mit der Ferse von der Technik und vom Timing her einwandfrei. Sie war kein Tier. Sie war eine Maschine.
    »Aber die meisten anderen Polizisten würden ihn in Ruhe lassen, Ben«, sagte Helen. »Sie finden, es lohnt sich nicht, sich näher mit ihm zu beschäftigen. Die Initiative, ihn weiter unter Druck zu setzen, geht von dir aus.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Deine Kollegin hat es mir erzählt.«
    Schwinger, Speerhand, Hammerschlag und Stampftritt. Eine Hand in den Unterleib, ein trockener Schlag gegen die Kehle. Diane Fry zielte auf die empfindlichsten Körperstellen – Gesicht, Hals, Solarplexus, Wirbelsäule und Nieren. Die Schläge kamen schnell und hart und fanden genau ihr Ziel. Jeder von ihnen war tödlich.
    »Dazu hatte sie kein Recht.« Kein Recht? Was für eine wilde Untertreibung. Ein solches Verhalten widersprach allen Gepflogenheiten. Und wenn sie seine Chancen bei Helen mit Absicht hätte sabotieren wollen, hätte sie es nicht geschickter anstellen können. Sein Magen krampfte sich vor Wut zusammen. Womöglich war es wirklich Absicht gewesen.
    »Aber es stimmt, nicht wahr, Ben? Das höre ich dir doch an.«
    »Helen, ich weiß nur, dass irgendetwas faul ist. Und es hat mit deinem Großvater zu tun.«
    »Ach ja? Und woher willst du das wissen?«
    Cooper schüttelte den Kopf, er konnte nicht antworten. Er beobachtete Fry. Sein Kopf war hochrot, aber nicht mehr vor Verlegenheit, sondern vor Wut.
    »Gib mir Bescheid, wenn du irgendwann mal kein Polizist bist«, sagte Helen. »Bis es soweit ist, nehme ich deine Einladung lieber nicht an. Unter diesen Umständen ist es vermutlich das Beste.«
    Die Umstände. Was für ein Wort. Wie oft man es hochtrabend und sinnlos gebrauchte. Doch das ganze Leben ließ sich auf dies eine Wort reduzieren. Schwierige Umstände. Die falschen Umstände. Den Umständen zum Opfer gefallen.
    Um Diane Fry hatte sich ein Halbkreis bewundernder Dojo-Mitglieder gebildet – Coopers Mitschüler, seine zweite Familie. Sensei Hughes beobachtete sie und applaudierte, als sie die Kata beendete. Sie verneigte sich und atmete tief durch. Sie war bereit, bereit für das Kumite, die Kampfübung. Bereit, Ben Cooper vor seinen Freunden zu demütigen.
    Der hoch gewachsene Schüler sah erstaunt zu, wie Ben Cooper das Telefon hinwarf, auf dem Absatz herumwirbelte und mit geballter Faust auf die Makiwara einhämmerte, so fest, dass er in dem weichen Holz eine Delle hinterließ. Der Schrei, den er dabei ausstieß, war kein Kampfschrei, wie man ihn im Way of the Eagle Dojo lernte, aber er kam aus tiefster Seele.
     
    Helen hatte genau auf Ben Coopers Stimme geachtet, als er das Gespräch beendete. Sie hörte ihm an, dass er sich bemühte,

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