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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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eigentlich, wer Sie sind? Jesus Christus persönlich?«
    Cooper zuckte mit den Achseln. Er dachte an seine erste Begegnung mit dem gastlichen Moorhay, als er von dem Mann, der den Friedhofsrasen mähte, misstrauisch beäugt worden war und von der Frau, die die Blumen goss, keine Antwort bekommen hatte, als niemand gewusst hatte, wer oder was er war. Er war nur ein Eindringling gewesen, der an einem heißen Tag wie ein Verrückter durch die Straßen rannte, das Benehmen seltsam, die Absichten fragwürdig. Aber das war nicht das Bild von einem Dorf, das er einer wirklich Fremden, einer Außenseiterin wie Diane Fry vermitteln wollte. Im Grunde waren Dörfer wie Moorhay anders.
    »Sie kennen mich eben, einige zumindest. Oder sie haben von mir gehört. Das macht etwas aus. Manche von ihnen reden einfach nicht gern mit Fremden.«
    »Aha, und wenn ich Sie nicht im Schlepptau hätte, würden die Leute vermutlich überhaupt nicht mit mir sprechen. Ich nehme an, sie würden mir nicht mal die Uhrzeit sagen.«
    »Doch, ich glaube, das würden sie«, sagte Cooper. »Aber nicht unbedingt die richtige.«
    »Ha, ha.«
    »Das sollte ein Witz sein.«
    »Hatte ich mir fast gedacht. Ich konnte die Pointe praktisch riechen. Aber was mich schafft, ist, wie die Leute den Namen Ihres Vaters aussprechen, wie eine Art Mantra. Sergeant Cooper hier, Sergeant Cooper da. Wenn Sie Jesus Christus sind, was ist dann Ihr Vater?«
    »Nur ein Polizist vom alten Schlag.«
    »Man könnte meinen, er gehörte zur Familie. Und die Leute sehen Sie an, als ob Sie ein verlorener Verwandter wären.«
     
    Fry entdeckte Helen Milner zuerst. Ihre Blicke trafen sich, und Helen wandte sich ab, als hätte sie sich entschlossen, sie doch nicht anzusprechen.
    »Da kommt schon wieder eine von der Sorte«, sagte Fry leise.
    Da bemerkte Cooper Helen ebenfalls. Fry machte ein finsteres Gesicht, als er sie anlächelte.
    »Wolltest du zu uns, Helen?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich wollte bloß hallo sagen. Und? Wie kommt ihr voran? Habt ihr schon eine heiße Spur?«
    »Wir sind bloß das Fußvolk. Die großen Bosse weihen uns erst in das Gesamtbild der Ermittlungen ein, wenn sie es für richtig halten.«
    »Ach so.« Helen klang ein wenig enttäuscht.
    »Es sieht allerdings fast so aus, als ob es diesmal genau andersherum läuft«, sagte Fry. »Wenn es so weitergeht, sitzen wir alle da wie eine Horde Dr. Watsons und warten darauf, dass uns der gute Ben Cooper die Lösung präsentiert.«
    Helen runzelte die Stirn; der sarkastische Ton gefiel ihr nicht. »Dann halte ich euch lieber nicht länger auf. Ihr habt schließlich zu tun.«
    »Nein, warte«, sagte Cooper. »Wie geht es Mr. Dickinson?«
    Ben kam Helen verändert vor, seit sie ihre Bekanntschaft wieder aufgefrischt hatten, lockerer und weniger förmlich. Gestern war sie für ihn kaum mehr als eine Fremde gewesen, zu der man einen gebührenden Abstand wahrte. Aber heute wirkte er wesentlich entspannter, zugänglicher. Mit seinem zerstrubbelten Haar erinnerte er Helen stark an den Ben, den sie so gut von früher kannte. Und Gwen hatte Recht – seine Augen waren dunkelbraun. Das hatte sie fast vergessen.
    »Granddad geht es gut. Er ist höchstens etwas …«
    »Mitgenommen? Das ist verständlich.«
    »Etwas stiller als sonst, wollte ich sagen.«
    »Und deine Großmutter?«
    »Es ist alles ein bisschen zu viel für sie.«
    »Für sie war es sicher schlimmer als für deinen Großvater. Ja, ja, Leute in dem Alter …«
    »Pass bloß auf, dass Harry das nicht hört.«
    »Miss Milner, kannten Sie Laura Vernon?«, unterbrach Fry.
    »Gekannt wäre wohl zu viel gesagt. Ich habe sie einmal getroffen.«
    »Wann war das?«
    »Vor einigen Monaten. Auf einer Party bei ihren Eltern. Ein Fest zur Sommersonnenwende. Ja, es war im Juni.«
    »Was wissen Sie über Laura?«
    »Nicht das Geringste. Und über ihre Eltern kann ich eigentlich auch nicht mehr sagen.«
    »Trotzdem wurden Sie zu ihrer Party eingeladen. Wie kam es dazu?«
    »Mein Vater arbeitet bei Graham Vernon. Ich nehme an, sie haben mich aus Höflichkeit eingeladen.«
    »Natürlich. Und auf dieser Party haben Sie Laura kennen gelernt.«
    »Ja.«
    »Was für einen Eindruck hatten Sie von ihr?«
    »Von Laura? Sie war ein ausgesprochen hübsches Mädchen. Große, dunkle Augen. Sehr erwachsen für ihr Alter.«
    Fry wartete. »Und?«
    »Viel mehr fällt mir nicht ein.«
    »Lauras Aussehen sagt uns nicht viel über ihre Persönlichkeit, Miss Milner.«
    »Wie ich schon sagte, ich

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