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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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›unbeaufsichtigten Hunden, die Privatpersonen verletzen‹.«
    »Sie können doch gar nicht wissen, dass es Hundezähne sind«, sagte Harry.
    »Und ob wir das wissen können. Für solche Fragen haben wir heutzutage Experten, Harry. Experten mit sehr aufwändigen Instrumenten. Wie zum Beispiel Computertomographen und elektronischen Bildverstärkern. Damit können die Fachleute so etwas erkennen.«
    »Aye?«
    »Wollen Sie hören, was einer dieser Experten zu sagen hat? Ich habe das Gutachten hier.« Hitchens zog den Bericht des Odontologen hervor. Geflissentlich übersprang er den Absatz, in dem ausgeführt wurde, dass die teuren Geräte nur deshalb zum Einsatz gekommen waren, weil die Bissspuren nicht tief genug waren, um sie mit den üblichen Methoden auszuwerten. »Da hätten wir es ja. Der Gutachter schreibt: ›Es wird festgehalten, dass der menschliche Biss durch eine einzigartig ovale Form des Abdrucks gekennzeichnet ist, in deren Mitte sich fast immer ein ›Saugfleck‹ abzeichnet. Die meisten Menschenbisse weisen Abdrücke von mehreren der sechs oberen oder unteren Schneidezähne auf, gelegentlich auch von beiden Zahnreihen. Im Gegensatz zum runderen Menschenbiss haben Hundebisse eine eckige Form, wie ein Karo. Mit Hilfe der elektronischen Bildverstärkung lässt sich unter dem Mikroskop eindeutig das Verletzungsmuster eines Hundebisses erkennen‹.«
    Hitchens blickte auf. »Mit anderen Worten, es war ein Hundebiss, Harry. Laura Vernon wurde von einem Hund gebissen. Wir meinen, dass es Ihr Hund war.«
    Harry starrte ins Leere. Die Beamten warteten ab. Instinktiv erkannten sie, dass es besser war zu schweigen.
    »Und wenn ich Ihnen sagen würde, dass ich die Kleine getötet habe und dass sie erst hinterher gebissen wurde? Würde das etwas nützen?«
    Fry staunte. Konnte es wirklich so einfach sein? Nachdem der alte Mann sie so lange auf Granit hatte beißen lassen? DI Hitchens reagierte zurückhaltender. Er hatte schon zu oft Aussagen gehört, die in der gespannten Atmosphäre des Vernehmungszimmers wie Geständnisse klangen und sich dann im kalten Licht des Gerichtssaals nicht halten ließen. Und Harrys Bemerkung war noch nicht einmal eine Aussage gewesen, sondern eine Frage.
    »Sie müssen uns erst überzeugen, Harry. Wollen Sie uns jetzt erzählen, was wirklich passiert ist?«
    Aber Fry unterbrach ihn. Sie hatte eine Frage, die nicht warten konnte.
    »Würden Sie sich wirklich für einen Hund opfern?«
    Harry sah sie ruhig an. Der Schmerz in seinen Augen sprach Bände. Seine harte Schale hatte einen Riss bekommen. Er konnte seine Gefühle nicht mehr zurückhalten. Sie brachen mit Macht hervor und ließen sich auch durch eisernen Stolz nicht länger eindämmen.
    »Sie würden das nicht verstehen«, sagte er. »Das sieht doch ein Blinder, dass Sie keinen Funken Liebe im Leib haben.«

26
    »Es ist doch bloß ein Hund«, sagte Fry.
    Ben Cooper wandte sich ab. »Sicher.«
    »Was hat er damit gemeint, Ben? Mit dem, was er bei der Vernehmung gesagt hat?«
    »Er wollte dich nur reizen, Diane. Denk nicht mehr daran.«
    Er sah sie besorgt an. Sie schien sich Harry Dickinsons Stichelei viel zu sehr zu Herzen zu nehmen. Er hatte gerade mit einem Autofahrer telefoniert, dem man am Vorabend einen Wagen gestohlen hatte, als Fry wieder in das Kripo-Büro gestürmt kam und unbedingt über die Vernehmung reden wollte. Cooper war kaum Zeit geblieben, das Gespräch zu beenden, als sie ihm auch schon Harry Dickinsons Aussage Wort für Wort wiederholte.
    »Aber es ist doch bloß ein Hund.«
    »Gehen wir in die Kantine«, sagte er.
    Offenbar hatte der alte Mann etwas an sich, was Fry vollkommen fremd war. Cooper selbst hatte manchmal den Eindruck, dass er halbwegs mit Harry auf einer Wellenlänge lag, aber eben nur halbwegs. Auch er konnte nie vorhersagen, was er als Nächstes tun würde. Doch für Diane Fry schien er so etwas wie ein Außerirdischer zu sein.
    Wenige Minuten später saßen sie vor zwei großen Tassen Kaffee in der Kantine und versuchten, den Lärm von ein paar uniformierten Kollegen am Nebentisch zu ignorieren.
    »Wir müssen ihn natürlich laufen lassen«, sagte Fry, die sofort ruhiger geworden war, als das Koffein in ihre Adern strömte. »Es wird keine Anklage erhoben.«
    »Raus damit, ich kann es kaum erwarten.«
    »Als endlich das angebliche Vergewaltigungsopfer zur Sache befragt wurde, gab das Mädchen zu, sich die ganze Geschichte nur ausgedacht zu haben. Sie hatte ihren Freund ohne Gummi rangelassen,

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