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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Hunderten die Landschaft verschandelten. Cooper war inzwischen tief in das von glitzernden Bächen und sattgrünen Weiden durchzogene White-Peak-Land vorgedrungen, wo sich schmale Seitentäler durch den prähistorischen Meeresboden schoben und felsige Schluchten bildeten.
    Nördlich vom Monsal Head kam er an den Kalksteintagebauen vorbei, bevor er nach rechts in Richtung Foolow und Eyam abbog. Nach einem Abstecher zu einem stillgelegten Steinbruch, den Touristen, die auf dem Limestone Way wandern wollten, als unerlaubten Parkplatz benutzten, fuhr Cooper noch über die Eyam Edge, um zuletzt, nicht ganz zufällig, auf der Straße nach Moorhay herauszukommen.
    Er stellte den Toyota in Quith Holes an der Alten Mühle ab und redete sich ein, auch dieser Abstecher sei Teil seiner Aufgabe, den Autodiebstählen an Ausflugszielen auf den Grund zu gehen. Es parkten noch andere Autos dort, und auf der Wiese hatten sich einige Familien an Tischen niedergelassen. Hinter der Mühle, in einer engen Straße mit einem »Privat – Durchfahrt verboten«-Schild, drängten sich mehrere Cottages.
    Cooper überquerte eine kleine Steinbrücke in der Nähe der ursprünglichen Furt und nahm den Weg, der um die Raven’s Side herumführte. Obwohl ihm Beine und Rücken von den Prellungen wehtaten, war er froh, ein bisschen Bewegung zu bekommen. Er musste die Landkarte zu Hilfe nehmen, weil er den Weg bisher noch nie aus dieser Richtung gegangen war. Aber indem er seinen Instinkten folgte und sich leicht bergab hielt, kam er bald in die Gegend, wo er vor vier Tagen mit Harry Dickinson gegangen war.
    Wieder verließ er den Pfad und kletterte über die Ansammlung von Felsblöcken zum Fundort der Leiche oberhalb des Baches hinauf. Bis auf eine breite, kahle Stelle, wo das Unterholz bis auf die Erde abgeholzt worden war, um es im Labor untersuchen zu können, deutete nichts mehr daraufhin, dass hier ein Verbrechen geschehen war.
    Er blickte zum Bach hinunter. Ihm war klar, dass er dort nichts sehen würde, was nicht längst von der Spurensicherung gefunden und identifiziert worden war. Es war eher ein Gefühl, eines dieser Gefühle, die ihn manchmal überkamen und die er sich selbst nicht erklären konnte. In der Dienststelle E redete er nicht viel darüber. Er konnte es sich nicht leisten, als Exzentriker abgestempelt zu werden. Im Polizeidienst musste man sich anpassen, man musste ein Mannschaftsspieler sein und sich an die Vorschriften halten. Doch nun stand er an der Stelle, wo Laura Vernons Leiche gefunden worden war, und hoffte auf eine Eingebung. Eine vage Idee, die er wegen der Nachwehen seines Katers nicht richtig zu fassen bekam, ließ ihn nicht los. Sie war ihm in der letzten Nacht gekommen. Es ging dabei um Hunde. Oder waren es Schweine gewesen?
    Cooper hatte ein deutliches Bild vor Augen. Er sah eine spitze schwarze Schnauze mit weißen Zähnen, die zuschnappten und an bleichem, totem Fleisch rissen. Er sah geifernde Kiefer und eine rosafarbene zuckende Zunge. Ein grollendes Knurren entrang sich einer fellbedeckten Brust. Böse rote Augen stierten mit irrem Blick, während die Zähne zubissen und in das Fleisch eindrangen. Die weiße Haut verfärbte sich dunkel und riss ein, doch sie blutete nicht. Schließlich sah Cooper, wie der Hund sein Opfer losließ, zu den dunklen, verkrümmten Formen der Witches hinaufstarrte und zu heulen begann. Enttäuscht kratzte er mit den lehmverkrusteten Krallen in der Erde. Der Schwarze Hund hatte eine Seele holen wollen, doch er war zu spät gekommen.
    Aber irgendetwas stimmte nicht an diesem Bild. Cooper schüttelte den Kopf, um einen klareren Blick zu bekommen. Er wusste, dass dieser schwarze Hund sein eigener war. Er schleppte ihn seit seiner Kindheit mit sich herum. Der Hund hatte ihn holen wollen, nicht Laura Vernon.
    Er wartete vergeblich auf eine Eingebung. Nach einigen Minuten gab er es auf, kehrte auf den Weg zurück und sah den Berg hinauf. Eigentlich musste er zurück nach Quith Holes, zurück zum Wagen und seinen Routineermittlungen. Der Fall Vernon ging ihn nichts mehr an.
    Aber er drehte sich um und schleppte sich in Richtung Moorhay den Berg hinauf, obwohl ihn der Muskelkater quälte und die geprellten Rippen schmerzten. Als er aus den Bäumen heraus war, brannte ihm die Sonne auf Rücken und Schultern und ihm wurde leicht schwindelig. Was er hier trieb, war nicht gerade der beste Weg, sich wieder für den Posten des Sergeants zu empfehlen. Aber irgendetwas war hier draußen auf dem

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