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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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gemacht. Das war doch nicht ernst gemeint«, sagte der Anführer der Clique.
    »Ernst oder nicht ernst, das ist mir egal. So was lasse ich mir in meiner Kneipe nicht bieten. Das ist ein anständiges Haus.«
    »Und was ist mit dem da? Dem braven Polizisten?«
    »Habt ihr nicht gehört? Raus! Aber dalli!«
    Die drei jungen Kerle zogen laut schimpfend ab und knallten die Tür hinter sich zu. Der Wirt und sein Hund sahen ihnen mit finsteren Blicken nach. Allmählich stieg der Geräuschpegel wieder auf Normalmaß, Liebespärchen tuschelten aufgeregt miteinander. In der Musikbox lief schon seit einigen Minuten der alte Rolling-Stones-Hit »I Can’t Get No Satisfaction«. Eine Bedienung kam mit Schaufel und Handfeger hinter der Theke hervor und kehrte die Glassplitter zusammen.
    »Entschuldigung«, sagte Cooper.
    »Ich kenne Sie nicht, mein Junge, aber wenn ich es richtig verstanden habe, sind Sie bei der Polizei.«
    »Ja.«
    »Dann müssten Sie es eigentlich besser wissen.«
    Coopers Beine gaben nach, er sank auf einen Stuhl. Der Wirt schätzte mit professionellem Blick ab, wie betrunken er war.
    »Ich lasse Ihnen einen Kaffee bringen. Und dann gehen Sie wohl lieber nach Hause.«
    »Nein, danke. Nur noch einen Whisky, dann sind Sie mich los.«
    »Seien Sie vernünftig.«
    »Geht schon in Ordnung.«
    »Sie sind doch nicht mit dem Auto da, oder?«
    »Natürlich nicht.«
    »Na schön. Aber nur noch ein Glas. Mehr gibt es nicht.«
     
    Diane Fry hatte alles in der richtigen Reihenfolge erledigt. Sie hatte zuerst bei Ben Cooper zu Hause angerufen. Sie hatte mit seinem Bruder Matt gesprochen, der ebenfalls besorgt klang, als sie ihm sagte, dass sie auf der Suche nach Ben sei. Dann wählte sie seine Handynummer, aber sie bekam keine Antwort. Zuletzt hatte sie zwei Dutzend Kneipen abgeklappert. Auch eine Art, die Stadt besser kennen zu lernen.
    Es war ein Glück, dass Coopers roter Toyota so auffällig war. Sie entdeckte ihn schließlich auf einem Kneipenparkplatz hinter dem Busbahnhof, wo sich der Gestank der Dieselabgase mit dem Geruch nach neuem Plastik und verbranntem Öl aus den Fabriken im Gewerbegebiet Edenside mischte.
    Das Unicorn lag kurz vor einer Kreuzung in einer Straße mit Reihenhäusern, die zum Teil in Ladenlokale umgewandelt worden waren – Autoersatzteile, Versicherungsagentur, China-Imbiss. Das Eckgebäude war irgendwann abgerissen worden, und das Grundstück diente nun dem Pub als Parkplatz. Am Ende der Straße gab es keine Laternen, und die Backsteinwände der Kneipe waren ebenfalls unbeleuchtet. Das helle Licht des nahen Busbahnhofs machte die Dunkelheit nur noch schwärzer. Doch als Fry um die Ecke bog, sah sie den Toyota plötzlich im Scheinwerferlicht aufblitzen und stoppte vor dem Imbiss.
    Es war die Art von Kneipe, in der jeder neue Gast neugierig angestarrt wurde. Zumindest, wenn man eine Frau und ohne Begleitung war. Sogar der Wirt gaffte Fry an, während sie sich suchend umblickte. Endlich entdeckte sie Cooper an einem Ecktisch. Sein Gesicht war aufgedunsen, seine Augen halb geschlossen, und er klammerte sich an ein halb leeres Whiskyglas. Sie erkannte mit einem Blick, dass er sinnlos betrunken war.
    »Ben?«
    Er musterte sie trübe. »Scheiße, was wollen Sie denn?«
    Sie ignorierte seinen aggressiven Ton. »Was machen Sie hier, Ben?«
    »Ich saufe mir einen an. Was geht Sie das an?«
    »Sind Sie verrückt geworden? Wollen Sie sich komplett zum Idioten machen?«
    »Schon möglich. Warum nicht?«
    Es waren zu viele Leute in der Nähe, die mithören konnten. Sie nahm Platz, beugte sich zu ihm über den Tisch und sah ihm in die Augen. »Sie sind Polizeibeamter. Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie erledigt sind, wenn sich diese Geschichte bis ins Revier rumspricht? Dann können Sie Ihre Beförderung abschreiben, Ben.«
    »Ach ja? Die ist doch sowieso längst abgeschrieben. Darüber brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen. Und überhaupt, Sie haben es schließlich so gewollt.«
    »Was reden Sie denn da?«
    »Ach, ich habe keine Lust, darüber zu reden. Verschwinde und lass mich einfach in Ruhe.«
    Sie zog an seinem Ärmel. »Kommen Sie, Ben. Gehen wir. Ich fahre Sie nach Hause.«
    Aber er riss seinen Arm weg, so heftig, dass er fast den Whisky umgestoßen hätte. »Mit dir gehe ich nirgendwohin, du Aas.«
    Sie wurde langsam wütend. »Jetzt reicht es mir, Ben. Kommen Sie freiwillig mit, oder muss ich Sie rausschleifen?«
    »Lass mich in Frieden!«
    Er war aufgestanden und hatte den Tisch

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